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Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)

Titel: Die letzte Lüge: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter de Jonge
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Wenn eine Katastrophe ins Haus steht, wird aus einem hübschen Mädchen eine atemberaubende Schönheit, aus einer guten Schülerin eine künftige Regentin. Aber es sind die Einzelheiten von Penas Geschichte, die O’Haras Aufmerksamkeit erregen. Auch sie verlor ihren Vater mit elf Jahren und obwohl sie als Schwangere nicht im Jugendknast landete, war die Sonderschule für Komplettversager auf der East 10th Street auch nicht viel besser. Und dann ist da noch die Parallele mit den Reisen einmal quer durchs Land: Pena fuhr mit ihrer Tochter Richtung Osten, wenig später machte sich O’Hara mit Axl nach Westen auf. Und hatten nicht beide Mütter ungefähr dasselbe versucht, nämlich ihre leicht beeinflussbaren Kinder mit einem Tapetenwechsel abzulenken?
    O’Hara hätte wissen müssen, dass Callahan den Reportern Bescheid geben würde. Aber sie hätte nicht im Traum gedacht, dass diese derart begeistert anbeißen würden. Jetzt, wo die Presse der Ansicht ist, dass Pena die Auflage steigert, ist der Fall plötzlich einer, mit dem sich Karriere machen lässt. Falls sich Penas Verschwinden als Mordfall entpuppen sollte, würden sie und Krekorian höchstens 72 Stunden daran arbeiten dürfen. Danach würde der Fall an das Morddezernat Süd übergeben und sie müssten sich wieder mit Einbrüchen und häuslichen Krächen, mit Astrid und ihrem Kinderwagen und Dolores im Morgenmantel beschäftigen.

7
     
    Krekorian wohnt dreißig Kilometer hinter den Palisades in New City in Rockland County. In Jew City, wie er seine Heimatstadt zu nennen pflegt.
    Auf seinem Weg in die Innenstadt holt er O’Hara ab und sie erreichen das Freemans um 14.30 Uhr, einige Stunden bevor es offiziell öffnet. Obwohl O’Hara den Laden leer sehr viel erträglicher findet, tut das Tageslicht der Inneneinrichtung keinen Gefallen und lässt erkennen, wie wenig Geld in die antiken Effekte investiert wurde. Die fleckigen Spiegel und verstaubten Gemälde, die nachts an die Räumlichkeiten und kuriosen Erbstücke eines feierfreudigen, aber enterbten Grafen erinnern, wirken tagsüber wie vom Bürgersteig aufgesammelter Sperrmüll und die Tierköpfe an den Wänden wie von der Landstraße aufgelesene Kadaver.
    »Um zwei Dinge kommst du nicht herum, Dar«, sagt Krekorian und nickt in Richtung eines Elchs mit glasigen Augen.
    »Tod und Taxidermie.«
    »Das hätte mal einer Wesley Snipes sagen sollen.«
    Sie setzen sich an die Bar und trinken Kaffee, während ein Hilfskoch in der Küche Zwiebeln anbrät und eine Aushilfe übergroße Teller aus einer Spülmaschine räumt. Im Verlauf der darauffolgenden Stunde treffen nach und nach die Bedienungen und das restliche Küchenpersonal ein. Je enger der Kontakt zum Gast, desto hübscher und weißer werden die Angestellten. Kurz nach Billy Conway, der unter der Woche an der Bar arbeitet, trifft der Oberkellner in einem schicken, aber zwei Nummern zu kleinen Blazer ein. »Sie war viel zu hübsch, als dass man sich nicht an sie erinnern würde«, sagt Conway, der aussieht wie ein Barkeeper mit den Schultern und Unterarmen eines ehemaligen Profisportlers.
    »Sie hat mit ihren Freundinnen ein paar Drinks am Tresen gehoben. Nachdem die anderen gegangen waren, hat sie sich an einen Tisch gesetzt und alleine bis zum bitteren Ende durchgehalten.«
    »Wann war das?«, fragt O’Hara.
    »Ungefähr halb vier. Wegen Thanksgiving haben wir ein bisschen früher zugemacht.«
    »Ist sie alleine gegangen?«
    »Ja.«
    »Niemand ist ihr nach draußen gefolgt?«
    »Es war niemand mehr da, der ihr hätte folgen können. Sie war die Letzte.«
    »Hat sie außer mit ihren Freundinnen mit jemandem geredet?«, fragt Krekorian.
    »Kurz nachdem ihre Freundinnen gegangen waren, kam ein Mann zu ihr und wollte sie angraben, aber sie hat ihn eiskalt abserviert.«
    »Haben Sie ihn schon mal hier gesehen?«
    »War das erste Mal. Ungefähr 1,78 Meter groß, schlechte Haut, lange Haare, mindestens fünfzig. Einer von diesen europäischen Typen, von denen manche Mädchen nicht genug bekommen.«
    »War der nicht ein bisschen zu alt für den Laden?«
    »Doch schon, aber wir haben jeden Abend ein paar von diesen alten Säcken hier. Polanskis nennen wir die.«
    »Wenn wir schon vom Alter sprechen«, sagt O’Hara, »alle vier Mädchen waren unter 21.«
    »Sie hatten Ausweise dabei, ich hab’s selbst überprüft.«
    »Sie hätten genauer hinsehen sollen. Wie hat Polanski die kalte Dusche weggesteckt?«
    »Ganz gut. Abgesehen davon, dass es so schnell ging wie
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