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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege
Autoren: James Barclay
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einhüllen und von ihrer Leidenschaft mitreißen.

Vierundzwanzigstes Kapitel
    Angeführt von Rebraal und begleitet vom Elfen mit der geheimnisvollen Gesichtsbemalung und seinem Panther marschierte der Rabe in Richtung Aryndeneth, sobald das Morgengrauen die dichte Wolkendecke durchdrang. Kurz vor der Dämmerung war ein sintflutartiger Regen niedergegangen, wie sie es noch nicht erlebt hatten, begleitet von spektakulären Blitzen und krachendem Donner.
    Die beiden, die Ilkar als Krallenjäger bezeichnete, strahlten eine große Kraft aus. Zwischen ihnen bestehe eine geistige Verbindung, hatte er gesagt, und sie seien völlig voneinander abhängig. Der Panther hatte den Raben begutachtet und danach ignoriert. Alle bis auf Thraun. Der Gestaltwandler und der Panther hatten einander tief in die Augen gesehen, Thraun hatte sich gebückt und den Kopf des Tiers gestreichelt. Der Panther hatte seine Hand und sein Gesicht abgeleckt. Zwischen ihnen gab es ein tiefes Verständnis, so viel war klar. Als Thraun wieder aufstand, sah Hirad, dass der bemalte Elf ihm zunickte. Ein kleines Nicken nur, aber unverkennbar.
Thraun zeigte keine Emotionen außer einem winzigen Lächeln.
    Auf der Brücke aus Baumstämmen konnten sie sehen, dass der Graben vielen kleinen Nagetieren zum Verhängnis geworden war, während die Eidechsen und Schlangen die Köpfe über Wasser hielten und nach einem Ausweg suchten.
    Rebraal führte sie nach Süden. Hin und wieder hielt er inne, sah sich über die Schulter um, schüttelte den Kopf und sandte Gebete zu den Gottheiten, von denen er glaubte, sie hörten ihm zu, bevor er sich wieder einen Weg durch den dichten Wald bahnte, ohne eine Spur zu hinterlassen. Das Gleiche konnte man über den Raben allerdings nicht sagen. Rebraal hatte Hirad und dem Unbekannten je eine kurze, abgewinkelte Klinge gegeben und ihnen in zögerndem, eingerostetem Balaianisch zu verstehen gegeben, dass sie das Messer nur benutzen sollten, wenn überhaupt kein Durchkommen mehr war.
    Den ganzen Morgen über nahm die Hitze zu, und schließlich verstand Hirad, was Ilkar mit seiner Bemerkung über den kräftezehrenden Wald gemeint hatte. Als sie flussaufwärts gerudert und gesegelt waren, hatten sie sich außerhalb des Blätterdachs befunden, das die Hitze festhielt, und sie hatten auf dem Wasser immer noch eine leichte Brise gespürt, die die Hitze etwas milderte. Hier aber, nachdem sie erst wenige Stunden gelaufen waren, erkannte er, wie gut Ilkar daran getan hatte, darauf zu bestehen, leichte Lederrüstungen zu kaufen.
    Der Schweiß strömte über sein Gesicht, lief ihm in den Nacken und tropfte an den Beinen hinunter. Er hatte das Gefühl, den Kopf in ein heißes Bad getaucht zu haben, und je mehr Schweiß er abwischte, desto mehr wurde produziert. Sie wurden von Wolken von Fliegen gepeinigt,
die größer waren als alles, was ihnen auf dem Weg zum Dorf begegnet war. Hirad fragte sich, ob er sich nicht das leichte Netz über den Kopf ziehen sollte, mit dem er nachts seine Hängematte zudeckte. Als er sich vorstellte, wie er damit aussähe, entstand auf seinen Lippen das einzige Lächeln des Morgens.
    Hirad zog eine Hängepflanze zur Seite und sah sich um. Denser und Erienne gingen gefasst und vorsichtig nebeneinander, ihre Blicke irrten hin und her, sobald sie irgendwo ein Geräusch hörten. Sie waren sich jedoch wieder näher gekommen, und dafür war Hirad dankbar, auch wenn ihn die Geräusche ihres Liebesspiels in der letzten Nacht nicht hatten schlafen lassen.
    Darrick sah elend aus. Er schlug unablässig nach den Fliegen und kratzte sich an Armen und Beinen. Aeb ließ sich nichts anmerken, und Thraun, der ganz hinten ging, lächelte und kostete die Wanderung durch den Wald aus. Er hatte nicht viel gesprochen, doch Hirad konnte sehen, dass er innerlich zu ihnen zurückkehrte. Die Art und Weise, wie er sich vor dem Dorf beim Raben eingereiht hatte, hatte Hirads Herz jubeln lassen. Doch die Schmerzen waren noch da. Der Schmerz, sein Rudel verloren zu haben, der Schmerz nach Will Begmans Tod, an dem er sich ungerechterweise die Schuld gab.
    »Komm schon, Hirad, trödele nicht herum«, rief Ilkar von vorne zurück.
    Hirad drehte sich um und sah, dass Rebraal, Ren und Ilkar ihn beobachteten. Er hielt die Pflanze fest, bis Denser sie erreicht hatte, dann marschierte er finsteren Blickes weiter.
    »Gott, wie ich diese herablassenden Elfen hasse«, murmelte er hinter dem breiten Rücken des Unbekannten.

    »Lass dich einfach nicht davon
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