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Die letzte Expedition

Die letzte Expedition

Titel: Die letzte Expedition
Autoren: Torsten Nierenberg
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Ansprache nun den Umständen entsprechend beenden konnte, holte noch einmal tief Luft, räusperte sich etwas und setzte dann seiner Rede einen knappen, aber würdigen Schlusspunkt.
    „Trotzdem wünsche ich nun allen an Bord der fünf Flottenverbände, allen geretteten und somit überlebenden Cromatinern und natürlich auch unseren neuen tauranischen Freunden vom Planeten Daros, eine gute, friedliche und vor allem glückliche Reise! – Auf ein baldiges Wiedersehen, meine lieben Freunde, in unserer neuen, zukünftigen Heimat, auf dem blauen Planeten Erde! – Parun Ternac, Ende!“
    Und so setzte sich schließlich ein Flottenverband nach dem anderen allmählich in Bewegung und nahm seinen Kurs in Richtung des gelben Sterns ein, welchen wir hier auf der Erde unsere „Sonne“ nennen. Es war ein absolut grandioser und gleichzeitig erhabener Anblick, welchen diese riesige und noch nie da gewesene Flotte von nahezu zweitausend Raumschiffen zweier grundsätzlich verschiedener Zivilisationen beim gemeinsamen Verlassen der planetaren Umlaufbahnen bot – wenn doch nur nicht der Anlass dafür ein solch schrecklicher, trauriger und vor allem tragischer Begleiter gewesen wäre!

    In den nächsten Tagen ließ sich dann der Präsident der CORA von Satury auch noch die beiden gefangen genommenen daronischen Piraten-Kommandanten vorführen, selbstverständlich in Begleitung und mit Erklärungen des tauranischen Botschafters Xi, doch auch diesmal flehten und bettelten Do und Mi nur um ihr ach so jämmerliches Leben und boten allen Ernstes, man kann es sich kaum vorstellen, wie sich diese beiden selbst erniedrigten, dem völlig perplex dreinschauenden Präsidenten an, ihm bis an sein Lebensende absolut treu als Sklaven zu dienen.
    Parun jedoch war über dieses merkwürdige und vollkommen fremdartige Verhalten dieser beiden Daroner so dermaßen verdutzt und fassungslos zugleich, dass er es doch lieber erst einmal vorzog, eine weitere Unterhaltung mit diesen für ihn so derart unterwürfig wirkenden, seltsamen Wesen vom Planeten Daros zu vermeiden. Ein weiterer Angriff daronischer Raumschiffe auf das Sonnensystem der Alpha Aurigae oder die cromatinische Flotte selbst war ja laut der ausführlichen Aussagen des recht redseligen Botschafters Xi eigentlich in Zukunft nicht mehr zu erwarten. Auch die Sensoren und Radare mit den größten Reichweiten nahmen keinerlei Bewegungen in der näheren Umgebung der Flotte in einer Distanz von etwa einem Lichtjahr wahr und so beließ der Präsident die beiden gefangenen tauranischen Raumpiraten für die gesamte Dauer der Reise in ihrem speziell für sie eingerichteten Quartier und unter genauester Einhaltung strengster Sicherheitsvorkehrungen.

    Fünf Tage nach dem Start der riesigen Flotte begann das nunmehr letzte und dramatischste Kapitel im Dasein des Planeten Croma. Manjuc, Esrun und der Rest der Familie, Morina, die doch tatsächlich in Manjucs Unterkunft zu dessen insgeheimer Freude mit eingezogen war, und eine weitere, junge vierköpfige Familie eines wissenschaftlichen Mitarbeiters aus Manjucs Abteilung, Erco Bilun mit Namen, welche ebenfalls hier in diesem Quartier mit untergebracht werden musste, konnten nun alle auf dem großen Bildschirm des Bordfunks, über den jede dieser Wohneinheiten verfügte, live über das große Teleskop des Bordobservatoriums den grausamen Untergang ihres über alles geliebten Heimatplaneten miterleben. Wer es allerdings partout nicht wollte, weil diese furchtbaren Ereignisse einfach zu schrecklich für ihn waren, schaute halt einfach nicht hin. Nur weil alle fünf Flottenverbände noch immer langsamer als das Licht flogen, war eine solche Beobachtung überhaupt möglich.
    Mit Augen voller Tränen und einem ständigen Schluchzen im Hintergrund verfolgten die Cromatiner in allen Quartieren und notdürftig eingerichteten Sammelunterkünften die letzten „Atemzüge“ ihrer sterbenden Croma, welche schon längst über keine Atmosphäre und keinerlei Ozeane mehr verfügte und die nur noch ein kleiner, feurig glühender Gesteinsball neben der riesigen Plasmakugel Alpha Aurigae B, der zweiten, von A eingefangenen Sonne, war.
    Alle Cromatiner, nicht nur die in Manjucs Quartier, fassten sich automatisch und wie in gemeinsamer Trance in diesen Augenblicken an den zitternden Händen oder lagen sich, gegenseitig Halt bietend, in den Armen, als sie mit eigenen Augen an den Bildschirmen erleben mussten, wie ihre mittlerweile rot glühende Heimatwelt, ihre geliebte Croma,
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