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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm
Autoren: Anthony Mark
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bekannt, daß die Anhänger von Vathris dazu neigten, die Hexen mit Mißtrauen zu betrachten. Aber was genau hatte Lirith gemeint? Welcher Augenblick war der Meinung einiger zufolge bereits gekommen?
    Bevor sie danach fragen konnte, war Beltan da, gab ihr mit einer Geste zu verstehen, sich auf einen der Stümpfe zu setzen, und drückte ihr einen Zinnbecher in die Hand. Erst jetzt erkannte sie, wie durstig sie war, und sie hob den Becher und trank. Es war gekühlter und gewürzter Wein.
    Die anderen Reisenden gesellten sich zu ihnen in den Kreis. Lautlos kletterte Tira auf Graces Schoß. Graces Überraschung dauerte nur einen Moment, dann zog sie das Mädchen näher zu sich heran.
    Grace, sie braucht dich.
    Oder war es genau anders herum?
    »Wie heißt du?« fragte Beltan mit sanfter Stimme und kniete vor Grace und dem Kind nieder.
    Tira sah schüchtern auf, beugte sich aber genauso schnell wieder über ihre Puppe und ließ das rote Haar ins Gesicht fallen. Beltan warf Grace einen Blick zu.
    »Was ist mit ihr passiert?«
    Grace befeuchtete sich die Lippen. »Ein Brand.«
    Beltan stand auf und gab Tarus ein energisches Zeichen. Der junge Ritter nickte und ging. Grace wußte, daß keiner sie stören würde, solange sie sich unterhielten.
    »Darum seid Ihr hier, nicht wahr, Beltan? Wegen des Feuers.«
    Alle Blicke richteten sich auf Aryn. Grace erwartete Furcht in ihrem Gesicht zu sehen, aber das Antlitz der Baronesse war so ruhig und unberührt wie ein Teich im Licht der Morgendämmerung.
    Beltan ging in dem Kreis auf und ab. »Ich war in unserer Festung in Galt, als wir das erste Mal von ihnen hörten. Das war vor zwei Monaten, ich wollte gerade eine Gruppe Ritter auf eine Übungspatrouille führen. Dann hörten wir, daß mehrere Dörfer niedergebrannt worden waren, zwei im Nordosten von Calavan, ein paar mehr im Marschland von Toloria, jenseits von Ar-Tolor. Wir glaubten, daß sich einige der Tiermänner, die im Fal Erenn hausen, zusammengeschlossen hatten und auf einen Raubzug gegangen waren; daß sie es geschafft hatten, den Dimduorn zu überqueren. Ich nahm dreißig Ritter und wir ritten hierher, um ein Lager aufzuschlagen und Wache zu halten.«
    Zum ersten Mal seit Betreten des Lagers meldete sich Meridar zu Wort. Seine Stimme war heiser. »Aber es waren keine Tiermänner, oder?«
    Beltan biß die Zähne zusammen, dann nickte er.
    »Habt Ihr sie gesehen?« wollte Grace wissen. Das Zittern ihrer Stimme überraschte sie. »Die Krondrim.«
    Beltan rieb sich das Kinn. »Krondrim. Ja, ein alter Mann hat dieses Wort benutzt, um sie zu beschreiben. Aber normalerweise nennt man sie die Verbrannten.« Er schüttelte den Kopf. »Nein, ich habe keinen von ihnen gesehen. Nur ihr Werk.«
    »Wie lange?« fragte Durge.
    Beltan zuckte mit den Schultern. »Wie lange sie schon aus den Fal Erenn herunterkommen? Das ist schwer zu sagen. Zwei Monate, drei. Vielleicht sogar länger. Aber wir erfuhren erst vor ein paar Wochen von ihrer Existenz. Als sie …«
    »Als sie keine Meile von hier entfernt einen Teil des Waldes niederbrannten«, vollendete Durge den Satz.
    Beltan wandte sich dem Embarraner mit versteinertem Gesicht zu. »Das war kein Wald, Durge. Das war das Dorf Carnoc.«
    Es dauerte einen Augenblick lang, bevor sie weitersprechen konnten. Sie hatten schon verbrannte Dörfer gesehen, aber in jedem davon waren zumindest ein paar Ruinen übriggeblieben. Doch die Zerstörung in dem Kreis war total gewesen. Nur der verbrannte Kadaver eines Tieres – den Grace jetzt für den eines Hundes hielt – war übriggeblieben. Nun verstand sie, warum sein Anblick sie so gestört hatte.
    »Es gab da einen Bären mit Brandwunden«, sagte sie, bevor sie der Mut verließ.
    Aryn versteifte sich, und Lirith ergriff die linke Hand der Baronesse. Beltan legte den Kopf schief und hörte zu.
    »Er griff uns eine Meile von Calavere entfernt an. Er …« Es fiel noch immer so schwer, darüber zu sprechen. »Er tötete einen Freund von uns. Der Bär hatte schreckliche Brandwunden. Der Schmerz hat ihn in den Wahnsinn getrieben. Ich dachte, er wäre in einen Waldbrand geraten, aber …«
    Beltan schüttelte den Kopf. »Das sind schlimme Neuigkeiten. Bisher blieben sie, also die Verbrannten, in der Nähe der Morgenrotberge. Euch zufolge ist es also möglicherweise ein paar von ihnen gelungen, das Hochland von Galt zu durchqueren, um in die Fal Sinfath zu gelangen.« Er fuhr sich mit der Hand durch sein dünner werdendes Haar. »Aber ich schätze, in
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