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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege
Autoren: James Barclay
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dich fest«, sagte er. »Jetzt wird es schwierig.«
    Er gab seinem Pferd einen Tritt mit den Hacken, und das nervöse Tier rannte los. Das Klirren von Stahl und die Rufe der Kämpfer ergaben in seinen Ohren zusammen mit dem Jammern seines Sohnes eine unangenehme Mischung. Er bemühte sich, das Pferd mitten auf der Straße zu halten, und galoppierte geradewegs zum Hafen. Er wollte am Ostrand der Stadt am Märtyrerpark vorbei und durchs Salzviertel reiten, um am Ende der Hafenanlagen herauszukommen, wo Kapitän Jevin die Calaianische Sonne festgemacht hatte.
    Er konnte jetzt schon sehen, dass es schwierig, wenn nicht gar unmöglich war, den ringsum tobenden Kämpfen völlig zu entgehen. Rechts brannten mehrere Feuerkugeln den Nebel weg. Sie kamen in hohem Bogen geflogen und schlugen in Häuser ein oder landeten auf der Straße. Auf das scharfe Knacken und das orangerote Glühen eines zusammenbrechenden Manaschildes folgten sofort die Schreie derjenigen, die auf einmal ohne Schutz dastanden. Rauch wallte auf, als das Manafeuer das Holz und Fleisch verschlang, auf eine Seitenstraße übergriff und sich über Dächer ergoss, bis es ihnen auf allen Seiten den Weg zu versperren drohte.
    Vor ihnen rannten Menschen ungeordnet und panisch umher. Es waren die Einwohner der Stadt, die vor den Klingen und den Sprüchen der Kollegien zu fliehen suchten. Einige Dutzend Menschen wurden von drei verunsicherten Kämpfern der Stadtmiliz angeführt. Sie blickten mehr hinter sich als nach vorn, und alle trugen Habseligkeiten
oder Kinder und konnten sich nur schwerfällig bewegen. Der Unbekannte fluchte, das Pferd tänzelte nervös unter ihm und wurde unwillkürlich langsamer.
    »Halte dich fest.«
    Die Einwohner eilten weiter, keiner achtete auf das einzelne Pferd, als sie aus der Stadt flohen. Die schmutzigen, mit Ruß verschmierten Gesichter waren von Angst verzerrt.
    »Ihr müsst umkehren, da gibt es kein Durchkommen«, rief einer der Milizionäre, als sie nahe genug waren.
    »Wir wollen zum Hafen«, rief der Unbekannte. »Welches ist der beste Weg?«
    »Es gibt keinen Weg«, antwortete der Soldat. »Genau dort kämpfen die Bastarde. Lauft weg, das ist eure einzige Chance.« Damit war er verschwunden.
    Der Unbekannte ritt weiter, Jonas quiekte und hustete abwechselnd, als der Rauch dichter wurde, je näher sie dem Kampfgeschehen kamen. Dieras Gesicht war bleich und hart.
    »Es ist nicht mehr weit.«
    Einige Nachzügler kamen ihnen entgegen, als sie rasch die Straße hinunterritten. Den Park hatten sie bereits hinter sich gelassen. Vor ihnen tauchten jetzt niedrige Lagerhäuser und die dicht an dicht gebauten Mietshäuser des Salzviertels auf. Einst war hier Frachtgut gelagert worden, und Seeleute hatten sich hier herumgetrieben. Jetzt brannte es an unzähligen Stellen, und überall wurde gekämpft. Von rechts kamen Männer in enger Formation gerannt und kreuzten ihren Weg, ohne auf sie zu achten. Direkt vor ihnen ging die Außenwand eines Lagerhauses in Flammen auf, Balken brachen krachend zusammen. Ein Brüllen ertönte, das Waffengeklirr klang grimmiger denn je. Sie hatten den Schauplatz der Kämpfe fast erreicht.

    Der Unbekannte nahm das Pferd nach links herum und lenkte es zwischen zwei finsteren Lagerhäusern einen schmalen, schlammigen Weg hinunter. Der Kampflärm war hier vorübergehend etwas gedämpft, obwohl er ganz aus der Nähe kam. Als sie im Handgalopp eine Kreuzung überquerten, spähte der Unbekannte nach rechts. Der Durchgang war voller Männer, die Flammen spiegelten sich in den Klingen der Kämpfer, die einen von hier aus unsichtbaren Feind angriffen.
    Einen Herzschlag später stiegen Feuerkugeln aus der Finsternis und dem Rauch empor und trafen die vordersten Reihen der Kämpfer. Flammen loderten auf, Balken lösten sich von den Dächern und trafen die Soldaten, rissen sie von den Beinen und schleuderten sie zu Boden. Als kreischende menschliche Fackeln starben sie.
    Das ohnehin schon verängstigte Pferd des Unbekannten brach aus und stieg hoch. Die zweifache Bewegung war zu viel für den Krieger, da er auch noch die ohnehin schon schwankende Diera festhalten musste. Er verlor den kurzen Kampf ums Gleichgewicht. Doch als er sich nach links und nach hinten fallen ließ, schloss er seine Frau und seinen Sohn fest in die Arme und federte ihren Sturz mit seinem Körper ab, indem er sich über die Schulter abrollte.
    Er stöhnte, vorübergehend außer Atem, als ein stechender Schmerz durch seinen Rücken fuhr. Der
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