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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin
Autoren: Nora Roberts
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den Geschichtsunterricht.«
    »Ja. Entschuldigung.«
    »Reich ihm einfach deinen Ausweis und rede weiter mit mir.« Julie redete lauter, als sie an die Tür vorrückten. »Mit dem Verlierer Schluss zu machen war das Beste, was ich seit Monaten getan habe. Habe ich dir schon erzählt, dass er mich alleine heute schon dreimal angerufen hat? Gott, als ob ich meine Meinung noch einmal ändern würde.«
    Sie lächelte den Türsteher an und reichte ihm ihren Ausweis, während sie weiter mit Elizabeth redete. »Ich habe ihm gesagt, er solle es vergessen. Wenn er keine Zeit für mich hat, dann eben ein anderer.«
    »Es ist sowieso am besten, sich nicht zu sehr an eine Person zu binden, und ganz sicher in dieser Phase.«
    »Da sagst du was!« Julie streckte die Hand aus, damit der Türsteher den Stempel darauf drücken konnte. »Ich bin jedenfalls bereit, mir die anderen auch noch anzusehen. Die erste Runde geht auf mich.«
    Sie trat um den Türsteher herum, der auch Elizabeth’ Ausweis überprüfte und ihr einen Stempel verpasste. Dabei grinste sie den Mann so breit an, als wolle sie ihn verschlucken.
    »Danke«, sagte sie, als er den Stempel auf ihren Handrücken gedrückt hatte.
    »Viel Spaß den Damen.«
    »Wir sind der Spaß«, sagte Julie zu ihm. Sie ergriff Elizabeth’ Hand und zog sie in die Geräuschkulisse hinein.
    »Oh, mein Gott, wir sind drin!«, kreischte Julie, aber ihre Stimme wurde von der Musik verschluckt. Sie umarmte Elizabeth.
    Überrascht erstarrte diese, aber Julie umarmte sie einfach noch einmal. »Du bist ein Genie.«
    »Ja.«
    Julie lachte aufgeregt. »Okay. Tisch, Cosmos, Tanzen und Checken.«
    Elizabeth hoffte, dass die Musik auch das heftige Klopfen ihres Herzens übertönte. So viele Leute. Sie war es nicht gewöhnt, mit so vielen Leuten an einem Ort zu sein. Alle bewegten sich und redeten, während die Musik dröhnte, eine Flut von Menschen, die einem die Luft abschnürte. Die Tanzfläche war gerammelt voll, überall zuckten und drehten sich schwitzende Leiber. Sie drängten sich in Nischen, um Tische, an der langen, geschwungenen Theke aus Edelstahl.
    Sie war entschlossen, ganz »kühl« zu bleiben. Ein Pullover war hier bestimmt nicht nötig. Überall pulsierten warme Körper.
    Als sie sich durch die Menge drängten, raste Elizabeth’ Herz. Angst schnürte ihr die Kehle zu und presste ihr die Brust zusammen. Sie rannte nur deshalb nicht davon, weil Julie ihre Hand fest umklammert hielt.
    Schließlich steuerte Julie auf einen Tisch zu, der nicht größer als ein Essteller war.
    »Bingo! Oh, mein Gott, es ist, als ob alle hier wären! Wir müssen uns einen Tisch näher an der Tanzfläche organisieren. Das ist ja total geil hier! Der DJ bringt’s ja voll!« Sie blickte Elizabeth prüfend an. »Hey, ist alles okay?«
    »Es ist sehr voll und sehr warm hier.«
    »Na ja. Wer will schon in einen leeren, kalten Club gehen? Hör mal, wir brauchen was zu trinken. Ich gehe jetzt an die Bar und besorge uns was. Das geht auf mich, weil du ja das Taxi bezahlt hast. Dabei kann ich mich schon mal umsehen. Und du machst dasselbe von hier aus. Zwei Cosmos, kommen sofort!«
    Als Julies Hand sie losließ, verschränkte Elizabeth sofort die Arme. Sie kannte die Anzeichen – Angst, Klaustrophobie – und konzentrierte sich auf ihre Atmung. Liz geriet doch nicht in Panik, nur weil sie sich in einer Menschenmenge befand. Sie zwang sich dazu, sich zu entspannen, begann bei ihren Zehen und arbeitete sich langsam die Beine hinauf.
    Als sie ihren Bauch erreicht hatte, war sie so ruhig geworden, dass sie anfangen konnte, sich umzuschauen. Die Eigentümer – und ihr Architekt – hatten den Raum des ehemaligen Lagerhauses gut genutzt und die Leitungen und Rohre auf den alten Ziegelmauern offen liegen lassen. Der Edelstahl von Theke, Tischen, Stühlen und Barhockern reflektierte die bunten Lichter – ein weiteres Pulsieren im Takt der Musik, dachte sie.
    Offene Eisentreppen auf jeder Seite führten auf eine zweite Ebene, die ebenfalls offen war. Dort lehnten Leute am Geländer oder drängten sich um weitere Tische. Wahrscheinlich gab es dort oben auch noch eine Bar. Drinks bedeuteten Profit.
    Hier unten arbeitete unter den blitzenden Lichtern auf einer breiten, höher liegenden Plattform der DJ . Noch ein Beobachter, dachte Elizabeth. Durch seine erhöhte Position besaß er Autorität, und er hatte die Menge im Auge. Seine langen dunklen Haare flogen, während er arbeitete. Er trug ein bedrucktes T-Shirt. Sie konnte
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