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Rollentausch (zum Glueck gezwungen)

Rollentausch (zum Glueck gezwungen)

Titel: Rollentausch (zum Glueck gezwungen)
Autoren: Julia von Finkenbach
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Man soll die Phrase ja nicht benutzen, aber 'es kam so über mich'. Natürlich kam es nicht einfach so. Es hatte schon wochenlang in meinem Hirn gesessen und sich langsam aber sicher zu einer fixen Idee entwickelt. Immer, wenn ich meine Gedanken ein wenig wandern lies, kam sie wieder zum Vorschein. Es war verwirrend. Seit Jahren hatte ich mich als Sub verstanden. Ich mag es, wenn mein Partner im Bett den Ton angiebt. So kann ich mich ein paar Stunden lang entspannen und kann ihm die ganze Arbeit überlassen. Und bei Alex kam ich immer auf meine Kosten.
    Warum also wollte ich mal die Rollen tauschen? Warum wollte ich Alex dominieren, statt von ihm dominiert zu werden?
    Es war zum verrückt werden. Es war ja nicht so, dass mir der Sex auf einmal keinen Spaß mehr machte. Mir war auch nicht langweilig. Ich war auch nicht unbefriedigt oder so. Aber immer wieder stahl sich der Gedanke in meinen Kopf, wie es sich wohl anfühlen würde, wenn ich die Macht über ihn hätte. Wenn ich die Fäden zog.
    Irgendwann wurde mir bewusst, dass ich gar nicht mehr überlegte, ob ich Alex fragen sollte, sondern wie ich es anstellen könnte. Von Anfang an war unsere Beziehung auf der unausgesprochenen Übereinkunft aufgebaut worden, dass er im Schlafzimmer das Sagen hatte. Ursprünglich war es mal ein Versuch gewesen, ihn zu motivieren als er in der Uni Probleme hatte. Wenn er sich besserte, dann konnte er mich haben. Das war natürlich nur die halbe Wahrheit, denn ich hatte mich ziemlich in ihn verknallt. Aber warum nicht das Angenehme mit dem Nützlichen verbinden? Inzwischen war das aber eigentlich nur noch eine Formsache.
    Bis jetzt.
    Ich sah zu, wie die Figur auf dem Bildschirm die andere nach allen Regeln der Kunst vermöbelte. Es war ein Meisterwerk der Koordination, der Geschicklichkeit, des Könnens. Blöd nur, dass es nun so gar nichts mit dem Grund meines Besuchs zu tun hatte.
    "Alex..." sagte ich etwas genervt. Er antwortete mit einem ablehnenden Grunzen. Der Herr wollte bei seiner Arbeit nicht gestört werden. "Alex..." wiederholte ich, etwas eindringlicher, "Wir wollten doch lernen." Ein geistesabwesendes Brummen antwortete mir. Ich seufzte. "Alex, die Klausur ist nicht einfach. Die meisten Leute fallen beim ersten Anlauf durch." versuchte ich an seinen gesunden Menschenverstand zu appellieren. Dummerweise war der gerade im Kurzurlaub.
    "Is ja noch ein bisschen Zeit..." gab er zurück. Immerhin redeten wir jetzt miteinander.
    "Glaubst Du denn, dass Du den ganzen Stoff in ein paar Tagen durcharbeiten kannst?" fragte ich zurück. Er blieb still. Seine Spielfigur drosch weiter auf den Gegner ein. Das war der Code für 'Du hast Recht, aber ich hab trotzdem keine Lust'. Langsam wurde ich etwas wütend. Ständig musste man ihm in den Hintern treten. Nichts klappte von allein, dauernd musste ich ihm hinterhersein.
    "Na, wenn Du meinst...aber ich wette mit Dir, dass Du damit auf die Nase fällst." sagte ich schließlich. Vielleicht war es an der Zeit, dass er mal an die Konsequenzen erinnert wurde, wenn er sich nicht anstrengte.
    "Die Wette halt' ich..." gab er etwas geistesabwesend zurück. Bingo.
    "Gut, wir wetten." sagte ich sofort, bevor er es sich anders überlegen konnte. "Wenn Du es schaffst, kannst Du mit mir machen, was Du willst. Wenn nicht...bin ich dran." Er brummte seine Zustimmung, offensichtlich wenig um das Risiko besorgt. Vielleicht hatte er es auch gar nicht richtig mitbekommen.
    "Wenn Du doch noch Lernen willst, kannst Du mich ja anrufen." sagte ich. Er blieb stumm. Ich stand auf und ging und überließ ihn seinem Schicksal.
    Es kam, wie es kommen musste. Der Tag der Prüfung kam und ging, doch mein Telefon blieb stumm. Das war ein klares Zeichen - wenn Alex bestanden hätte, würde er es mir ja sagen. Aber er hatte wohl Schiss, mir sein Versagen einzugestehen. Als ob ich es nicht am Ende doch erfahren würde. Als am nächsten Morgen immernoch keine Nachricht gekommen war, beschloss ich selbst aktiv zu werden.
    Mein ersten Anruf wurde abgewiesen. Es musste wirklich schlimm sein. Einen Augenblick lang überkam mich das Mitgefühl. Er hatte im Moment doch eigentlich andere Sorgen als mich mit meinen versauten Fantasien. Aber auf meiner Schulter saß ein kleiner Teufel, der mir einflüsterte dass er schließlich selbst Schuld an seiner Misere war. Ich hatte ihn ja gewarnt. Es wurde Zeit, dass er endlich mal die Konsequenzen zu spüren bekam.
    Ich drückte die Anrufwiederholung. Diesmal ließ Alex es eine Weile
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