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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege
Autoren: James Barclay
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beeindrucken«, gab der Unbekannte über die Schulter zurück.
    »Es ist hoffnungslos, die sind dazu geboren. Aber eigentlich sollte ich gar nicht hier sein.«
    »Natürlich nicht, Hirad«, sagte der Unbekannte. »Schließlich hast du auch noch nie gesagt, dass der Rabe niemals getrennt arbeitet.«
    »Es gibt Regeln, die man früher oder später bedauert. Geht es dir nicht auch so?«, sagte er.
    »Nein, ich empfinde es nicht so.« Er wurde ein wenig schneller, als er Hirad antwortete. »Was für ein Land.«
    Rebraal legte den ganzen Tag ein scharfes Tempo vor. Es war eine schwierige Wanderung, und am Nachmittag ermüdeten sie rasch. Eine kurze Pause nach dem dritten Regenguss, um etwas zu essen, hatte keine große Erholung gebracht. Ihr Mahl aus kaltem Dörrfleisch und hartem, fadem Brot war zudem von einem Trupp gieriger Ameisen gestört worden, die so groß waren wie ein halber Finger.
    Hirad hörte das Rauschen von Wasser schon eine ganze Weile, bevor Rebraal sie am Ufer eines breiten, träge fließenden Stromes halten ließ. Er sah das schmutzig braune Wasser hinter der dicht bewachsenen Böschung, das andere Ufer war gut hundert Schritt entfernt und gerade eben zu erkennen. Es dunkelte rasch, und er wusste nicht, wie es den anderen ging, aber er selbst war erschöpft und schweißüberströmt; er war durchnässt vom Regen, hatte sich in den Stiefeln Blasen gelaufen und wollte nur noch seine Hängematte aufhängen. Er war sicher, dass nichts ihn wieder wecken konnte, sobald er sich hingelegt hatte.
    »In welche Richtung müssen wir?«
    Sie hatten sich unter den Zweigen eines riesigen Baumes
versammelt, der im Wald hoch aufragte und sich über den Fluss neigte.
    Ilkar deutete zum gegenüberliegenden Ufer. »Da hin.«
    »Wie denn, mit einem Boot?«
    Ilkar lächelte. »Nein, es geht über eine Brücke.«
    »Wirklich?« Hirad spähte wieder durch die Blätter und Zweige. »Wo ist sie denn?«
    »Hirad, wir sind hier nicht in Korina. Hier gibt es keine Steinbögen, die den Fluss überspannen. Du wirst nicht einmal mit Seilen verbundene Baumstämme finden. Du blickst in die falsche Richtung.« Ilkar legte den Kopf in den Nacken. »Wir benutzen hier Seile. Auf diese Weise können Fremde die Übergänge nicht finden.«
    Hirad folgte seinem Blick, konnte aber nichts erkennen. »Wie weit oben?«
    Ilkar erkundigte sich bei Rebraal. »Ungefähr hundert Fuß. Es ist eine leichte Kletterpartie, Rebraal wird es euch zeigen.«
    »Warte mal …«
    Aber Rebraal kletterte schon hoch. Er schonte den rechten Arm und rannte förmlich den Baum hinauf. Seine Gewandtheit ließ Hirad mit offenem Mund starren.
    »Hirad, es dämmert schon. Wir müssen heute Abend noch hinüber. Am gegenüberliegenden Ufer gibt es viel bessere Lagerplätze.«
    »Warum?«
    »Weniger Krokodile und mehr Platz«, erklärte Ren. »Und Rebraal will hier nicht anhalten. Hier ist Mercuun gestürzt.«
    Hirad seufzte und hob ergeben beide Hände. »Dann lasst es uns tun. Sonst noch jemand, der sich nicht darauf freut?«

    »Bist du denn als Kind nicht auf Bäume gestiegen?«, fragte Denser.
    »Die sind nicht meilenweit in den Himmel gewachsen und waren nicht voller Schlangen«, sagte Hirad. »Was habt ihr zwei da zu grinsen?«
    Erienne und Denser sahen aus wie Verurteilte, die um Haaresbreite der Hinrichtung entgangen waren.
    »Pass auf«, sagte Denser. »Ich fang dich auf, wenn du fällst.«
    Hirad runzelte die Stirn. Und dann wirkten Erienne und Denser einen Spruch. Ilkar folgte ihrem Beispiel, und einen Augenblick später hatten sie alle Schattenschwingen auf dem Rücken.
    »Schweinehunde.«
    Erienne lachte, und für einen kleinen Moment war die Angst vor dem Regenwald vergessen. »Ein freies Stück am Ufer, mehr brauchen wir nicht. Du solltest auch ein bisschen Magie lernen, Hirad.«
    »Ich sollte mir neue Freunde suchen.« Hirad schüttelte den Kopf. »Ich hoffe, ihr habt wenigstens ein ordentliches Feuer in Gang gebracht, wenn ich drüben ankomme. Macht euch zur Abwechslung mal etwas nützlich.«
    »Was denn, und wir sollen den Anblick verpassen, wie du auf der Seilbrücke herumwackelst?«, warf Ilkar ein.
    Hirad hörte nicht auf ihn, sondern wandte sich an den Unbekannten. »Wer macht den Anfang?«
    »Sei kein Trottel«, sagte der Unbekannte. »Denser, Ilkar. Tragt uns. Wir wollen deinem Bruder zeigen, dass wir nicht ganz so hilflos sind, wie er glaubt.«
    Hirad lächelte. »Gute Idee.«
    »Das hatten wir sowieso vor«, sagte Ilkar. »Ich wollte dich bloß ein
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