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Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm

Titel: Die letzte Rune 03 - Der Runensteinturm
Autoren: Anthony Mark
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gewisser Weise macht das durchaus Sinn.«
    Lirith runzelte die Stirn. »Wieso macht das Sinn, Sir Beltan?«
    Der große Ritter ging in die Hocke, nahm einen Zweig vom Boden und kratzte eine vertikale Linie in die Erde. »Hier sind die Fal Erenn«, sagte er und malte ein paar grobe Umrisse unter die Linie. »Und hier ist das Marschland von Calavan und Toloria. Die letzten Monate hat es nur wenige Berichte über Zwischenfälle mit den Verbrannten gegeben, und sie alle spielten sich in diesem Gebiet ab …« – er zeigte auf das Gebiet unterhalb der Berge – »… hier und hier.«
    »Und jetzt?« fragte Durge.
    »Jetzt hören wir fast jeden Tag neue Geschichten, und sie kommen …« – Beltan zögerte, dann malte er einen Kreis um seine Karte – »aus diesem ganzen Gebiet.«
    »Natürlich«, murmelte Grace. Ihre Gedanken rasten und setzten sämtliche Beweisstücke zusammen. »Das ist die Ausbreitung einer jeden pandemischen Seuche. Die ersten Zwischenfälle sind isoliert – der Infektionskreis vollzieht sich so rasch, daß er schneller tötet, als er sich weiterverbreiten kann. Aber jetzt hatte die Seuche Zeit, sich anzupassen. Sie tötet ihre Wirtsträger nicht so schnell, und das bedeutet, daß sich das betroffene Gebiet vergrößern kann. Allein die Tatsache, daß auf dieser Welt nicht so viel gereist wird, hat ihre schnellere Ausbreitung verhindert.«
    Sie schaute auf und mußte feststellen, daß die anderen sie anstarrten.
    Durge schüttelte den Kopf. »Was wollt Ihr damit sagen, Mylady?«
    »Sie will damit sagen«, sagte Beltan, warf das Stöckchen weg und stand auf, »daß die Verbrannten – die Krondrim – auf die Reise gegangen sind.«
    »Aber warum?« fragte Lirith. »Was wollen sie?«
    Darauf wußte keiner eine Antwort. Die Stille des Waldes senkte sich über sie. Grace holte tief Luft. Es war Zeit, das zu beenden.
    »Beltan«, sagte sie leise. »Da ist noch mehr.«
    Sie wußte nicht, woher er es wußte. Vielleicht lag es an dem Tonfall ihrer Stimme oder dem Ausdruck in ihrem Gesicht. Vielleicht war es auch etwas anderes, ein Gedanke, den sie projizierte. Was es auch war, der blonde Ritter suchte ihren Blick.
    »Es ist Travis Wilder«, sagte er. »Stimmt’s?«
    Sie konnte bloß steif nicken. Beltan kniete vor ihr nieder und griff um Tira herum, um ihr die großen Hände auf die Schultern zu legen. Sein Blick war so hart wie Stahl.
    »Was ist mit ihm, Mylady? Ihr müßt es mir sagen.«
    In trockenen, emotionslosen Worten erzählte sie von dem Traum, der Vision, und dem Zweck ihrer Reise. Dabei war sie sich vage bewußt, daß sie Meridar davon nie etwas verraten hatte. Aber falls der Ritter deshalb wütend war, ließ er sich nichts anmerken. Er starrte noch immer die Karte an, die Beltan in den Boden gezeichnet hatte.
    Als sie geendet hatte, stand Beltan auf.
    »Von hier ist es nicht weit bis zur Brücke über den Dimduorn«, sagte der Ritter. »Wir können heute abend in Toloria sein, und morgen um diese Zeit in Ar-Tolor.«
    Grace schüttelte den Kopf. »Ich verstehe nicht.«
    »Ich komme mit Euch«, sagte der blonde Ritter.

40
    Travis stand in Flammen.
    Das Feuer hätte die Welt hell erleuchten müssen, statt dessen war sie dunkel und erstickend. Heißer, schwarzer Stoff umgab ihn, hüllte seine Gliedmaßen ein. Dieser Ort schien eine Gruft zu sein – beengt und lichtlos, mit steinernen Wänden. Wie war er hierhergekommen?
    Die Hände. Ja, das war es. Die Hände hatten aus der Finsternis zugegriffen, ihm die Kleider vom Leib gerissen, so daß er wieder nackt war. Sie hatten ihn durch umherwirbelnde Dunkelheit gezerrt, seinen Körper mitleidlos durchgeschüttelt, sein Fleisch mit glühenden Nadeln traktiert und sie tief in die Gelenke gestoßen. Dann hatte die Bewegung aufgehört, und er war hier gewesen. Die Hände hatten ihn in ein Leichentuch aus Schatten gewickelt, und die Flammen waren in die Höhe geschossen, um an ihm emporzulecken.
    Hielten sie ihn für tot? Sie hatten ihn auf einen Begräbnisscheiterhaufen gelegt. Er mußte losbrüllen, sie wissen lassen, daß sie einen schrecklichen Fehler begangen hatten, aber die Hitze versiegelte seinen Mund, schmolz Knochen und zerriß Sehnen. Sie verbrannten ihn bei lebendigem Leibe.
    Bruder Wilder?
    Das wilde Prasseln der Flammen verdichtete sich zu Stimmen.
    Bruder Wilder, könnt Ihr mich hören? Versucht, den Kopf zu bewegen, wenn Ihr mich versteht.
    Die Stimme war freundlich, aber streng. Travis wollte ihr gehorchen, aber geschmolzene
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