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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung
Autoren: Stephan M. Rother
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einen Knicks vor dem pontifice , wie Amadeo es nur aus historischen Filmen kannte.
    Niketas trat hinaus auf die Terrasse, gefolgt von zweien seiner Männer. Einer von ihnen war Titus, der junge Mann, der ihnen in Maria Laach den Boëthius übergeben hatte. Alle drei trugen sie ihre dunklen Anzüge, und Amadeo erinnerte sich, was für eine Heidenangst er zu Beginn seines Abenteuers vor diesen Anzügen gehabt hatte.
    »Sua Santità.« Der weißhaarige Mann verneigte sich, und seine Begleiter nahmen die Bewegung absolut synchron auf. Es war beinahe irritierend.
    »Sie sind also Niketas«, stellte de la Rosa fest. Er zögerte offenbar, ob er dem Mann den Fischerring entgegenstrecken sollte, verzichtete dann aber darauf.
    Niketas wies auf seine Begleiter. »Titus und Barnabas, meine Adjutanten.«
    Der Papst bedachte beide mit einem Gruß. »Bitte setzen Sie sich zu uns.«
    Niketas ließ sich mit seinen Begleitern am Tisch nieder. Auch Amadeo, Rebecca und der Professor nahmen nun wieder auf ihren Stühlen Platz. Duarte schenkte neuen caffè ein, wobei er die Männer in den dunklen Anzügen nicht aus den Augen ließ.
    »Niketas, ich möchte Ihnen danken«, begann De la Rosa. »Ich bin mir noch immer nicht sicher, welche Rolle Sie und Ihre Männer in dieser Geschichte gespielt haben, aber ich möchte Ihnen versichern, dass wir Ihren Einsatz hoch zu würdigen wissen. Wenn ich Ihnen irgendwie helfen kann, würde ich mich freuen, wenn Sie mir sagen würden, womit.«
    »Also, mich würde es vor allem interessieren, wer Sie überhaupt sind«, fügte Amadeo an. »Das haben Sie uns in Maria Laach ja nicht verraten wollen.«
    Niketas neigte verstehend den Kopf. Er nahm seinen caffè mit viel Zucker. Titus und Barnabas ebenfalls, doch wenigstens rührten sie nicht synchron. Das machte sie eine Spur weniger unheimlich.
    »Ich darf Ihnen einiges, aber nicht alles berichten«, begann Niketas. »An erster Stelle steht für mich — für uns alle — die Sicherheit meiner Gemeinde.«
    »Ihrer Gemeinde?«, fragte Duarte. »Sie sind also Geistlicher?«
    Niketas hob die Hand. Eine Bitte, ihn weiterreden zu lassen. »Signor Fanelli und Frau Steinmann haben in den vergangenen Wochen an verschiedenen Orten Fragmente eines Manuskriptes gefunden. Eines Manuskriptes, das uns gehört.«
    Der commandante hob die Augenbrauen, sagte allerdings nichts mehr. Aus De la Rosas Gesicht war keine Regung abzulesen. Er hörte geduldig zu.
    »Der Verfasser dieses Textes, wie Sie wissen, war ein Mann namens Johannes, der Sohn des Zebedäus. Der Gefährte und einer der zwölf Apostel Jesu Christi. Er verfasste diesen Text kurze Zeit vor seinem Tod — wenige Jahre nach der Thronbesteigung des römischen Imperators Trajan.«
    »Das war im Jahre achtundneunzig unserer Zeitrechnung«, bemerkte Amadeo. »Also haben wir das Alter der Papyri richtig geschätzt.«
    Der weißhaarige Mann nickte. »Johannes verfasste dieses Manuskript am Sitz seiner Gemeinde — unserer Gemeinde — in Ephesus, wie er selbst es am Beginn auch mitteilt. Anders als seine übrigen Schriften fanden sie keinen Eingang in das Neue Testament, und zwar aus dem einfachen Grunde, dass wir — unsere Vorgänger — sie nicht auslieferten.«
    »Warum taten Sie das nicht?« Duarte brach sein Schweigen.
    »Ein jegliches hat seine Zeit , lesen wir in den Sprüchen Salomos«, sagte Niketas ernst. »Damals war sie nicht gekommen. Jesus gab zwei Aufträge, zwei Vermächtnisse: dem Petrus seine Kirche, Johannes aber seine Liebe. Um dieser Liebe willen, von der die letzte Offenbarung des Johannes Zeugnis ablegt, konnten wir das Manuskript zu diesem Zeitpunkt nicht herausgeben. Das nämlich hätte den Auftrag des Petrus, die Kirche, vernichtet.«
    Amadeo verstand. Damals hatte das Christentum noch in den Kinderschuhen gesteckt, war eine winzige, verfolgte Minderheit im Römischen Reich gewesen. Die Enthüllung, dass Jesus und Johannes gegen das Gebot des Mose verstoßen hatten, und mehr noch, dass die eigentlichen Begründer der christlichen Kirche zugleich die Schuldigen waren an Jesu Tod... das hätte die junge Kirche nicht überstanden.
    »Beinahe tausend Jahre später erst«, fuhr der weißhaarige Mann fort, »hielten wir den richtigen Zeitpunkt für gekommen. Das Römische Reich im Westen war erloschen, im Osten dagegen bestand es fort. Dann wurde es auch im Westen wieder begründet, mit Kaisern aus dem Land der Deutschen, von denen einer eine griechische Prinzessin zur Frau nahm: Theophanu.«
    »Otto
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