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Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor

Titel: Die letzte Rune 01 - Das Ruinentor
Autoren: Anthony Mark
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mit einem Hallo und hoben die Gläser, während er sich einen Weg vorbei an den aufs Geratewohl aufgestellten Tischen und Stühlen suchte. Er lächelte und grüßte zurück. Auch wenn er keine Familie mehr hatte, kamen diese Menschen dem doch sehr nahe. Ein paar Arbeiter von der Dude-Ranch, die sich ein Stück weiter den Highway hinunter befand, saßen um einen Tisch herum, wo sie Cribbage spielten und Single Malt Scotch tranken. Zwei rotwangige deutsche Studenten in Wollpullovern und mit Birkenstocksandalen hatten ihre großen Rucksäcke in der Ecke abgestellt; jetzt versuchten die beiden jungen Männer Glas um Glas mit einem blauhaarigen Kontingent der Ortsgruppe der Daughters of the Frontier mitzuhalten. Sie verloren. Zwei Cowboys in Wranglers und hell gemusterten Hemden tanzten im warmen Schein der Jukebox zu einem Countrysong einen Two-Step. Und in einer Ecke brachte Molly Chan geduldig mehreren anderen bei, wie man aus einem dicken Blatt Papier Origami-Tiere faltete, obwohl keine ihrer zerknittert aussehenden Kreationen auch nur annähernd so aussah wie Mollys anmutige Kraniche und schleichende Tiger.
    Eine örtliche Legende behauptete, daß niemand zufällig nach Castle City kam. Travis verstand nicht viel von Legenden. Er wußte nur, daß Leute, die unterwegs zu anderen Zielen durch Castle City kamen, die Neigung hatten, für immer zu bleiben. Jeder von ihnen sagte genau das gleiche – daß sie beim ersten Anblick von Castle City das Gefühl hatten, etwas gefunden zu haben, von dem sie nicht einmal wußten, danach gesucht zu haben. Vielleicht war es die Schönheit des Ortes, vielleicht fühlten sie auch, daß sie hierhergehörten, oder vielleicht verhielt es sich auch so – wie einige Leute glaubten –, daß das Tal sie gerufen und sie es irgendwie gehört hatten. Travis vermochte nicht zu sagen, welche Erklärung nun die richtige war. Vielleicht alle.
    Travis selbst hatte keine bewußte Entscheidung getroffen, diesen Ort zu besuchen. Wie alles andere in seinem Leben war es einfach geschehen. Er war nie sehr gut darin gewesen, Entscheidungen zu treffen. Mit achtzehn hatte er das heruntergekommene Farmhaus in Illinois verlassen, in dem er aufwuchs, um das Juniorcollege in Champaign zu besuchen. Er sah weder seine Eltern noch das Haus jemals wieder. Travis konnte sich nicht mehr genau daran erinnern, welche Kurse er eigentlich in der Schule belegt hatte. Er war einfach von einem Fach zum nächsten getrieben, bis er sich eines Tages mit einem Abschluß in der Hand an einer Bushaltestelle wiedergefunden hatte. Er hatte den erstbesten Bus genommen, in der Annahme, daß der genauso gut wie alle anderen war. Er war nach Westen gereist, und danach hatte ihn die Trägheit in die gleiche Richtung weitergetrieben. Er blieb eine Zeitlang in einer Stadt hängen, arbeitete eine Weile und schloß vielleicht eine oder zwei Freundschaften. Dann fand er sich in dem nächsten Bus nach Westen wieder. Bis zu dem Tag, an dem er in Castle City gelandet war und die erste Brise sauberer Bergluft im Gesicht gespürt hatte.
    Damals war Andy Connell der Besitzer des Mine Shaft gewesen. Er hatte Travis als Aushilfe für die Bar eingestellt, und Travis hatte die heruntergekommene Hütte außerhalb der Stadt gemietet. Er hatte sich genausowenig bewußt entschieden zu bleiben wie anderswo. Eines Tages war er einfach aufgewacht und hatte erkannt, daß er nun schon seit Jahren hier lebte und keinerlei Pläne hatte, wieder weiterzuziehen. Und für Travis kam das einer Entscheidung schon sehr nahe. Als Andy vor zwei Jahren starb, hatte Travis genug Bargeld zusammengekratzt, um den Saloon zu kaufen, doch ob er ihn auch behalten würde, war eine Frage, um die er und die Bank sich jeden Monat erneut stritten.
    Er ging zur Bar, und Max blickte von seinem Papierstapel auf und grinste.
    »Hast bestimmt nicht geglaubt, daß ich den Laden allein schmeißen kann, was, Travis?«
    Travis klappte den Thekendurchgang hoch und trat hindurch. »Wie kommst du darauf, Max?«
    »Kein bestimmter Grund. Wohl nur Kleinigkeiten, schätze ich. Wie die Tatsache, daß du dir immer etwas in den Bart murmelst, so was in der Art, daß du nicht glaubst, ich käme allein mit dem Laden zurecht.«
    Travis zuckte zusammen. »Oh.« Er zog eine Flasche Rootbeer aus dem Kühler und öffnete sie. »Laß mich raten. Manchmal habe ich die Angewohnheit, laut zu denken, stimmt's?«
    »Keine Sorge, Travis. Das ist nur eine meiner liebenswerten kleinen Eigenarten.«
    Travis fragte
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