Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation
Autoren: Arthur C. Clarke
Vom Netzwerk:
tiefes Lachen aus, das eigentlich zu klangvoll war, um ganz menschlich zu sein.
    „Was sieht man jetzt in mir? Behauptet die Robotertheorie noch das Feld? Ich möchte lieber eine Gruppe von Elektronenröhren sein als so etwas wie ein Tausendfüßler – jawohl, diese Zeichnung habe ich in der gestrigen Chicago Tribüne’ gesehen. Ich gedenke, das Original anzufordern.“
    Stormgren schob die Lippen vor. Er fand, daß Karellen seine Pflichten zuweilen zu leicht nahm. „Ich spreche im Ernst“, sagte er vorwurfsvoll.
    „Mein lieber Rikki“, gab Karellen zurück, „nur weil ich die menschliche Rasse nicht ernst nehme, habe ich mir einige Bruchstücke meiner einstmals erheblichen geistigen Gaben bewahren können.“
    Wider Willen mußte Stormgren lächeln. „Das nützt mir nicht viel, nicht wahr? Ich muß hinunter zu meinen Mitmenschen und sie davon überzeugen, daß Sie, obwohl Sie nicht erscheinen wollen, nichts zu verbergen haben. Das ist keine leichte Aufgabe. Neugier ist eine der vorherrschendsten menschlichen Eigenschaften. Sie können sie nicht ewig unbeachtet lassen.“
    „Von allen Problemen, denen wir uns gegenübersahen, als wir zur Erde kamen, war dieses das schwierigste“, gab Karellen zu. „Sie haben in andern Dingen unserer Weisheit vertraut – sicherlich können Sie uns auch hierin trauen.“
    „ Ich vertraue Ihnen“, sagte Stormgren, „aber Wainwright nicht und ebensowenig seine Anhänger. Können Sie diesen Menschen wirklich einen Vorwurf daraus machen, wenn sie Ihre Weigerung, sich ihnen zu zeigen, schlecht auslegen?“
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann hörte Stormgren jenes leise Geräusch, das dadurch hervorgerufen sein konnte, daß der Oberkontrolleur seinen Körper ein wenig bewegte.
    „Sie wissen, warum Wainwright und seinesgleichen mich fürchten, nicht wahr?“ fragte Karellen. Seine Stimme war jetzt dunkel wie eine große Orgel, die ihre Töne durch ein hohes Kirchenschiff rollen läßt. „Sie werden Männer wie ihn in allen Religionen der Welt finden. Diese Männer wissen, daß wir Vernunft und Wissenschaft vertreten, und so zuversichtlich sie in ihrem Glauben sein mögen, fürchten sie doch, daß wir ihre Götter stürzen werden, nicht unbedingt durch irgendeine vorbedachte Handlung, sondern auf raffinierte Art. Wissenschaft kann Religion zerstören, indem sie sie unbeachtet läßt, aber auch indem sie ihre Lehren widerlegt. Niemand hat, soviel mir bekannt ist, jemals das Nichtvorhandensein von Zeus oder Thor bewiesen, aber beide haben jetzt wenige Anhänger. Die Wainwrights fürchten ebenfalls, daß wir die Wahrheit über die Ursprünge ihrer Glaubenslehren kennen. Wie lange mögen wir, denken sie, die Menschheit beobachtet haben? Haben wir Mohammed beobachtet, als er seine Flucht antrat, oder Moses, als er den Juden ihre Gesetze gab? Kennen wir alles, was in den Geschichten, an die sie glauben, falsch ist?“
    „Und kennen Sie es?“ flüsterte Stormgren halb zu sich selbst.
    „Das, Rikki, ist die Furcht, die sie martert, obwohl sie das öffentlich niemals zugeben. Glauben Sie mir: Es bereitet uns kein Vergnügen, den Glauben der Menschen zu zerstören, aber es können nicht alle Religionen der Welt richtig sein, und das wissen diese Menschen. Früher oder später muß der Mensch die Wahrheit erfahren, aber diese Zeit ist noch nicht gekommen. Was unsere Heimlichtuerei betrifft, die, wie Sie ganz richtig sagen, unsere Probleme erschwert, so entzieht sich das meiner Kontrolle. Ich bedaure ebensosehr wie Sie, daß diese Geheimhaltung nötig ist, aber die Gründe dafür sind ausreichend. Ich will jedoch versuchen, von meinen – Vorgesetzten – eine Erklärung zu bekommen, die Sie wohl befriedigen und vielleicht die Freiheitsliga besänftigen wird. Können wir jetzt zur Tagesordnung zurückkehren?“
    „Nun“, fragte van Ryberg besorgt, „haben Sie Glück gehabt?’’
    „Ich weiß nicht“, erwiderte Stormgren müde, während er die Aktenstücke auf seinen Schreibtisch warf und auf den Stuhl niedersank. „Karellen berät jetzt mit seinen Vorgesetzten, wer oder was das nun auch sein mag. Er will keine Versprechungen machen.“
    „Hören Sie zu“, sagte Pieter unvermittelt, „mir ist ein Gedanke gekommen. Welchen Grund haben wir für unsere Annahme, daß irgend jemand hinter Karellen steht? Wenn nun alle Overlords, wie wir sie genannt haben, in diesen ihren Schiffen hier über der Erde sind? Sie können vielleicht sonst nirgendwo hin und verbergen uns diese
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher