Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Drinks.«
    »Oh.« Elizabeth rutschte näher zu ihr und senkte die Stimme. »Merken deine Eltern denn nicht, wenn du getrunken hast?«
    »Sie haben sich letzten Winter getrennt.«
    »Das tut mir leid.«
    Julie zuckte mit den Schultern und blickte einen Moment lang aus dem Fenster. »So was kommt vor. Jedenfalls sehe ich meinen Dad erst am Mittwoch, und meine Mom ist mit ihren langweiligen Freundinnen übers Wochenende in so einem Wellness-Hotel. Emma hat ein Date, und außerdem ist es ihr sowieso egal. Ich kann tun, was ich will.«
    Elizabeth nickte. Das hatten sie gemeinsam. Niemand war zu Hause, der sich um sie kümmerte. »Gut. Wir bestellen Cosmos.«
    »Ja, jetzt hast du es begriffen. Und wir stecken unseren Rahmen ab. Deshalb tanzen wir zuerst zusammen – so können wir die Jungs auschecken und sie uns auch.«
    »Tanzen Mädchen deshalb zusammen? Ich habe mich schon gewundert.«
    »Es macht auch Spaß – und viele Jungs tanzen nicht. Hast du dein Handy?«
    »Ja.«
    »Wenn wir getrennt werden, rufen wir uns an. Wenn ein Junge nach deiner Nummer fragt, gib ihm bloß nicht eure Festnetznummer. Handy ist okay, solange deine Mutter nicht deine Anrufe überwacht.«
    »Nein. Mich ruft ja nie jemand an.«
    »So wie du aussiehst, wird sich das heute Abend ändern. Wenn du deine richtige Nummer nicht rausrücken willst, sag einfach eine falsche. Und dann: Du bist auf dem College, also bist du schon mal cool. Wir sagen einfach, wir teilen uns ein Zimmer. Ich habe Kunstgeschichte als Hauptfach. Was hast du noch mal?«
    »Ich soll Medizin studieren, aber …«
    »Bleib besser so dicht an der Wahrheit wie möglich. Dann bringst du auch nichts durcheinander.«
    »Ich studiere also Medizin und fange jetzt ein Praktikum an.« Allein schon der Gedanke daran deprimierte sie. »Aber ich rede nur übers College, wenn es sein muss.«
    »Jungs reden sowieso immer nur von sich selbst. O Gott, wir sind schon fast da.« Julie öffnete ihre Tasche, betrachtete prüfend ihr Gesicht in einem kleinen Spiegel und legte noch einmal Lipgloss auf. Elizabeth tat es ihr nach. »Kannst du das Taxi bezahlen? Ich habe mir einen Hunderter aus dem Bargeldvorrat meiner Mutter genommen, aber mehr habe ich nicht.«
    »Ja, natürlich.«
    »Ich zahle es dir auch zurück. Dad gibt mir immer Geld.«
    »Mir macht es nichts aus zu bezahlen.« Elizabeth nahm das Geld für das Taxi aus ihrem Portemonnaie und berechnete das Trinkgeld.
    »Oh, Mann, ich habe Gänsehaut. Ich kann es kaum glauben, dass wir ins Warehouse 12 gehen. Das ist der Hammer!«
    »Was machen wir jetzt?«, fragte Elizabeth, als sie aus dem Taxi gestiegen waren.
    »Wir stellen uns in die Schlange. Sie lassen nicht jeden hinein, auch nicht mit Ausweis.«
    »Warum?«
    »Weil es ein angesagter Club ist, deshalb weisen sie Assis und so ab. Aber die heißen Mädchen lassen sie immer hinein. Und wir sind absolut heiß.«
    Es war eine lange Schlange, und der Abend war warm. Verkehrslärm übertönte die Gespräche der anderen Wartenden. Elizabeth nahm den Augenblick in sich auf – die Geräusche, die Gerüche, alles, was sie sah. Samstagabend, dachte sie, und sie stand mit anderen wunderschönen Menschen in der Warteschlange vor einem angesagten Club. Sie trug ein neues Kleid – ein rotes Kleid – und sehr hohe High Heels, die ihr das Gefühl gaben, groß und mächtig zu sein.
    Niemand schaute sie so an, als gehörte sie nicht hierher.
    Der Mann an der Tür, der die Ausweise überprüfte, trug einen Anzug und auf Hochglanz polierte Schuhe. Seine dunklen Haare, die von Gel glänzten, waren zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Auf dem linken Wangenknochen hatte er eine Narbe, und in seinem rechten Ohrläppchen funkelte ein Brillantknopf.
    »Er ist Türsteher«, flüsterte Elizabeth Julie zu. »Ich habe ein bisschen recherchiert. Er schmeißt die Leute raus, die Ärger machen. Er sieht sehr stark aus.«
    »Wir müssen nur an ihm vorbei hineinkommen.«
    »Der Club gehört Five Star Entertainment. Das wird von Mikhail und Sergei Volkov geleitet. Es heißt, sie haben Verbindungen zur russischen Mafia.«
    Julie verdrehte die Augen. »Die Mafia ist italienisch. Hast du noch nie The Sopranos gesehen?«
    Elizabeth hatte keine Ahnung, was Singen mit der Mafia zu tun haben sollte. »Seit dem Fall des Kommunismus in der Sowjetunion ist das organisierte Verbrechen in Russland auf dem Vormarsch. Es war schon einmal äußerst effektiv organisiert, als es von der SS geleitet wurde, aber …«
    »Liz. Erspar mir
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher