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Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher

Titel: Die letzte Rune 10 - Der Runenbrecher
Autoren: Anthony Mark
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seines Lächelns zu Stande, obwohl sich auf seiner Stirn der Schatten einer Falte abzeichnete. »Mel vergisst nie etwas.«
    »Was tun Sie hier heute Abend, Dr. Adler?«
    Er blinzelte, offensichtlich verwirrt. Vielleicht fragte er sich, ob sie ihn um ein Rendezvous bitten wollte; in den ersten Wochen, in denen sie sich das Labor geteilt hatten, hatte er sie schließlich oft genug angemacht, bis er endlich begriffen hatte, dass sie nicht interessiert war.
    »Oh«, sagte er dann, als er endlich verstanden hatte. »Ich wollte eine neue PCR-Reaktion in Gang setzen, damit ich morgen die Resultate habe. Sie haben das Memo doch bekommen, oder? Es gibt einen Bonus für jeden Forscher, der seine derzeitigen Projekte vor dem Termin beendet.«
    Larsen tat ihr Bestes, sein Lächeln zu imitieren. »Ich bin sicher, Sie bekommen, was Sie verdienen, Barry. Den Bonus, meine ich.«
    Sie wartete nicht auf seine Erwiderung. Stattdessen drehte sie sich komplett zur Seite und schob sich an ihm vorbei. Er machte noch immer keine Bewegung, aber sie war klein und dünn – zu dünn, wie manche Leute meinten, aber es fiel schwer, an die Mahlzeiten zu denken, wenn so viele Experimente auf einen warteten und so viele Antworten zu finden waren –, und sie konnte sich an ihm vorbei in den Korridor quetschen.
    »Und was haben Sie nun hier gemacht, Dr. Larsen?«
    Etwas in seiner Stimme ließ sie zögern. Ihre Hand schlüpfte in die Kitteltasche, und sie drehte sich um. »Ich habe nur ein paar Zahlen überarbeitet. Ich dachte, ich hätte in einer Berechnung ein paar Fehler gemacht.«
    Jetzt funkelte ein durchtriebenes Licht in seinen Augen. »Sie machen nie einen Fehler, Dr. Larsen.«
    »Doch, das tue ich«, sagte sie leise und umklammerte die CD in ihrer Tasche. »Früher oder später tun wir das alle.«
    Sie wandte sich ab und ging. Im Licht der Leuchtstoffröhren erschien alles ganz blass, als hätte man das Leben und alle Farben ausgewaschen, und ihr war schwindelig, aber irgendwie gelang es ihr weiterzugehen. Bloß, es war sinnlos, oder?
    Larsen schaute auf die Uhr. Zweiundzwanzig Minuten. Der Beamte würden jeden Augenblick wieder da sein. Er würde mit Adler sprechen, und Adler war ein pathologischer Schwätzer; er würde erzählen, dass er sie im Labor gesehen hatte. Der Beamte würde das Tor benachrichtigen und den Männern befehlen, sie zur Befragung festzuhalten, und sie würde ihnen alles sagen, selbst wenn sie es nicht wollte. Denn im Verlauf der letzten Monate hatte sie gelernt, dass ihr Studienberater trotz seiner sturen Ansichten in einem Recht behalten hatte. Die Unterschrift auf Durateks Vertrag war wie ein Handel mit dem Teufel gewesen.
    In den ganzen Jahren hatte sie sich etwas vorgemacht, hatte geglaubt, dass ihre Arbeit etwas Gutes bewirken würde. Es war ihr sogar gelungen, die Tatsache zu rationalisieren, dass man die Objekte E-1 und E-2 gegen ihren Willen festgehalten hatte, obwohl das die fundamentalsten Regeln der wissenschaftlichen Ethik brach. Aber eines Tages würden ihre Forschungen dabei helfen, Gehirnverletzungen zu heilen oder jenen, die nicht normal entwickelt geboren wurden, die Chance für ein normales Leben zu gewährleisten. Aber jetzt wusste sie, dass Duratek diese Ziele nicht verfolgte.
    In den letzten Monaten hatte sie eine andere Art der Forschung betrieben: Sie hatte beobachtet, zugehört und versucht zu verstehen, was der Konzern tatsächlich tat. So verschwiegen die Manager auch waren, ließen sie dennoch die eine oder andere Bemerkung fallen, und auch wenn Ananda nicht hundertprozentig sicher sein konnte – es gab nicht genügend Daten, um ihre Hypothese zu stützen –, glaubte sie eine Ahnung zu haben, was genau sie planten. Eine Ahnung, die an diesem Tag bestätigt worden war.
    Die Arbeit, die wir hier tun, wird die Welt verändern, Dr. Larsen, hatte der Manager im schwarzen Anzug gesagt, der am Morgen dem Labor einen Besuch abgestattet hatte, um sich über den Stand ihrer Forschung zu informieren. Tatsächlich wird sie zwei Welten verändern. Sobald wir das alternative Blutserum reproduzieren können, werden sich uns Türen öffnen – Türen in völlig neue Welten, neue Möglichkeiten. Denken Sie nur an das Potenzial für Profite, Dr. Larsen.
    In diesem Augenblick waren ihre Illusionen endgültig zersplittert wie ein Becherglas, das man zu lange am Bunsenbrenner erhitzt hatte. Duratek interessierte sich nicht für ihre genetischen Forschungen – das hatte es nie. Sie wollten bloß eine
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