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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin
Autoren: Nora Roberts
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frisiert. Aber er sah immer noch so gut aus.
    Und er war darunter auch immer noch so kalt. Mittlerweile konnte sie erkennen, was sie als junges Mädchen nicht gesehen hatte. Das Eis unter der glatten Fassade.
    Er lächelte sie an, und die Jahre fielen von ihr ab.
    Er glaubte, sie mit seinem Lächeln einschüchtern zu können, dachte sie. Stattdessen weckte es in ihr nur Erinnerungen, und sie konnte es sich verzeihen, dass sie in jener Nacht so verwirrt gewesen war, dass sie einen Mann geküsst hatte, der zum Mord an ihrer Freundin beigetragen hatte.
    »Sagen Sie bitte Ihren Namen.«
    »Mein Name ist Elizabeth Fitch.«
    Sie erzählte die Geschichte, die sie mittlerweile fast schon zu oft erzählt hatte. Sie erwähnte jedes Detail und ließ auch, wie angewiesen, Emotionen erkennen.
    »Diese Ereignisse haben sich vor zwölf Jahren zugetragen«, erinnerte sie der Bundesstaatsanwalt. »Warum haben Sie so lange gebraucht, um an die Öffentlichkeit zu treten?«
    »Ich habe bereits in jener Nacht mit den Detectives Brenda Griffith und Sean Riley vom Chicago Police Department gesprochen.«
    Sie waren auch im Gerichtssaal. Sie blickte sie an und sah ihr leichtes Nicken.
    »Ich wurde in ein sicheres Haus gebracht, dann unter den Schutz des U. S. Marshals Service gestellt und in ein anderes Haus überführt, wo ich mich unter dem Schutz der Marshals John Barrow, Theresa Norton, William Cosgrove und Lynda Peski drei Monate lang aufhielt, weil es Prozessverzögerungen gab. Dort blieb ich bis zum Abend meines siebzehnten Geburtstags.«
    »Was ist an jenem Tag geschehen?«
    »Die Marshals Barrow und Norton wurden getötet, als sie verhindern wollten, dass die Marshals Cosgrove und Keegan, der an jenem Tag dafür gesorgt hatte, dass er Marshal Peski vertrat, mich versuchten umzubringen.«
    Die Hände fest im Schoß ineinander verschränkt, saß sie während des Verhörs unbewegt da.
    »Woher wollen Sie das wissen?«, fragte der Staatsanwalt.
    Sie erzählte von einem hübschen Pullover und Ohrringen, von einem Geburtstagskuchen. Von Schreien und Schüssen, von ihren letzten Augenblicken mit John Barrow und seinen letzten Worten zu ihr.
    »Er hatte eine Frau und zwei Kinder, die er sehr liebte. Er war ein guter Mann, freundlich und mutig. Er gab sein Leben, um meines zu retten, und als er wusste, dass er sterben würde, als er wusste, dass er mich nicht mehr beschützen konnte, sagte er mir, ich solle fliehen, weil zwei Männer, denen er vertraut hatte, zwei Männer, die den gleichen Eid abgelegt hatten wie er, diesen Eid verraten hatten. Er konnte nicht wissen, ob es nicht auch noch andere gab oder wem ich außer mir selbst überhaupt trauen durfte. In seinen letzten Augenblicken tat er alles, damit ich in Sicherheit war. Also rannte ich weg.«
    »Und Sie lebten zwölf Jahre unter einem falschen Namen und versteckten sich vor der Polizei?«
    »Ja und vor den Volkovs und jenen Personen bei der Polizei, die mit den Volkovs zusammenarbeiten.«
    »Was hat sich geändert, Ms Fitch? Warum sagen Sie hier und jetzt aus?«
    »Solange ich auf der Flucht war, war das Leben, für das John und Terry gestorben sind, sicher. Aber solange ich auf der Flucht war, gab es auch keine Gerechtigkeit für sie oder für Julie Masters. Und das Leben, das sie gerettet hatten, konnte nur ein halbes Leben sein. Ich will, dass die Menschen wissen, was geschehen ist, und ich will ein Leben führen, das diese Bezeichnung verdient. Ich will nicht länger weglaufen und mich verstecken.«
    Sie ließ sich auch im Kreuzverhör nicht beirren. Sie hatte angenommen, es würde ihr wehtun, wenn man sie als Lügnerin und Feigling bezeichnen und ihre Motive und Handlungen auseinandernehmen und verdrehen würde.
    Aber das war nicht so. Sie drückte sich nur umso präziser aus. Sie antwortete freimütig und mit kräftiger Stimme. Als ihre Zeugenaussage beendet war, wurde sie in ein Konferenzzimmer geführt.
    »Sie waren perfekt«, sagte Garrison zu ihr.
    »Ich hoffe es.«
    »Sie haben sich sehr gut gehalten und klare Antworten gegeben. Die Jury hat Ihnen geglaubt. Sie haben Sie mit sechzehn gesehen, Liz, und mit siebzehn, so wie sie Sie jetzt gesehen haben. Sie haben sie dazu gebracht.«
    »Wenn das so ist, werden sie für schuldig plädieren. Daran muss ich einfach glauben.«
    »Glauben Sie mir, Sie haben den Schlüssel umgedreht. Sind Sie bereit für den Rest?«
    »Ich hoffe ja.«
    Garrison berührte sie am Arm und sagte leise: »Sie können sicher sein. Wir bekommen Sie heil
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