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Die letzten Dinge - Roman

Die letzten Dinge - Roman

Titel: Die letzten Dinge - Roman
Autoren: Bastei Lübbe
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Zigarette!
    Shoushou nickte kommentarlos und stapfte los. Nadjeschda sah ihr zweifelnd hinterher. War das Ivys neue Freundin? Der hatte aber einen Geschmack.
    Als Shoushou um die Ecke bog, sprangen Lotta und Ivy nervös auf.
    Ey, sagte sie. Alles klar?
    Alles klar!
    Wo ist der Kerl? Ich hab nicht viel Zeit. Hab danach noch ’n Freier in der Schillerstraße.
    Ja klar! Also: eine Stunde wird es doch dauern, oder?
    Normal ’ne halbe. Aber je nachdem …
    Wenn es geht, ein wenig länger, oder?, bat Lotta. - Notfalls spendiere ich noch was, jetzt, wo Sie schon mal da sind. Er hat sich so gefreut!
    Ivy sah nervös den Flur auf und ab. Holte dann den Schlüssel aus der Hosentasche, ging zu Kurtackers Zimmer, klopfte dreimal und schloss auf. Drinnen saß Kurtacker, den Rollo halb herunter und ein kleines Lämpchen brannte auf dem Tisch. Lotta hatte ihm ein rotes T-Shirt angezogen und eine blaue Hose. Er war frisch rasiert und duftete und das Bett war gemacht. Leise lief Led Zeppelin. Beschämt sah er unter sich und seine Augenlider flatterten vor Aufregung.
    Ist sie da?, flüsterte er heiser. Ist sie da?
    Ja, flüsterte Ivy! Pschscht! Und seid schön leise! Sie kommt jetzt … sie heißt Shoushou!
    Hoho, lachte Kurtacker und gluckste. Schuschuh! Hm!
    Dann sah er auf seine Knie, presste sie zusammen und schaute wieder hoch. Dass er das noch erleben konnte, dass das möglich war. Sie war da! Und das Herz schlug ihm im Leibe und er glaubte, es müsste zerspringen, als eine weibliche Gestalt im Türrahmen erschien, mit langem Haar und kurzem Rock und gelackten Fingernägeln und einem Felljäckchen, das sie auseinander zog und ein Mieder offenbarte, aus dem die nackten Brüste quollen, und als sie den Rock hob, trug sie Strapse. Kurtacker war einer Ohnmacht nahe.
    Oh mein Gott …, stotterte er.
    Ivy schloss von außen die Tür und lehnte sich dagegen.
    Was jetzt, Lotta? Was jetzt?
    Na, die treiben’s jetzt da drin, oder was?
    Plötzlich stand Ivy der Angstschweiß auf der Stirn.
    Wenn einer kommt? Wenn das nicht gut geht? Lotta, wo gehen wir jetzt hin? Wenn die uns hier stehen sehen, die denken doch, wir hätten einen Knall?
    Dann schließ ab und wir setzen uns zu Alwis und ich rauche auch und sage, wir sind ins Quatschen gekommen … du bist doch sonst so cool!
    Ja, ich weiß auch nicht. Ich weiß einfach nicht, ob das gut geht. Ob wir nicht einen Fehler gemacht haben?
    Ivy nestelte seine Zigaretten aus der Hose und zündete sich sofort eine an.
    Ach was, flüsterte Lotta, der ist jetzt im siebten Himmel! Für den geht gerade sein allergrößter Traum in Erfüllung! Lass ihn doch! Sieh mal, wenn es ihm gefällt, dann, dann macht der auch nix, der hat sich von mir duschen lassen und alles … und außerdem hast du ihr doch verklickert, wie der tickt!
    Das kann man nicht verklickern, das muss man erlebt haben. Für den Kurtacker gibt es keine Gebrauchsanweisung.
    Da hast du Recht.
    Ivy klebte förmlich an Kurtackers Tür. Auf einmal hatte er eine grauenhafte Angst. Lotta nahm ihn am Ärmel und zerrte ihn schräg gegenüber in das offene Zimmer, wo der Fernseher lief und Frau Schlecker herumkurvte und nicht wusste, wo sie hin sollte.
    Fahr mich mal ’n bissjen.
    Still!, rief Ivy.
    Ick beiß dir gleich in’ Arsch.
    Frau Schlecker! Aus!!
    Ick werde euch alle anzeigen, bei der Stadt, beim Oberbürgermeister, krähte Frau Schlecker.
    Deddeddeddei, sagte Alwis.
    Pschsch …, sagte Lotta.
    Ick bin hier in Pflege, krähte Frau Schlecker. Und ick habe ein Recht darauf, det Ihr allet macht, watt ick sage.
    Gleich, pscht.
    Deddeddeddei.
    Angestrengt lauschten Lotta und Ivy. Sie hörten nichts.
    Ist dochn gutes Zeichen. Nein – jetzt kommt der auch noch!!
    Herr Wickert, der alte Henningergaul, kam mit einem Dornkaat und der Bildzeitung angestapft und sang aus vollem Hals:
    Rosalinde, ach Rosalinde – warum bist du böse auf mich?
    Ach ich kann es gar nicht fassen – dass du mich hast sitzen lassen …
    Herr Wickert!, schrie Ivy hysterisch. – Seien Sie mal ’n Augenblick still!
    Aber wieso denn, fragte Wickert.
    Nur so.
    Mal sprang Lotta an Kurtackers Tür und lauschte. Dann stürzte Ivy an die Tür und lauschte. Nichts, außer …
    Er stöhnt, flüsterte Lotta. Der stöhnt!
    Echt?! Ich wünschte, es kommt ihm schon.
    Der … der stöhnt nicht … der … der flucht.
    Nee oder? Nee oder?
    Aus der Ferne kam Nadjeschda mit dem Pflegewagen.
    No wos? Seid noch da? Wollt nicht gehe nach Hause?
    Wir quatschen noch ein wenig.
    No, gut,
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