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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin
Autoren: Nora Roberts
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besaß –, würde sie in die Kleidersammlung geben. Und wenn sie Lust hatte, würde sie sich Akte X anschauen und Christina Aguilera, ’N Sync und Destiny’s Child hören.
    Und sie würde ein anderes Hauptfach wählen.
    Beim Gedanken daran schlug ihr das Herz bis zum Hals. Sie würde das studieren, was sie studieren wollte. Und wenn sie ihren Abschluss in Kriminologie und Computerwissenschaften hatte, würde sie sich beim FBI bewerben.
    Heute hatte sich alles geändert.
    Entschlossen holte sie das Haarfärbemittel aus einer Tüte. Sie baute alles im Badezimmer auf und führte den empfohlenen Test an einer versteckten Stelle durch. Während sie wartete, fegte sie die abgeschnittenen Haare auf, dann räumte sie ihren Schrank und ihre Kommode aus und hängte und legte ihre neuen Sachen hinein.
    Weil sie Hunger hatte, ging sie in die Küche, machte sich eine der vorbereiteten Mahlzeiten warm und aß, während sie auf ihrem Laptop einen Artikel über das Fälschen von Ausweisen las.
    Nachdem sie das Geschirr abgewaschen hatte, ging sie wieder nach oben. Mit einer Mischung aus Zögern und Erregung befolgte sie die Anweisung zum Färben der Haare und stellte den Wecker ein. Während die Farbe einwirkte, bereitete sie alles vor, was sie für die Ausweise brauchte. Sie nahm die Britney-Spears- CD , die Julie ihr empfohlen hatte, aus der Hülle und schob sie in den CD -Player ihres Laptops. Den Ton drehte sie so laut, dass sie die Musik hören konnte, als sie in der Dusche stand, um sich die Farbe aus den Haaren zu waschen.
    Pechschwarzes Wasser verschwand im Abfluss.
    Sie spülte die Haare mehrmals aus. Schließlich stützte sie sich mit den Händen an der Wand der Dusche ab. Vor Aufregung und Furcht zog sich ihr der Magen zusammen. Als das Wasser schließlich klar war, trocknete sie sich ab und wickelte sich ein Handtuch um die Haare.
    Seit Jahrhunderten färbten Frauen sich die Haare, rief sich Elizabeth ins Gedächtnis. Dazu benutzten sie Beeren, Kräuter oder Wurzeln. Es war ein … ein Übergangsritus, beschloss sie.
    Es war eine persönliche Entscheidung.
    Sie schlüpfte in ihren Bademantel und trat vor den Spiegel.
    »Meine Entscheidung«, sagte sie und nahm das Handtuch von den Haaren.
    Sie starrte auf das Mädchen mit der blassen Haut und den großen grünen Augen, das Mädchen mit den kurzen, stacheligen rabenschwarzen Haaren, die ihr schmales, scharfgeschnittenes Gesicht umrahmten. Sie fuhr mit den Fingern hindurch, fühlte die Struktur, sah, wie es sich bewegte.
    Dann stellte sie sich aufrecht hin und lächelte.
    »Hi. Ich bin Liz.«

2
    Da Julie ihr so viel geholfen hatte, fand Elizabeth es nur fair, mit Julies Führerschein zu beginnen. Die Dokumentenvorlage war nicht schwer zu erstellen. Die Qualität des Ausweises hing im Wesentlichen von der Qualität des Papiers und des Laminats ab.
    Das stellte kein Problem dar, da ihre Mutter immer für ausreichend Vorrat sorgte.
    Mit Scanner und Computer produzierte sie eine ganz anständige Kopie, bearbeitete das digitale Foto mit Photoshop und setzte es an die richtige Stelle.
    Das Ergebnis war gut, aber nicht gut genug.
    Nach mehreren Stunden und drei weiteren Versuchen hatte sie endlich das Gefühl, einen Ausweis geschaffen zu haben, der der Überprüfung in einem Nachtclub standhielt. Wahrscheinlich würde er sogar eine eingehendere Prüfung durch die Polizei überstehen. Sie hoffte allerdings, dass es dazu nicht kommen würde.
    Sie legte Julies Ausweis beiseite.
    Als sie auf die Uhr blickte, stellte Elizabeth fest, dass es schon zu spät war, um Julie anzurufen. Es war schon fast ein Uhr morgens. Dann warte ich eben bis morgen früh, dachte sie und machte sich an ihren eigenen Ausweis.
    Zuerst das Foto. Beinahe eine Stunde brauchte sie, um sich zu schminken, wobei sie sorgfältig die einzelnen Schritte kopierte, die sie bei Julie in der Mall beobachtet hatte. Die Augen schminkte sie dunkler, die Lippen heller, und dann gab sie noch Rouge auf die Wangen. Sie hatte nicht gewusst, dass es so viel Spaß – und Mühe – machte, mit all den Farben, Pinseln und Stiften zu spielen.
    Liz sieht älter aus, dachte sie, als sie anschließend das Ergebnis im Spiegel betrachtete. Liz sieht hübsch und selbstbewusst aus – und normal.
    Berauscht vom Erfolg machte sie sich daran, ihre Haare zu stylen.
    Das war komplizierter, aber sie war sich sicher, dass sie es mit etwas Übung schon lernen würde. Die sorglose, ein wenig unordentliche Frisur gefiel ihr. Dieses kurze,
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