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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin
Autoren: Nora Roberts
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werden.«
    Allein bei dem Gedanken krampfte sich Elizabeth’ Magen zusammen. »Du hast mir eine Pause von drei Wochen versprochen, einschließlich dieser nächsten Woche in New York.«
    »Manchmal kann man Versprechen eben nicht einhalten. Wenn ich die nächste Woche nicht abgesagt hätte, hätte ich Dr. Dusecki nicht auf der Konferenz vertreten können.«
    »Du hättest ja nein sagen können.«
    »Das wäre egoistisch und kurzsichtig gewesen.« Susan bürstete das Jackett ab, das sie gerade aufgehängt hatte, und trat einen Schritt zurück, um ihre Liste zu überprüfen. »Du bist alt genug, um zu begreifen, dass die Arbeit wichtiger ist als Vergnügen und Freizeit.«
    »Wenn ich alt genug bin, um das zu begreifen, warum bin ich dann nicht auch alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen? Ich will diesen Urlaub. Ich brauche ihn.«
    Susan bedachte ihre Tochter mit einem flüchtigen Blick. »Ein Mädchen deines Alters, in bester körperlicher und geistiger Verfassung, braucht wohl kaum einen Urlaub von Studium und anderen Aktivitäten. Außerdem ist Mrs Laine bereits zu ihrer zweiwöchigen Kreuzfahrt aufgebrochen. Ich konnte sie ja nicht gut darum bitten, ihren Urlaub zu verschieben. Es ist also niemand da, um dir deine Mahlzeiten zuzubereiten oder das Haus in Ordnung zu halten.«
    »Ich kann mir selbst etwas kochen, und putzen und aufräumen kann ich auch.«
    »Elizabeth.« Im Tonfall ihrer Mutter mischten sich Tadel und Kummer. »Es ist beschlossene Sache.«
    »Und ich darf nicht einmal meine Meinung sagen? Ich denke, ich soll Unabhängigkeit und Verantwortung entwickeln?«
    »Unabhängigkeit entwickelt sich schrittweise, ebenso wie Verantwortung und Entscheidungsfreiheit. Du brauchst immer noch Anleitung und Führung. Ich habe dir einen aktualisierten Plan für die nächste Woche gemailt, und das Paket mit allen Informationen zum Programm liegt auf deinem Schreibtisch. Denk bitte daran, Dr. Frisco persönlich dafür zu danken, dass er dich in die Sommerschule aufgenommen hat.«
    Während sie sprach, zog Susan den Reißverschluss ihres Kleidersacks zu und schloss ihren kleinen Rollkoffer. Sie trat an ihre Kommode, um ihre Frisur und ihren Lippenstift zu prüfen.
    »Du hörst mir überhaupt nicht zu.«
    Susan blickte ihre Tochter im Spiegel an. Das war das erste Mal, dass die Mutter sich die Mühe machte, sie anzusehen, seit sie in ihr Schlafzimmer gekommen war, dachte Elizabeth. »Aber natürlich. Ich habe alles gehört, was du gesagt hast. Laut und deutlich.«
    »Zuhören ist etwas anderes als Hören.«
    »Das mag stimmen, Elizabeth, aber diese Diskussion hatten wir bereits.«
    »Das ist keine Diskussion, das ist ein Beschluss.«
    Susan presste kurz die Lippen zusammen, als einziges Zeichen dafür, dass sie verärgert war. Als sie sich umdrehte, waren ihre blauen Augen wieder kühl und ruhig. »Es tut mir leid, dass du es so empfindest. Aber als deine Mutter muss ich tun, was ich als das Beste für dich betrachte.«
    »Und deiner Meinung nach ist es das Beste für mich, zu tun, zu sein, zu sagen, zu denken, zu handeln und genau so zu werden, wie du es geplant hast, bevor du dich mit sorgfältig ausgewähltem Sperma hast befruchten lassen.«
    Sie hörte, dass ihre Stimme immer lauter wurde, konnte aber nichts dagegen machen. Auch die Tränen, die in ihren Augen brannten, konnte sie nicht zurückhalten. »Ich bin es leid, dein Experiment zu sein. Ich bin es leid, dass jede Minute an jedem Tag organisiert, gelenkt und geplant ist, damit ich deine Erwartungen erfülle. Ich will meine eigenen Entscheidungen treffen, meine eigenen Kleider kaufen, Bücher lesen, die ich lesen will. Ich will mein eigenes Leben führen – nicht deins.«
    Susan zog milde interessiert die Augenbrauen hoch. »Nun, dein Verhalten überrascht mich nicht, wenn ich bedenke, wie alt du bist, aber du hast dir einen sehr ungünstigen Zeitpunkt ausgesucht, um so trotzig und aufsässig zu sein.«
    »Tut mir leid. Es war nicht geplant.«
    »Sarkasmus ist auch typisch für dein Alter, aber er steht dir nicht.« Susan öffnete ihre Aktenmappe und überprüfte deren Inhalt. »Wir sprechen darüber, wenn ich wieder zurück bin. Ich mache einen Termin bei Dr. Bristoe.«
    »Ich brauche keine Therapie. Ich brauche eine Mutter, die mir zuhört, und keine die es einen Scheißdreck noch mal interessiert, wie ich mich fühle.«
    »Solche Ausdrücke zeigen einen beklagenswerten Mangel an Reife und Intellekt.«
    Wütend warf Elizabeth die Hände in die
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