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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy
Autoren: Linda Fairstein
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Sirenen, die sich der Straße näherten.

    Innerhalb weniger Minuten stampften zwei Sanitäter die Treppe herunter und stellten eine Tragbahre neben mich auf den Boden.
    »Welche haben wir denn hier - die Täterin oder das Opfer?« wollte einer wissen.
    »Ihr habt das Opfer vor euch«, sagte Mike, erhob sich und zeigte den beiden seine Dienstmarke. »Sie ist Staatsanwältin«, fuhr er fort. »VIP-Behandlung - sonst steigt sie euch aufs Dach.« Unwillkürlich verzog sich mein Mund zu einem schiefen Grinsen.
    »Und ich bin Arzt«, fügte David hinzu. »Ich möchte mit Ihnen fahren. Sie ist eine Freundin von mir.« Er schilderte ihnen seine Beobachtungen hinsichtlich meines Zustands, während sie mich sanft auf die Tragbahre hoben.
    »Ich brauch’ das nicht, wirklich. Ich kann doch gehen«, lauteten meine ersten Worte, als sie mich auf die Treppe zutrugen.
    »Entspann dich, Blondie. Du wirst erster Klasse befördert. Jetzt bist du mein Fall - ich treffe hier alle Entscheidungen«, erwiderte Chapman.
    Es war zwar nicht genauso wie in Berüchtigt, aber ich war nicht weniger dankbar, als Ingrid Bergman gewesen sein mußte, als meine Retter mich die breite Treppe zum wartenden Krankenwagen hochtrugen.

26
    E s war beinahe fünf Uhr morgens, als ich es mir endlich in Nachthemd und Morgenmantel bequem gemacht hatte und ein warmes, exotisches Kräutergebräu schlürfte, das mir Joan Staffords asiatische Haushälterin bereitet hatte, nachdem David mir meinen Wunsch nach einem doppelten Dewar’s abgeschlagen hatte. Er hatte Joan aus der Notaufnahme des New York Hospital angerufen, nachdem ich erklärt hatte, in den nächsten paar Tagen wäre an Schlaf nur zu denken in der Obhut einer Freundin, der ich vertrauen könne.
    Mike kannte die Oberschwester in der Notaufnahme seit Jahren, da sie beide die Schicht um Mitternacht schoben. Sie hatte mich zwischen dem Opfer einer häuslichen Messerstecherei und einer Alkoholikerin, die über einen Randstein gestolpert und sich den Ellbogen gebrochen hatte, in einen Untersuchungsraum gebracht. Bis der diensthabende Arzt kam, um mich zu untersuchen, hatte die Schwester meine Schürfwunden mit Alkohol gesäubert und festgestellt, daß die Wunde an meinem Oberschenkel nicht so tief war, daß sie genäht werden mußte. Sie veranlaßte, daß mein Knöchel geröntgt wurde, um sicherzugehen, daß er nicht ernsthaft verletzt war. Der Arzt beendete seine kurze Untersuchung und verschrieb mir ein paar Schmerz- und Schlaftabletten.
    Ellen Goldman war in ein Krankenhaus an der West Side gebracht worden. Mike war so schlau, mir nicht zu sagen, in welches. Ich bekam mit, wie er dem Captain am Telefon sagte, ihr Zustand sei ernst, aber stabil gewesen, als sie kurz nach vier aus dem Operationssaal gekommen sei, etwa um die gleiche Morgenstunde, als ich aus der Notaufnahme entlassen wurde.
    Mike und David fuhren mich zu Joan, die uns fertig angezogen in der Eingangshalle erwartete. »Ich hätte nie gedacht, daß du schlechter aussehen könntest als bei unserem Dinner am Dienstag, aber jetzt hast du einen neuen Rekord aufgestellt, Mädchen. Wir werden dich schon wieder in Form bringen«,
sagte sie, während sie mich umarmte und mich so freundschaftlich auf das vorbereitete, was ich sehen würde, wenn ich den Nerv hatte, mich selbst im Spiegel zu begutachten.
    Sie wohnte in einer Maisonettewohnung mit acht Zimmern in einem der elegantesten Gebäude Manhattans. Ihr Gästeschlafzimmer, das auf den East River hinausging, war schon für meine Ankunft hergerichtet worden, wie ein limonadenfarbener Kokon, der mich vor der wirklichen Welt abschirmen würde. Ich stand ein paar Minuten vor dem Badezimmerspiegel, entsetzt über die zahlreichen Abschürfungen und Wundmale auf meinen Wangen und am Hals und über die Blutergüsse, die meine schlanken Finger und Hände hatten aufschwellen und sich verfärben lassen. Ich zog mir Joans Nachthemd und den Samtmorgenmantel an und ging zur Bibliothek hinunter, wo sie für sich, David und Mike einen Brandy eingeschenkt hatte.
    »Will mir mal jemand sagen, warum ihr Jungs so lange gebraucht habt?« wandte ich mich an Mike. Ich verzog das Gesicht beim ersten Schluck Tee, der sehr streng schmeckte, und darum kam Joan herüber, setzte sich auf die breite Armlehne meines Sessels und bot mir einen Schluck von ihrem Courvoisier an.
    »Wenn ich dich das nächstemal anrufe, dann laß mir nicht ausrichten, daß du nicht zu sprechen bist«, schoß Mike zurück.
    »Mitten in einer
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