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Die letzte Generation

Die letzte Generation

Titel: Die letzte Generation
Autoren: Arthur C. Clarke
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Erklärung unterzeichnet, in der sie der Politik des Oberkontrolleurs ihre Unterstützung versprachen. Die Kirchenleute der ganzen Welt sind gegen Sie.“
    Wainwright schüttelte zornig den Kopf. „Viele der Führer sind blind. Sie sind durch die Overlords verdorben worden. Wenn sie die Gefahr erkennen, kann es zu spät sein. Die Menschheit wird ihre Initiative verloren haben und eine unterjochte Rasse werden.“
    Einen Augenblick herrschte Schweigen. Dann erwiderte Stormgren: „In drei Tagen werde ich den Oberkontrolleur wieder treffen. Ich werde ihm Ihre Einwände erklären, da es meine Pflicht ist, die Ansichten der Erde zu repräsentieren. Aber es wird sich dadurch nichts ändern, das kann ich Ihnen versichern.“
    „Da ist noch ein anderer Punkt“, sagte Wainwright langsam. „Wir haben viele Einwände gegen die Overlords, aber vor allem verabscheuen wir ihre Heimlichtuerei. Sie sind das einzige menschliche Wesen, das je mit Karellen gesprochen hat, und selbst Sie haben ihn nie gesehen. Ist es da überraschend, daß wir seinen Beweggründen mißtrauen?“
    „Trotz allem, was er für die Menschheit getan hat?“
    „Ja, trotzdem. Ich weiß nicht, was uns unangenehmer ist: Karellens Allmacht oder seine Heimlichtuerei. Wenn er nichts zu verbergen hat, warum zeigt er sich dann niemals? Fragen Sie ihn danach, Herr Stormgren, wenn Sie das nächstemal mit dem Oberkontrolleur sprechen.“
    Stormgren schwieg. Hierauf konnte er nichts sagen, jedenfalls nichts, was den andern überzeugen würde. Bisweilen fragte er sich, ob er selbst wirklich überzeugt war.
     
    Es war natürlich vom Standpunkt der Overlords nur eine sehr kleine Unternehmung, aber für die Erde war es das gewaltigste, was je geschehen war. Ohne jede Ankündigung waren die riesigen Schiffe aus den unbekannten Tiefen des Weltraums hervorgekommen. Zahllose Male war dieser Tag in Romanen beschrieben worden, aber niemand hatte wirklich geglaubt, daß er je kommen würde. Jetzt war er doch angebrochen. Die schimmernden, schweigenden Körper, die über jedem Lande schwebten, waren Symbole einer Wissenschaft, die der Mensch in Jahrhunderten nicht einholen konnte. Sechs Tage lang hatten sie regungslos über seinen Städten geschwebt und mit keinem Zeichen angedeutet, daß sie um sein Vorhandensein wußten. Aber es war kein Zeichen nötig. Es konnte nicht nur Zufall sein, daß diese mächtigen Schiffe so genau über New York, London, Paris, Moskau, Rom, Kapstadt, Tokio, Canberra schwebten …
    Noch vor dem Ende dieser lähmenden sechs Tage hatten einige Menschen die Wahrheit erraten. Dies war kein erster Versuch einer Rasse, die nichts vom Menschen wußte, eine Verbindung mit ihm aufzunehmen. In diesen schweigenden, regungslosen Schiffen studierten Meister der Psychologie das Verhalten der Menschheit. Wenn die Spannung ihren Höhepunkt erreichte, würden sie handeln.
    Und am sechsten Tage stellte sich Karellen, der Oberkontrolleur für die Erde, der Welt in einer Rundfunkansprache vor, die jede Radiofrequenz übertönte. Er sprach so vollendet Englisch, daß die Polemik, die durch diese Rede ausgelöst wurde, eine Generation hindurch den Atlantik beherrschte. Aber der Inhalt der Rede war noch aufregender als ihr Vortrag. In jeder Hinsicht war sie das Werk eines überragenden Genies und zeigte eine vollständige und unbedingte Beherrschung menschlicher Angelegenheiten. Es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß ihre Gelehrsamkeit und Virtuosität, ihre marternden Hinweise auf ein noch nicht offenbartes Wissen, absichtlich darauf abzielten, die Menschheit davon zu überzeugen, daß sie sich einer überwältigenden intellektuellen Macht gegenüberbefände. Als Karellen geendet hatte, wußten die Nationen der Erde, daß ihre Tage einer unsicheren Souveränität beendet waren, örtliche, interne Regierungen würden noch ihre Macht behalten, aber auf dem weiteren Gebiet der internationalen Angelegenheiten waren die höchsten Entscheidungen menschlichen Händen entglitten. Proteste, Einwendungen, alles war vergeblich.
    Es war kaum zu erwarten, daß alle Nationen der Erde sich einer solchen Beschränkung ihrer Machtbefugnisse ohne weiteres unterwerfen würden. Jedoch ein aktiver Widerstand bot erstaunliche Schwierigkeiten, denn eine Zerstörung der Schiffe der Overlords würde, selbst wenn sie durchführbar wäre, die unter ihnen liegenden Städte vernichten. Dennoch hatte eine Großmacht den Versuch unternommen. Vielleicht hofften die Verantwortlichen dort, zwei
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