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Die letzte Expedition

Die letzte Expedition

Titel: Die letzte Expedition
Autoren: Torsten Nierenberg
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Botschafter“, wandte er sich im selben Atemzug an den kleinen, schwarzen, geflügelten Xi, „liegen dir eventuell zufällig schon Meldungen darüber vor, wie viele Cromatiner eigentlich auf euren zweiundvierzig Raumschiffen Zuflucht gefunden haben? – Wie ich vorhin so ganz nebenbei irgendwo gehört habe, ist diese stattliche Hilfsflotte komplett in der Nähe unserer gesamtcromatinischen Hauptstadt Tianaco gelandet?“
    „Ja, das ist richtig, Commander Itjac“, piepste es wie gewohnt aus dessen Sprachwandler, den er nun stets und ständig um seinen dünnen Hals trug, ebenso wie sein persönlicher Bediensteter, welcher jedoch nie ein Wort zu sagen schien. „Unsere Flotte ist zur Landung komplett dorthin eingewiesen worden, weil wohl rund um diese unglaublich riesige Stadt, von der es auf dem Daros nichts Vergleichbares gibt, noch sehr viele Millionen Cromatiner auf ihre Evakuierung warten.“ Dann schaute er kurz auf ein an seinem vorletzten linken Armsegment befestigtes rechteckiges Gerät. „Der Meldung zufolge, welche ich vorhin empfangen hatte, befinden sich nun auf den von euch so treffend als ‚Raumscheiben‘ bezeichneten sechsunddreißig Forschungsschiffen etwa einhundertachtzigtausend Cromatiner und auf den sechs Transportraumkugeln etwa vierhundertzwanzigtausend Cromatiner. Insgesamt sind dies nun also ungefähr sechshunderttausend gerettete Cromatiner. Mehr passten leider, wegen der enormen körperlichen Größe eurer Spezies, nicht hinein. – Die tauranischen Schiffe sind übrigens, wie ich euch hiermit noch mitteilen muss, allesamt bereits wieder gestartet und befinden sich derzeit auf einer orbitalen Umlaufbahn. Um es außerdem eurer aufgenommenen Bevölkerung so angenehm wie möglich zu machen, wurden die auf unseren Raumschiffen befindlichen Daros-Atmosphären während der Evakuierungsmaßnahme komplett gegen die auch für uns Tauraner wesentlich angenehmere Atmosphäre dieses Planeten Croma ausgetauscht.“
    „Alle Achtung, das ist sehr weitsichtig und großzügig zugleich unserer geretteten Bevölkerung gegenüber, verehrter Botschafter!“, staunte und bedankte sich Satury, der ja, wie einige andere der versammelten Astronauten hier im Raum ebenfalls, schon am eigenen Leibe den Gestank der daronischen Atmosphäre für längere Zeit ertragen musste und demnach mit den auf diesen außercromatinischen Raumschiffen untergebrachten Flüchtlingen voll und ganz mitfühlen konnte, auch was den Platznotstand in Bezug zur Höhe der Räumlichkeiten auf den tauranischen Raumflugkörpern betraf. Dann jedoch wandte er sich nochmals an Parun Ternac. „Wie, wann und in welcher Formation soll denn nun eigentlich diese gewaltige Flotte zum Verlassen unseres Sonnensystems aufbrechen, verehrter Präsident?“
    Der angesprochene oberste Chef der Raumfahrtbehörde strich sich kurz über seinen buschigen Schnauzbart, wahrscheinlich weil ihn einige der recht widerspenstig abstehenden Barthaare in der Nase kitzelten, räusperte sich noch mal etwas und lehnte sich, dabei tief Luft holend, in seinem bequemen Sitz zurück. „Also, meine lieben Astronauten, meine Mitarbeiter vom Hauptstab der CORA und ich, wir haben auf unserer letzten Dringlichkeitssitzung vorgestern Abend folgenden Flottenplan entwickelt: Die riesige cromatinische Flotte wird, unterstützt durch die Hilfsflotte der geschätzten Tauraner, wenn alle Kapazitäten der Aufnahmefähigkeit von Flüchtlingen an Bord dieser Raumschiffe und Raumstationen vollends erschöpft sind, in zirka drei bis fünf Tagen aufbrechen, um dann endgültig unser geliebtes, nun aber leider sterbendes heimatliches Sonnensystem für immer und alle Zeiten zu verlassen.“
    Parun machte zunächst eine kurze, gedankliche Pause zwischen diesem und seinem nächsten Satz, weil er sich, als diese Worte über seine Lippen rollten, noch einmal ganz besonders der Tragweite dieser Sitzungsentscheidung bewusst wurde. Schließlich überließ man damit viele Milliarden Cromatiner ihrem unausweichlichen Schicksal auf der sich allmählich erhitzenden Oberfläche dieses geschundenen Planeten! Doch für die gewaltige Bevölkerungsmenge von über zehn Milliarden Cromatinern war einfach nicht genügend Platz auf den Raumschiffen und Raumstationen, welche die CORA unterhielt, und auch die Zeit zur Evakuierung reichte bei weitem nicht aus, um auch den letzten Cromatiner in der entlegensten Ecke dieses einstmals so wunderbaren, grünen und blühenden Planeten aufzufinden und herauf ins vorerst
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