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Die letzte Chance - Final Jeopardy

Titel: Die letzte Chance - Final Jeopardy
Autoren: Linda Fairstein
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darauf stürzen, aber vor allem würde niemand einen Zusammenhang mit Isabella Lascars Tod erkennen.
    Was für eine tragische Ironie - da hatte ich nun ein Jahrzehnt lang Männer wegen Gewaltverbrechen gegen Frauen vor Gericht gebracht, und nun lag mein Leben in den Händen einer Frau. Vielleicht war ich deshalb in diesem Fall die ganze Zeit so blind gewesen.

    Ich mußte an die Verse denken, die in Isabellas Drehbuchmanuskript standen und die Goldman ihr geschickt hatte, die sich hinter der Maske von »Dr. Jeffers« versteckt hatte: »Ist es... ein Vergeh’n, zu sehr zu lieben?« Passender als Pope hätte es niemand sagen können - es waren in der Tat Verse an eine höchst unglückliche Dame. Aber das Vergehen war nicht die Liebe, sondern der Mord.
    Ich versuchte, ihr einen weiteren guten Grund zu geben, von mir abzulassen. »Lassen Sie uns doch Jed anrufen, Ellen. Lassen Sie uns doch mit ihm reden über -«
    »Ich will nicht, daß er jemals wieder mit Ihnen redet, haben Sie das nicht kapiert? Wenn Sie nicht mehr Teil seines Lebens sind, wird er zu mir zurückkommen. Ich weiß das.«
    »Ich werde New York verlassen. Ich werde noch an diesem Wochenende aus der Stadt verschwinden. Ich - ich werde erst zurückkommen, bis Sie mit Jed klargekommen sind.« Ich würde überall hingehen, für immer, wenn du mich hier gehen läßt. Ich konnte meine Hände jetzt beinahe von den Fesseln befreien, aber ich hatte keine Ahnung, was mir das nutzen würde - sie hatte die Waffen und war mir körperlich überlegen.
    »Sie wollen mich schon wieder austricksen, Alex. Sie würden nicht lange wegbleiben. Hier haben Sie Ihre Arbeit, Sie können gar nicht davon lassen.«
    Ach was, vielleicht brauchen sie ja eine Staatsanwältin für Sexualverbrechen in Wyoming oder Montana. Irgendwo, wo es keine Investmentbanker und keine Erotomaninnen gibt. Die Stimme eines Mannes ganz oben auf der Treppe an der Bethesda Terrace, südlich von uns, durchbrach die Stille. Unsere Köpfe fuhren herum, und vergebens suchten wir zu erkennen, wer er war und wo genau er stand, als er rief: »Hey, Mädchen, hey, Töle. Bist du da unten? Los, komm wieder rauf zu mir.«
    Ein Mann, der seinen Hund Gassi führte. Die Goldman stand angespannt da und hielt einen Finger vor den Mund, um mir zu bedeuten, still zu sein. Ich betete darum, daß dieser Mann, wer auch immer er war, sich die Treppe zu diesem gräßlichen Loch herunterwagen würde.
    »Hey, Zac. Los, komm wieder rauf hier. Zac? Zac? Komm schon, ich will dir die Leine anlegen.«

    David Mitchell? David und Prozac - war es möglich?
    Meine Augen waren gebannt auf den obersten Absatz der großen Treppe gerichtet, als David in Sicht kam, ins Licht des Vollmonds getaucht, während er mit den Fingern schnippte, als wolle er einen herumstreunenden Hund herbeilocken.
    »Hey«, rief er wieder. »Ist da jemand? Hat jemand einen Weimaraner hier frei rumlaufen sehen?«
    Es ließ sich unmöglich feststellen, ob er die Goldman aus diesem Blickwinkel sehen konnte, aber bestimmt hatte er keine Ahnung, daß ich unter ihr auf dem Boden saß. Sie sagte kein Wort. Ich vermutete, daß sie ihn nicht erkannt hatte, aber sie hatte so gründlich recherchiert, daß ich nicht sicher sein konnte, ob sie nicht auch mein Wohnhaus und meine Nachbarn überprüft hatte.
    »Ja!« schrie ich aus Leibeskräften, und sie fuhr herum und hielt mir die Spitze ihres Messers an den Nacken, ohne einen Laut von sich zu geben.
    David begann langsam zu uns herunterzutraben. »Toll«, rief er begeistert, »wohin haben Sie sie denn laufen sehen?« Er tat immer noch so, als ob er bloß nach einem verlorengegangenen Hund Ausschau hielte. Ich konnte also nicht sagen, ob noch jemand anders bei ihm war oder ob er mich am Klang meiner Stimme erkannt hatte.
    Jetzt kam er etwas zu schnell auf uns zu, und ich hatte Angst, daß die Goldman ihn unsere Sitzung nicht ungestraft würde stören lassen. Ich spürte, wie sie sich hinter mir vorbeugte, und obwohl sie außerhalb meines Blickfelds war, fürchtete ich, sie würde nach ihrem Halfter greifen.
    »David«, schrie ich, »sie hat eine Pistole.«
    Ich taumelte vorwärts und zog dabei eine Hand aus der Schlinge. Aber es war meine linke Hand, und als ich mich von ihrem Griff befreit hatte, konnte ich nichts tun, um sie zu entwaffnen. Meine Rechte war noch immer in der Schnur verheddert. Als sie das Messer zu Boden fallen ließ und nach ihrer Pistole griff, rannten vier oder fünf dunkle Gestalten den steilen Hang und die
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