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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher
Autoren: Anthony Mark
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hereingebrochen.
    Mach dir keine Sorgen. Vermutlich sind sie in genau diesem Augenblick warm und sicher in der Stahlkathedrale, essen eine heiße Mahlzeit, und Jay lacht über deine Dummheit, weil du sie nicht begleitet hast.
    Er überquerte die Straße, suchte sich einen Weg an einer Kavalkade geparkter Nachrichtenwagen vorbei und stieß die Glastüren in die Lobby auf. Nachdem er den ganzen Tag in der Kälte an der frischen Luft gestanden hatte, lähmte ihn der Schock der plötzlichen Wärme förmlich. Die Lobby war hell erleuchtet, der Boden bestand aus poliertem Stein. In jeder Ecke waren Fernsehapparate montiert, die die Abendnachrichten zeigten, aber der Ton war abgedreht, um den künstlichen Softrock nicht zu stören, der aus unsichtbaren Lautsprechern drang.
    »Kann ich Ihnen helfen, Sir?«
    Travis wischte sich über die Augen. Die Lobby war bis auf eine Empfangsdame hinter einer Theke leer. Sie war jung – kaum älter als die Hexe Jessie – und hatte dunkle Haut, die ein goldener Nasenring noch stärker hervorhob. Ihr Gesichtsausdruck war zugleich hilfsbereit und misstrauisch. Travis gehörte nicht hierher, und sie beide wussten es.
    Er ging zur Theke. »Ich muss mit jemandem sprechen.«
    Sie lächelte, aber ihre Augen wurden ein Stück schmaler. »Sagen Sie mir, mit wem Sie einen Termin haben, und ich rufe ihn an und lasse ihn wissen, dass Sie da sind.« Sie griff nicht nach dem Telefonhörer.
    Travis befeuchtete sich die Lippen. Er zermarterte sich das Hirn, aber er konnte sich an keinen der Reporternamen erinnern, nicht mal an den des Wettermannes.
    »Sir?«
    Ein Name fiel ihm ein, und er stieß ihn hervor. »Anna Ferraro. Ich muss Anna Ferraro sprechen.«
    Einen Augenblick lang zerbröckelte die höfliche Fassade der jungen Frau; ihr Blick senkte sich. Dann nahm sie einen förmlichen Tonfall an. »Es tut mir Leid, Sir, aber Miss Ferraro arbeitet nicht mehr hier.«
    Er starrte sie an. »Was?«
    »Sie müssen jetzt gehen, Sir.«
    Er schüttelte den Kopf, und sie schaute mit einem flehenden Blick zu ihm hoch. »Bitte«, sagte sie leise. »Ich will sie nicht rufen müssen.«
    Wieder flackerte ihr Blick nach rechts, zu einer Tür mit der Aufschrift Sicherheit. Travis verstand. Trotzdem musste er es versuchen; das hier war seine einzige Chance. Er trat einen Schritt zurück, spannte die Muskeln an, um in den Korridor hinter der Theke stürmen zu können.
    Aus dem Augenwinkel sah er eine Bewegung. Jenseits der glasverkleideten Lobby überquerte eine Frau den Parkplatz, einen Pappkarton in der Hand. Sie trat in das Licht einer Laterne, und Travis' Herz übersprang einen Schlag. Dann rannte er los. Er ignorierte den überraschten Ausruf der Empfangsdame, schoss durch die Tür und raste über den Parkplatz. Er erreichte die Frau gerade in dem Augenblick, in dem sie den Karton auf dem Kofferraum absetzte und in ihrer Handtasche herumkramte.
    Sie drehte sich um, einen verärgerten Ausdruck auf dem Gesicht. »Sie werden mich doch wohl nicht überfallen, oder? Auch wenn das das perfekte Ende dieses völlig katastrophalen Tages wäre.«
    Ihr Tonfall entwaffnete ihn so komplett, dass er sie bloß anstarren konnte.
    Die Frau stöhnte auf. »Gott, hier sind sogar die Gauner inkompetent.« Sie grub tiefer in der Tasche und zog einen Schlüsselbund hervor. »Was?«
    »Tut mir Leid«, murmelte Travis. Er nahm den Karton, damit sie den Kofferraum öffnen konnte, dann stellte er ihn dort ab.
    »Danke«, sagte sie, knallte den Kofferraumdeckel zu und öffnete dann die Fahrertür.
    »Warten Sie«, sagte Travis heiser.
    Sie drehte sich um. »Wozu?«
    »Ich möchte mit Ihnen sprechen.«
    Sie schlug sich vor die Stirn. »Herrgott, Sie sind kein Gauner, Sie sind ein Fan. Was habe ich doch für ein Glück. Nun, hier ist eine letzte Blitzmeldung für Sie, Kumpel: Ich gebe keine Autogramme mehr. Warum? Weil man mich gerade gefeuert hat, darum.«
    Travis' Furcht nahm ab. Sie war älter, als sie im Fernsehen aussah, viel ernster. Selbst im schlechten Licht des Parkplatzes konnte die dicke Schicht Make-up nicht ganz die Falten der Müdigkeit um ihren Mund verbergen. Auf dem Bildschirm waren ihre Augen immer so glänzend erschienen wie ihre Lippen. Jetzt blitzte Sarkasmus in ihnen auf. Vielleicht konnte das Fernsehen jeden hübsch und oberflächlich aussehen lassen.
    Diese Augen zogen sich jetzt zusammen. Sie warf ihm einen durchdringenden Blick zu, dann nickte sie und schloss die Wagentür. »Worüber wollen Sie also mit mir
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