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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen
Autoren: Jack Higgins
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Flood hob seinen Becher zum Toast. »Auf Dillon. Möge er in der Hölle schmo­ ren.«

    Dillon hörte Stimmen und wie die Haustür geschlossen wurde.
    Als er langsam wieder zu sich kam, war es genauso, als er­ wachte er vom Tode zum Leben. Die Schmerzen in seiner Brust waren entsetzlich, aber das überraschte ihn kaum. Der Schockeffekt, auf so kurze Entfernung getroffen zu werden, war beachtlich. Er untersuchte die beiden gezackten Löcher in seiner Motorradjacke und öffnete ihren Reißverschluß und legte die Walther auf den Fußboden. Die Kugeln, die Flood auf ihn abgefeuert hatte, steckten in der Titan- und Nylonweste, die Tania ihm bei ihrer ersten Begegnung gegeben hatte. Er löste die Klettbänder, zog die Weste aus und warf sie auf den Boden. Dann griff er nach der Walther und stand auf.
    Er war für einige Zeit richtig bewußtlos gewesen, doch das war völlig normal, wenn man schußsichere Kleidung trug und auf kurze Entfernung getroffen wurde. Er ging zum Barschrank und schenkte sich einen Brandy ein. Er schaute sich in dem Raum um, sah die Leichen und auch seinen Koffer. Er lag noch dort, wo er ihn fallengelassen hatte. Und als er hörte, wie der Motor der Navajo gestartet wurde, begriff er alles. Die Erledi­ gung dieser Sache wurde den Franzosen überlassen, was nur logisch war. Es war schließlich ihr Fleckchen Land, und das bedeutete vermutlich, daß Hernu und die Jungs vom Action Service bereits unterwegs waren.
    Es wurde Zeit zu verschwinden, aber wohin? Er schenkte sich einen zweiten Brandy ein und dachte nach. Es gab immer noch Michael Arouns Citation-Jet, aber wohin könnte er damit fliegen, ohne eine deutliche Spur zu hinterlassen? Nein, die beste Antwort war, wie üblich, Paris. Dort gab es das Hausboot und das Appartement über dem Lagerhaus in der Rue de Helier. Alles, was er brauchte.
    Er leerte das Glas, hob den Aktenkoffer auf und zögerte. Er betrachtete die Titanweste mit den beiden Kugeln darin. Er lächelte und flüsterte: »Beiß dir daran die Zähne aus, Martin.«
    Er zog die Terrassentür auf und blieb einen Moment lang auf
    der Terrasse stehen, atmete tief die kalte Luft ein, dann ging er die Treppe zur Wiese hinunter und eilte zu den Bäumen hin­ über. Dabei pfiff er leise vor sich hin.

    Mary stellte ihr Funkgerät auf die Frequenz ein, die Ferguson ihr genannt hatte. Sie wurde sofort vom Funkraum im Vertei­ digungsministerium empfangen. Ein raffinierter Zerhacker wurde eingeschaltet, und dann wurde sie zu ihm weiterverbun­ den.
    »Wir sind schon über dem Kanal, Sir, und auf dem Heim­ weg.«
    »Fliegen Sie nach Gatwick«, sagte er. »Dort wartet man auf Sie. Hernu hat mich soeben aus seinem Wagen angerufen. Er ist unterwegs nach St. Denis. Es läuft genauso, wie ich es erwartet habe. Die Franzosen dulden solche Schweinereien nicht auf ihrem Boden. Aroun, Rashid und Makeev sind bei einem Autounfall ums Leben gekommen, Dillon bekommt ein Armengrab. Kein Name, nur eine Nummer. Ähnlich machen wir es bei uns mit diesem Grant.«
    »Aber wie, Sir?«
    »Einer unserer Ärzte wurde bereits ersucht, einen Toten­
    schein auf Herzinfarkt auszustellen. Seit dem Zweiten Welt­ krieg haben wir eine eigene Abteilung für solche Dinge. In einer stillen Straße in Nord-London. Sogar mit eigenem Kre­ matorium. Morgen ist von Grant nicht mehr als fünf Pfund Asche übrig. Keine Autopsie.«
    »Aber Jack Harvey?«
    »Das ist etwas anderes. Er und der junge Billy Watson weilen noch unter uns, und zwar in Betten einer kleinen Privatklinik in Hampstead. Die Spezialabteilung behält sie im Auge.«
    »Ist mein Eindruck richtig, daß wir nichts unternehmen?«
    »Es wird nicht nötig sein. Harvey hat keine Lust, zwanzig Jahre in den Knast zu gehen, weil er mal für die IRA gearbeitet hat. Er und sein bunter Haufen werden ganz hübsch den Mund halten. Das gilt übrigens auch für den KGB.«
    »Und Angel?«
    »Ich dachte, sie könnte doch für einige Zeit bei Ihnen woh­ nen. Sie kommen gewiß mit ihr klar, meine Liebe. Von wegen von Frau zu Frau und so weiter.«
    Eine kurze Pause entstand, dann meinte er: »Begreifen Sie, Mary? Das Ganze hat nie stattgefunden, nichts davon.«
    »Das war’s dann wohl, Sir.«
    »Ja, das war’s dann, Mary. Bis bald.«

    Brosnan fragte: »Was hatte der alte Sack zu sagen?«
    Sie erzählte es ihm. Anschließend lachte Flood schallend. »Dann ist es nie passiert? Das ist ja herrlich!« Mary sagte: »Was nun, Martin?« »Das weiß Gott allein.« Er lehnte sich zurück und
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