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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege
Autoren: James Barclay
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an der Schulter und wurde mit einem Grunzen belohnt. Er schüttelte ihn noch einmal.
    »Wach auf«, zischte er. »Spürst du es nicht?«
    »Was denn?«, murmelte der Soldat, ein sauertöpfischer junger Bursche namens Awin.
    »Mach dich bereit. Wir müssen sofort aufbrechen«, sagte Erys.
    Er eilte durchs Lager und weckte die anderen beiden, die ihre Hängematten dicht nebeneinander aufgespannt hatten. Sobald sie sich zu rühren begannen, lief er zu seinem eigenen Nachtlager zurück und löste die Seile. Dabei sah er sich nervös im Wald um, während das wässrige Licht stärker wurde. Er stopfte die Hängematte in seinen Rucksack, vergewisserte sich, dass die eingewickelten Pergamente wohlbehalten darin steckten, und warf sich den Rucksack über die Schulter.

    Als er sich aufrichtete, begegnete er Awins Blick.
    »Was ist denn nur in dich gefahren?«, fragte der Soldat. »Hier ist doch weit und breit nichts …«
    Er hielt inne und sah an Erys vorbei. Der Magier fuhr herum und sah es auch. Ein Schatten, der am Rande seines Gesichtsfeldes huschte. Erys wich zurück.
    »Stell dich hinter mich«, sagte Awin. Er zog das Schwert blank. »Ihr beiden da, es gibt Ärger, setzt euch in Bewegung. Erys, baue einen Schild auf.«
    Die anderen beiden zogen sich eilig die Lederrüstungen an und packten ihre Schwerter, doch Erys machte sich gar nicht erst die Mühe, einen harten Schild zu sprechen. Er konnte noch weitere Gestalten huschen sehen, dieses Mal aufrecht. Wie Schatten, die dunkler waren als die der Pflanzen, bewegten sie sich mit unglaublicher Geschwindigkeit durch den dichten, fast undurchdringlichen Wald. Er wich weiter zurück, ihm war beinahe schwindlig vor Angst, und er betete, dass keiner der Schatten hinter ihm lauerte. Er hätte sich umdrehen müssen, um es herauszufinden, doch ihm war nicht danach.
    Awin bückte sich und meldete laut, was er in den Schatten zu erkennen glaubte. Die anderen drehten sich mit gezogenen Schwertern und Messern langsam um sich selbst. Sie hatten keine Zeit gehabt, die Rüstungen ordentlich zu verschnüren, und das Leder flappte lose auf ihrem Körper. Erys sah, wie sich die Schatten bewegten. Er hörte ein Knurren. Etwas Schwarzes und Schlankes, niedrig und mit Muskeln bepackt, sprang aus dem Wald heraus. Es prallte gegen einen der Soldaten, dessen Namen Erys in der Aufregung nicht einfallen wollte. Ein unmenschlicher Schrei ertönte.
    Awin und der zweite Soldat rannten in entgegengesetzte Richtungen davon. Der Soldat blieb abrupt stehen,
als der Wald vor ihm in Bewegung geriet. Stahl blitzte, die Klinge riss ihm den Kopf zurück, sein Blut spritzte in der Morgendämmerung aus seinem Hals. Awin sah es und rannte zurück.
    »Der Schild, Erys, mach schon!«
    Erys versuchte verzweifelt, etwas Konzentration aufzubieten. Er wusste, was er tun musste. Die Mana-Gestalt war einfach, doch sie entglitt ihm immer wieder. Er musste sich beruhigen, ehe er sich retten konnte. Die Gestalt bildete sich. Er zog sie zusammen und blendete alles aus, Awins panische Schreie und die Schritte des schlanken Schattens, der einen Mann zerfetzte, den er am Abend zuvor noch hatte lachen hören. Er wirkte den Spruch, als Awin sich verzweifelt zu ihm umdrehte. Tarnzauber.
    Er machte einen Schritt zurück und konnte an Awins Gesichtsausdruck erkennen, dass er unsichtbar geworden war.
    »Bastard«, brüllte der Soldat. »Feigling!«
    Er weinte fast. Er wusste, dass er sterben musste. Erys entfernte sich ein wenig. Awin drehte sich um, als er neue Geräusche hörte, und wimmerte leise. Die schwarze Katze war verschwunden, in die Schatten zurückgekehrt. Und dann kamen sie aus dem Wald.
    Es waren drei, die mit geschmeidigen Bewegungen ins Lager eindrangen. Groß, schlank, mit schwarz, grün und braun bemalten Gesichtern. Zwei hatten kurze, schmale Klingen, der Dritte hatte die Hand in eine Gürteltasche gesteckt.
    Erys versuchte möglichst leise zu atmen, und widerstand dem Drang, einfach wegzurennen. Er hörte eine Bewegung, und die schwarze Katze, die so groß war wie ein Kriegshund, tauchte neben ihm auf. Sie schnüffelte und wusste, dass etwas nicht stimmte, konnte ihn aber
auch mit ihren scharfen Augen nicht entdecken. Leise knurrend lief sie weiter. Hinter ihr kam ein weiterer Elf. Sein Gesicht war zur Hälfte weiß und zur Hälfte schwarz bemalt. Im Zwielicht war der Kontrast erschreckend, als schwebte ein halbes Gespenstergesicht in der Luft. Auch er sah den sich vorsichtig zurückziehenden Erys an und ging
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