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Die letzte Zeugin

Die letzte Zeugin

Titel: Die letzte Zeugin
Autoren: Nora Roberts
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Das Bargeld habe ich ebenfalls schon vorliegen, und auf den meisten Geldscheinen sind Blakes Fingerabdrücke.«
    Er schwieg einen Moment und überkreuzte erneut die Beine. »Er behauptet, er habe Ty für Arbeiten im Haus und im Garten engagiert und er habe ihn im Voraus bezahlt, weil Ty das Geld brauchte.«
    » Kosseh sher. «
    »Was?«
    »Das heißt Scheißdreck auf Farsi.«
    »Na, das ist ja mal großartig.« Big John kicherte. »Ja, das ist Scheißdreck in jeder Sprache. Wir können zwei Dutzend Zeugen aufbringen, die schwören würden, dass Blake niemals im Voraus bezahlt, niemals bar bezahlt und sich das Geld immer quittieren lässt. Es stimmt natürlich, dass Ty gegen Ende schon ziemlich betrunken war, aber er ist keinen Millimeter von seiner Geschichte abgewichen. Also.«
    Er zuckte mit den Schultern und trank noch einen Schluck Kaffee. »Wenn Lincoln Blake vor Gericht gestellt würde, würde das meine Gefühle nicht verletzen. Das wird Aufsehen erregen, schließlich ist er wegen Anstiftung zum Mord an einem Polizeibeamten angeklagt. Sie werden einen Deal machen wollen, aber ins Gefängnis muss er auf jeden Fall.«
    »Damit kann ich auch leben.«
    »Gut.« Er erhob seine massigen eins achtundneunzig aus dem Stuhl. »Ich mache den Deal mit dem Anwalt des Jungen. Bei diesen beiden Verhaftungen haben Sie gute Arbeit geleistet.«
    »So soll es ja auch sein.«
    »Wie es sein soll und wie es tatsächlich ist, stimmt nicht immer überein. Ich melde mich.«
    Nein, das stimmte nicht immer überein, dachte Brooks. Aber er wollte nichts anderes, als gute, saubere Arbeit leisten. Und er wollte, dass alles andere endlich vorbei war, so faszinierend es auch sein mochte.
    Alltag, hatte Abigail es genannt. Es überraschte ihn, wie sehr er gelernt hatte, den Alltag zu schätzen.
    Er trat aus seinem Büro. Alma, einen Kugelschreiber hinterm Ohr und eine rosa Tasse mit süßem Tee am Ellbogen, saß am Empfang. Ash hämmerte mit gerunzelter Stirn an seinem Schreibtisch auf die Computertastatur ein. Boyds Stimme drang aus dem Funkgerät und berichtete von einem kleinen Verkehrsunfall hinter Rabbit Run am Mill’s Head.
    Das war das, was er wollte, dachte Brooks. Genau das. Jeden Tag.
    Abigail kam herein.
    Er kannte sie, deshalb sah er ihr die Anspannung an, obwohl ihre Miene gleichmütig war.
    Alma erblickte sie. »Hey, ich habe die Neuigkeiten gehört. Herzlichen Glückwunsch, Abigail. So darf ich Sie ja jetzt wohl nennen, da Sie zur Familie gehören. Sie haben einen guten Mann erwischt.«
    »Danke. Ja. Einen sehr guten Mann. Hallo, Deputy Hyderman.«
    »Äh, ich heiße Ash, Ma’am. Schön, Sie zu sehen.«
    »Ich heiße Abigail. Sie können gerne Abigail sagen. Entschuldige die Störung, aber hast du einen Moment Zeit?«, fragte sie Brooks.
    »Auch zwei. Komm herein.«
    Er ergriff ihre Hand, nachdem er die Tür zu seinem Büro geschlossen hatte. »Was ist passiert?«
    »Etwas Gutes.« Das Gute machte sie ein bisschen atemlos. »Garrison hat sich bei mir gemeldet. Ihr Bericht war zwar kurz, aber es war alles drin.«
    »Abigail, erzähl schon!«
    »Ich … oh. Sie haben Cosgrove und Keegan festgenommen. Die beiden werden verhört, und das kann eine Zeitlang dauern. Sie hat die Erpressung zwar nicht erwähnt, aber ich habe die hausinterne Kommunikation verfolgt, sozusagen. Natürlich glauben sie, dass Keegan Cosgrove erpresst hat, und damit üben sie Druck auf beide aus. Und es gibt noch mehr Neuigkeiten, viel wichtigere. Sie haben Korotkii und Ilya Volkov verhaftet. Korotkii wegen Mordes an Julie und Alexi und Ilya wegen Beihilfe zum Mord.«
    »Setz dich, Liebling.«
    »Ich kann nicht. Es geht los. Es geht tatsächlich los. Sie haben mich gebeten, mich mit dem Bundesstaatsanwalt und seinen Leuten zu treffen, um mich auf die Zeugenaussage vorzubereiten.«
    »Wann?«
    »Sofort. Ich habe einen Plan.« Sie ergriff seine Hände und hielt sie fest. »Du musst mir vertrauen.«
    »Erzähl es mir.«
    An einem sonnigen Julimorgen, einen Monat und zwölf Jahre nach dem Tag, an dem sie Zeugin der Morde geworden war, betrat Elizabeth Fitch den Gerichtssaal. Sie trug ein schlichtes schwarzes Kostüm und eine weiße Bluse und war scheinbar kaum geschminkt. Ihr einziger Schmuck waren ein paar hübsche Ohrringe.
    Sie trat in den Zeugenstand und schwor, die Wahrheit zu sagen. Dabei blickte sie Ilya Volkov direkt in die Augen.
    Wie wenig er sich verändert hatte, dachte sie. Ein bisschen voller im Gesicht und am Körper, seine Haare schicker
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