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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin
Autoren: Nora Roberts
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mit den Schultern. Elizabeth musterte ihren Aufzug – die enge Jeans, die tief auf den Hüftknochen saß, das dünne Top, das den Bauch freiließ, die übergroße Schultertasche und die Keilsandalen. »Ich bin nur in die Mall gekommen, um meinen Freund zu treffen – meinen Ex freund, ich habe mich nämlich von ihm getrennt.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ach, scheiß drauf. Er arbeitet bei Gap. Wir wollten heute Abend ausgehen, und jetzt sagt er, er müsse bis zehn arbeiten, und danach wolle er lieber mit seinen Kumpels abhängen. Ich war es leid, deshalb habe ich Schluss gemacht.«
    Elizabeth wollte erwidern, dass sie ihn nicht dafür bestrafen sollte, dass er seinen Verpflichtungen nachkam, aber Julie redete immer weiter – und Elizabeth ging durch den Kopf, dass das andere Mädchen noch nie so viel mit ihr gesprochen hatte wie heute.
    »Also gehe ich jetzt mal zu Tiffany, um zu hören, was sie so vorhat, weil ich jetzt für den Sommer keinen Freund habe. Das nervt. Du bist wahrscheinlich mit Jungs aus dem College zusammen.« Julie musterte sie. »Gehst auf Frat Partys, Bierpartys und so.«
    »Ich … in Harvard gibt es viele Männer.«
    »Harvard.« Julie verdrehte die Augen. »Sind jetzt im Sommer auch ein paar in Chicago?«
    »Keine Ahnung.«
    »Ich bräuchte einen Typen vom College. Wer will schon einen Loser, der in der Mall arbeitet? Ich brauche jemanden, der weiß, wie man Spaß hat, der mich mitnehmen kann, an Alkohol rankommt. Aber das klappt ja nie, wenn man nicht in die Clubs reinkommt. Dort hängen die ja ab. Ich bräuchte einfach einen gefälschten Ausweis.«
    »Den kann ich dir machen.« Sie hatte die Worte noch nicht ganz ausgesprochen, als sich Elizabeth auch schon wunderte, wo sie herkamen. Julie jedoch packte sie am Arm und lächelte sie an, als seien sie die besten Freundinnen.
    »Kein Quatsch?«
    »Nein. Mit den richtigen Werkzeugen ist es nicht besonders schwierig, einen falschen Ausweis herzustellen. Eine Dokumentenvorlage, ein Foto, Laminat, ein Computer mit Photoshop.«
    »Superhirn. Was brauchst du, um mir einen Führerschein zu machen, mit dem ich in einen Club komme?«
    »Wie schon gesagt, eine Vorlage …«
    »Nein, mein Gott! Was willst du dafür?«
    »Ich …« Sie musste handeln, stellte Elizabeth fest. Das war ein Geschäft. »Ich muss Klamotten kaufen, aber ich weiß nicht, was ich kaufen soll. Ich brauche jemanden, der mir hilft.«
    »Einen Einkaufsberater?«
    »Ja. Jemanden, der sich auskennt. Du weißt schon.«
    Julie wirkte auf einmal gar nicht mehr mürrisch und gelangweilt. Sie strahlte. »Darin bin ich ein Superhirn. Und wenn ich dir helfe, ein paar Outfits zu kaufen, dann fälschst du mir den Führerschein?«
    »Ja. Und ich möchte mit dir in den Club gehen. Auch dafür brauche ich die richtigen Kleider.«
    »Du? Du willst in einen Club gehen? Dann hast du mehr als nur die Haare anders, Liz.«
    Liz. Sie war Liz. »Ich brauche ein Foto, und es dauert ein bisschen, um die Ausweise zu gestalten. Aber bis morgen könnte ich sie fertig haben. In welchen Club würden wir denn gehen?«
    »Am besten gleich in den angesagtesten. Warehouse 12 . Brad Pitt war da, als er in der Stadt war.«
    »Kennst du ihn?«
    »Schön wär’s. Okay, dann lass uns mal shoppen gehen.«
    Ihr wurde ganz schwindlig, nicht nur weil Julie sie mit atemberaubender Geschwindigkeit in die Läden dirigierte und sich Kleider schnappte, die sie nur flüchtig gemustert hatte. Schon allein die Vorstellung. Eine Einkaufsberaterin. Nicht jemanden, der eine Vorauswahl traf, was geeignet war, und dann von ihr erwartete, dass sie zustimmte. Jemand, der einfach nach etwas griff und davon redete, heiß, cool oder sogar sexy auszusehen.
    Niemand hatte Elizabeth jemals vorgeschlagen, sie solle sexy aussehen.
    Sie schloss sich in ihrer Umkleidekabine mit einem Berg von bunten Sachen ein und musste sich zunächst einmal setzen.
    Es ging alles viel zu schnell. Sie kam sich vor wie in einem Tsunami. Die Woge überrollte sie einfach.
    Ihre Finger zitterten, als sie sich entkleidete. Sorgfältig faltete sie ihre Sachen und betrachtete all die Kleidungsstücke, die in dem winzigen Raum hingen.
    Was sollte sie anziehen? Was passte wozu? Woher sollte sie das wissen?
    »Ich habe ein supertolles Kleid gefunden!« Ohne anzuklopfen, stürmte Julie in die Kabine. Instinktiv verschränkte Elizabeth die Arme vor der Brust.
    »Hast du noch nichts anprobiert?«
    »Ich wusste nicht, womit ich anfangen sollte.«
    »Fang mit dem supertollen
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