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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung
Autoren: Stephan M. Rother
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der Zweite«, bestätigte Amadeo. »Sein Sohn — und der Sohn der Theophanu — Otto der Dritte schrieb sich die renovatio imperii romanorum auf die Fahnen, die Wiedererrichtung des Römischen Reiches.« Er stutzte. »Außerdem machte er Gerbert von Aurillac zum Papst, seinen Berater und alten Lehrer: Silvester den Zweiten.«
    »Der Osten und der Westen vereint«, sagte Niketas. »Das Römische Reich neu begründet, allerdings nicht mehr als Gegner der Kirche des Petrus, sondern als ihr Verbündeter. An seiner Spitze ein Mann, der das Erbe der Griechen schätzte, ja, der es in sich trug. Und an der Spitze der Kirche ein Mann, der sich durch sein Wissen und seinen Weitblick auszeichnete wie keiner seiner Vorgänger. Zwei Männer zudem, die wie einst Jesus und Johannes...«
    »Gerbert und Otto waren... Geliebte?« Amadeo starrte ihn an.
    »Otto war in etwa so alt wie Johannes am Anfang unserer Geschichte, als er Gerbert zu seinem Berater und Lehrer berief. Den Rest können wir nur vermuten. Die Zeit jedenfalls schien reif. Die Zeit, da wir, die Nachfolger des Johannes, dem Nachfolger des Petrus die letzte Offenbarung unseres Begründers übergeben konnten. Genau das geschah.«
    »Aber es kam anders, als Sie erhofft hatten«, murmelte der pontifice .
    »Niemand vermag genau zu sagen, was geschah«, erwiderte Niketas. »Otto starb, kaum zweiundzwanzig Jahre alt, in Italien. Man sprach von Gift — bewiesen wurde nie etwas. Etwas mehr als ein Jahr später...«
    »Starb auch Silvester«, ergänzte Amadeo. »Und die Offenbarung ...«
    »...haben wir nicht zurückerhalten.« Niketas betrachtete die Reproduktionen, die in einigen Exemplaren noch immer offen auf dem Tisch lag. »Wir hatten ein Auge auf diese Dinge, auf die Archive Ihrer Kirche, all die Jahre. Auf welche Weise das geschah und wo wir uns heute versammeln, das werden Sie nicht erfahren. Wir erhielten Nachricht, dass erste Fragmente aufgetaucht waren, und wir taten unser Bestes, damit die Übrigen nicht jenen in die Hände fielen, die sie vernichten wollten.«
    »Auf die Gastfreundschaft dieser Männer lass ich nichts kommen«, unterbrach ihn Helmbrecht. »Keine Ahnung, wo Sie sich versammeln — Ihre Männer verbinden einem ja ständig die Augen —, aber einen caffè können die kochen, meine Herrn!«
    Pio nickte. »In der Tat haben Sie uns sehr geholfen. Ohne Ihren Einsatz, wieder und wieder, würden wir hier nicht beisammensitzen. Und, wie gesagt: Vor allem aber erhalte ich die Gelegenheit, Ihnen zu danken.«
    »Genau!«, stimmte Helmbrecht zu. »Sich einfach zu verdrücken und mich im Petersdom stehen zu lassen!«
    »Ich will mein Möglichstes tun«, sagte De la Rosa leise. »Nun ist die Stunde gekommen, da die Welt endlich die Wahrheit erfahren soll, da die Offenbarung des Johannes den Menschen bekannt werden soll.«
    Niketas betrachtete ihn, betrachtete ihn lange. Es war ganz still. Die Touristen begannen Castel Gandolfo zu verlassen, und unterhalb der Balustrade stimmten die Grillen ihr Konzert an.
    Der weißhaarige Mann sagte nur ein Wort: »Nein.«
    Pio XIV. zwinkerte verwirrt und musterte den Mann im dunklen Anzug erstaunt. »Nein?«
    »Nein«, wiederholte Niketas. »Der Auftrag des Johannes, Sua Santità , war die Liebe. In diesen Tagen im September sind Menschen gestorben, viele Menschen. Unschuldige Menschen. Um der Liebe willen?« Er schüttelte den Kopf. »Nein. Wenn Sie die letzte Offenbarung jetzt veröffentlichen würden, dann würde das noch sehr viel mehr Tote bedeuten. Und dazu unglaubliches Leid.«
    »Zweitausend Jahre der Zivilisation«, murmelte Amadeo.
    »Aber ich bin bereit!«, verteidigte sich Pio. »Mir ist klar, was geschehen wird, wenn ich diese Texte veröffentliche. Wenn nicht mein eigener Kardinalstaatssekretär, dann irgendwelche Wirrköpfe — irgendjemand wird mich so oder so...«
    »Für seine Kirche ist schon Petrus gestorben«, unterbrach ihn Niketas und stand unvermittelt auf. »Ihnen, Sua Santità , wird etwas anderes abverlangt. Sie sind der Nachfolger Petri, und Sie«, er sah sich am Tisch um, »kennen die Liebe. Sie haben es immer wieder bewiesen. In Südamerika und auch hier, in der kurzen Zeit, die Sie auf dem Stuhl Petri sitzen. Glauben Sie mir: Wir hatten ein Auge auf Sie, wie auf jeden Ihrer Vorgänger.«
    Amadeo spürte, wie Rebeccas Hand nach der seinen tastete, und ihre Finger schlossen sich umeinander. Genau wie damals, vor einem halben Leben, am Schrein der Könige im Dom zu Köln.
    »Die Macht des Petrus
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