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Die letzte Offenbarung

Die letzte Offenbarung

Titel: Die letzte Offenbarung
Autoren: Stephan M. Rother
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Bracciolini zu stützen.
    »Eminenzen.« Der pontifice stand nun ebenfalls auf. »Ich werde Sie über meine weiteren Schritte in Kenntnis setzen. Ich danke Ihnen, dass Sie es möglich gemacht haben, heute hierherzukommen. Lassen Sie uns ein Gebet sprechen, bevor ich Sie in Ihren wohlverdienten Urlaub zurückkehren lasse.« Er senkte den Kopf und begann leise zu beten.
    Die Unterredung war beendet.
    »Er wird es akzeptieren«, sagte Pio mit müder Stimme. »Ich hatte darauf gehofft.« Er schloss die Augen, und für einen Moment wurde die ganze Erschöpfung auf seiner Miene sichtbar. »Und es zugleich gefürchtet.«
    »Gefürchtet?« Amadeo sah ihn an.
    Sie saßen über einer neuen Tasse caffè . Die Kardinäle waren fort, und die Schatten der päpstlichen Villa krochen allmählich näher auf die Balustrade zu. Eine Stunde noch, und die weite Wasserfläche des Lago di Albano würde den ersten Hauch des Abends senden.
    »Gefürchtet«, bestätigte De la Rosa. »Ich habe ihm seine Kirche genommen. Nicht nur ihm.«
    »Du hast das einzig Richtige getan, Pedro«, brummte Helmbrecht. »Eine Lüge wird nicht wahrer dadurch, dass sie zweitausend Jahre alt ist. Wenn du das durchziehst, könnt sogar ich drüber nachdenken, deinem Verein beizutreten.«
    Ein Lächeln huschte über das Gesicht des pontifice . »Insgesamt wird die Mitgliederzahl eher sinken, nehme ich mal an. Zweitausend Jahre der Zivilisation, hat der Kardinalstaatssekretär gesagt. Zivilisation, ist das überhaupt möglich, ohne Lüge?«
    Ein leiser Piepton ertönte. Duarte tastete in seiner Soutane und blickte stirnrunzelnd auf sein Handy. »Eine SMS«, murmelte er.
    »Und?« Rebecca saß an der Seite des Papstes, eine Hand lag auf seinem Arm.
    Amadeo verspürte beinahe so etwas wie Eifersucht: Es lag eine solche Vertrautheit zwischen ihr und diesem alten Mann, dem alten Mann, der sie quer durch die Weltgeschichte schickte. Überall und nirgends. Wohin als Nächstes? Fort jedenfalls, fort von ihm.
    »Kein Text«, sagte der commandante verwirrt. »Nur eine Zahl.«
    »Welche?«, fragte Rebecca. »Sechs — sechs — sechs?«
    Duarte sah sie an. »Fünf — sechs — vier — null — acht — eins — drei — zwei.« Er runzelte die Stirn. »Sagt mir gar nichts. Jedenfalls ist es keine Telefonnummer.«
    Rebecca zückte ihr eigenes Handy, ein neues Gerät, und gab die Zahlen ein. »Nein«, murmelte sie. »Ich dachte für einen Augenblick...«
    »Was dachten Sie?«, fragte De la Rosa. Er wirkte seltsam angespannt.
    »Ich dachte...« Sie schüttelte den Kopf. »Ich muss mich getäuscht haben. Aber die ersten drei Zeichen...« Wieder schüttelte sie den Kopf. »Nein. Nur die ersten drei Zeichen. Wenn Sie T 9 aktivieren, die automatische Texterkennung, könnte die Kombination fünf — sechs — vier für ›Joh‹ stehen, also Johannes. Aber der Rest ergibt keinen Sinn.«
    Ganz langsam erhob sich Pio von seinem Stuhl. »Wofür steht die Eins?«, fragte er. »Wofür die Null?«
    Rebecca sah ihn verwirrt an.
    »Da gibt es mehrere Möglichkeiten«, sagte Amadeo. »Die Eins ist ein Sonderzeichen, etwa ein Punkt, ein Komma oder ein Fragezeichen. Die Null ist«, er sah zu Rebecca, »ein Leerzeichen in der Regel.«
    Ein Hüsteln ertönte, und sie wandten sich um. Ein Schweizergardist stand in der Tür, die ins Innere der Villa führte. »Sua Santità? Unten sind...«
    »Führen Sie die Herren zu uns«, sagte der pontifice , bevor der Mann weiter gekommen war. »Und lassen Sie die Espressomaschine nachfüllen.«
    Verblüffung trat auf die Miene des Schweizergardisten, aber er nickte und verschwand durch die Tür.
    Duarte trat an De la Rosas Seite, und Amadeo sah, dass seine Hand sich auf die Hüfte legte. Ohne Zweifel befand sich eine versteckte Pistole unter der Soutane.
    »Sie wissen etwas, das wir nicht wissen«, stellte der commandante fest.
    Pio nickte, und ein Lächeln umspielte seine Lippen. » Und Ihr werdet die Wahrheit erkennen. Und die Wahrheit wird euch frei machen.«
    Duarte sah ihn fragend an.
    »Johannes, Kapitel acht, Vers zweiunddreißig«, sagte De la Rosa, den Blick auf die Tür gerichtet. »Joh Leerzeichen acht Komma zweiunddreißig. Duarte, ich möchte auch so ein Handy haben.«
    Der Schweizergardist kehrte zurück, gefolgt von einem Kameraden. Die beiden Männer im Rot, Gelb und Blau der Medici nahmen zu beiden Seiten der Tür Aufstellung. Ein Hausmädchen huschte hindurch und stellte neue Espressotassen auf dem Tisch bereit. Dazu machte die junge Frau
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