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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation
Autoren: Arthur C. Clarke
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vergrößerte sich mit atemberaubender Schnelligkeit am Himmel über ihnen. Der Luftzug zerrte an Stormgrens Kleidern, als das kleine Schiff in fünfzig Metern Entfernung anhielt, wenige Zentimeter über dem Boden schwebend, als fürchte es eine Besudelung durch die Erde. Während Stormgren sich langsam vorwärtsbewegte, sah er, wie die nahtlose Metallhülle sich faltete; gleich darauf erschien vor ihm die Öffnung, die die größten Gelehrten der Erde so sehr in Erstaunen versetzt hatte. Er ging durch sie hindurch in den einzigen, matt erleuchteten Raum des Schiffes. Der Eingang verschloß sich selbsttätig wieder, als wäre er nie gewesen, und sperrte alle Geräusche und jeden Blick ab.
    Fünf Minuten später öffnete er sich von neuem. Stormgren hatte keine Bewegung gespürt, wußte aber, daß er sich jetzt fünfzig Kilometer über der Erde befand, tief im Herzen von Karellens Schiff. Er war in der Welt der Overlords; rings um ihn her gingen sie ihren geheimnisvollen Geschäften nach. Er war näher an sie herangekommen als je ein anderer Mensch; doch er wußte nicht mehr über ihre körperliche Beschaffenheit als irgendeiner von den Millionen Erdbewohnern.
    Der kleine Konferenzraum am Ende des kurzen Verbindungsganges war unmöbliert, abgesehen von dem einzigen Stuhl und dem Tisch unter dem Bildschirm. Wie beabsichtigt, verriet er nicht das geringste über die Geschöpfe, die ihn gebaut hatten. Der Bildschirm war jetzt so leer, wie er immer gewesen war. Manchmal hatte sich Stormgren in seinen Träumen eingebildet, daß der Bildschirm plötzlich zum Leben erwache und das Geheimnis, das die ganze Erde marterte, enthülle. Aber der Traum war nie Wirklichkeit geworden; hinter jenem dunklen Rechteck lag tiefstes Geheimnis. Aber dort waren auch Macht und Weisheit und vielleicht vor allem eine große und wohlwollende Zuneigung zu den kleinen Geschöpfen, die unten auf dem Planeten umherkrabbelten.
    Aus dem verborgenen Gitter ertönte jene ruhige, niemals überstürzte Stimme, die Stormgren so gut kannte, obwohl die Erde sie in ihrer Geschichte nur einmal gehört hatte. Ihre Tiefe und ihr Klang gaben den einzigen vorhandenen Fingerzeig auf Karellens körperliche Beschaffenheit, denn sie hinterließ einen überwältigenden Eindruck von absoluter Größe. Karellen war groß, vielleicht viel größer als ein Mensch. Allerdings hatten einige Gelehrte, nachdem sie die Bandaufnahme seiner einzigen Rede analysiert hatten, die Mutmaßung geäußert, daß es die Stimme einer Maschine sei. Aber das vermochte Stormgren nicht zu glauben.
    „Also, Rikki, ich habe Ihr kleines Interview mit angehört. Was halten Sie von diesem Wainwright?“
    „Er ist ein ehrenhafter Mann, wenn auch viele seiner Anhänger das nicht sind. Was sollen wir mit ihm machen? Die Freiheitsliga selbst ist nicht gefährlich, aber einige ihrer Radikalen treten offen für Gewalttätigkeit ein. Ich habe überlegt, ob ich einen Posten vor meinem Hause aufstellen soll. Aber ich hoffe, daß es nicht nötig ist.“
    Karellen wich dieser Frage in der aufreizenden Art aus, die er bisweilen hatte. „Die Einzelheiten über den Weltbund sind jetzt seit vier Wochen bekannt. Haben sich die sieben Prozent, die nicht mit mir einverstanden sind, oder die zwölf Prozent, die sich nicht schlüssig werden können, wesentlich vermehrt?“
    „Noch nicht. Doch das ist ohne Bedeutung. Aber was mich beunruhigt, ist das auch unter ihren Anhängern vorhandene allgemeine Gefühl, daß es Zeit sei, dieser Geheimhaltung ein Ende zu machen.“
    Karellens Seufzer war technisch vollkommen, jedoch fehlte es ihm irgendwie an Überzeugung. „Das ist auch Ihr Gefühl, nicht wahr?“
    Die Frage war so rhetorisch, daß Stormgren sie unbeantwortet ließ. „Ich frage mich, ob Sie wirklich einsehen“, fuhr er ernsthaft fort, „wie sehr diese Sachlage meine Arbeit erschwert?“
    „Sie nützt der meinen auch nicht gerade“, erwiderte Karellen lebhaft „lch wünschte, daß die Menschen mich nicht mehr für einen Diktator hielten und sich daran erinnerten, daß ich nur als Zivilbeamter eine Kolonialpolitik durchzuführen versuche, an deren Gestaltung ich nicht mitgewirkt habe.“
    Das sei eine recht annehmbare Erklärung, dachte Stormgren, fragte sich aber, wie weit sie der Wahrheit entsprach. „Können Sie uns nicht wenigstens irgendeinen Grund für die Geheimhaltung angeben? Da wir sie nicht begreifen, ärgert sie uns und gibt Anlaß zu endlosen Gerüchten.“
    Karellen stieß sein dröhnendes,
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