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Die letzten Dinge - Roman

Die letzten Dinge - Roman

Titel: Die letzten Dinge - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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fragte Rosalinde.
    Ivy sah verlegen zu Lotta herüber und Lotta wurde es unbehaglich.
    Also, so ist das nicht … wir – wir sind nicht zusammen.
    Da läuft doch was, sagte Kevin.
    Nee, eigentlich nicht, sagte Lotta. Wir sind nur … ich weiß auch nicht.
    Ivy zuckte ratlos die Schultern.
    Sie ist … na ja, … wie soll ich sagen: eine Vollmond-Stute.
    Sei still, Ivy! Lotta wurde knallrot.
    Oder … Mondscheinprinzessin, auch gut. Für eine Nacht voller Seligkeit, da geb ich alles hin …
    Lotta winkte ab und schämte sich. Was sollte sie denn sagen? Wie gut es war, wenn Ivy von Mond zu Mond ihren Leib wärmte?
    Du bist auch nicht zu mehr nütze, als … als zum Mann im Mond!!
    Und doch half es durch den kalten Winter. Und es war gut, eine Rinnsteinprinzessin zu sein. Es genügte ihr im Augenblick und sie konnte ein andermal eines anderen Braut sein, wenn sie nur wollte.
    Lotta musste an so vieles denken, an ihre Eltern, an ihre Alten, an Rosalinde. Und wenn sie still hielt, sah sie diejenigen vorüberziehen, die gegangen waren: Herrn Schiwrin, Frau Wissmar und die liebe Frau Eisbrenner. Wo mochten sie jetzt sein? Lotta wollte üben: Dokumente schreiben und Nahrung anhängen und Tropfen zählen. Tropfen für das Herz, Tropfen für den Bauch und Tropfen gegen die Traurigkeit.
    Es musste alles so sein, wie es war, und es war gut.
    Nun aber wurde Lotta unruhig, sie musste zurück ins Abendrot. Es war Zeit, denn im Abendrot auf der Station III stand ein Wagen und darauf standen fünfzehn Kännchen Kaffee und sieben Schnabelbecher. Die Kännchen hatten keine Deckel und ihre Zuten waren angeschlagen, die Schnabelbecher aber hatten jeder einen anderen Deckel, der eine rot, der andere gelb, der andere blau. Und wenn ein Mensch ging, so tanzte ein Becher weniger auf dem Wagen, und wenn ein neuer kam, so stellte Lotta ein neues Kännchen dazu. So wackelten die Kännchen und die Becher jeden Tag aufs Neue, und das eine war für das Sotzbacher Mädchen und eines für Herrn Bellheim, und eines für Frau Wilhelm und eines für Herrn Wickert, und eines für Frau Sturm und eines für Frau Schlecker und eines für Frau Norken und eines für Dr. Kolchewski und eines für Alwis und sein Deddeddei.
    Und wenn sie nicht gestorben sind, dann leben sie noch heute.

Annegret Held , 1962 im Westerwald geboren, arbeitete u.a. als Polizistin, Sekretärin, Altenpflegerin und Luftsicherheitsassistentin – und ist erfolgreiche Autorin. Sie bekam den Berliner Kunstpreis der Akademie und den Glaser-Förderpreis, ist PEN-Mitglied und lebt im Westerwald und in Frankfurt. Im Eichborn Verlag sind bisher erschienen MEINE NACHTGESTALTEN, DIE LETZTEN DINGE und FLIEGENDE KOFFER. APOLLONIA knüpft thematisch an ihren Roman BAUMFRESSERIN an, der ihr Dorf im Westerwald schildert, und vom Feuilleton sehr gefeiert wurde.
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