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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege
Autoren: James Barclay
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vor sich in der Dunkelheit eine Bewegung. Die Fremden benutzten keine Fackeln, doch das Zwielicht konnte sie nicht verbergen. Er hörte das regelmäßige Hacken
der Klingen, mit denen die Pflanzen aus dem Weg geräumt wurden, er hörte Zweige unter den Füßen knacken und hin und wieder ein Wort. Zweifellos hatte man ihnen gesagt, dass Lärm im Regenwald die Raubtiere abschreckte. So war es auch, doch es gab eine besonders gefährliche Ausnahme.
    Die Fremden sollten den Tempel niemals zu sehen bekommen. Rebraal stieß den eigenartigen klagenden Ruf des braunen Bussards aus und begann zu rennen. Wie ein Geist huschte er über den Vorplatz und verschwand im Wald.
    Von den Plattformen wurden Pfeile abgefeuert. Die Fremden stießen erstickte Schreie aus, und er hörte ihre Körper auf den Waldboden stürzen. Eine weitere Pfeilsalve surrte in die Dunkelheit. Befehle und Rufe waren zu hören, und die noch lebenden Fremden verteilten sich. Rebraal nahm einen Jaqrui und duckte sich, während er ins dichte Unterholz eindrang. Mit der Rückhand warf er ihn, als er einen hockenden fremden Krieger über einen umgestürzten Baumstamm spähen sah. Der Wurfstern war wie eine kleine Sichel geformt und hatte an einem Ende einen Griff für zwei Finger. Die rasiermesserscharfe doppelschneidige Klinge flüsterte, während sie flog. Die Waffe war klein genug, um durch die hängenden Ranken einen Weg zu finden.
    Der fremde Krieger sah die Waffe nicht kommen, obwohl er geradewegs in ihre Flugbahn blickte; sie traf direkt über den Augenbrauen seine Stirn. Er schrie auf und kippte zurück. Rebraal stieß weiter vor, huschte durch Lücken in der üppigen Pflanzenwelt und schlug einen Bogen um die Überlebenden. Er konnte Mercuun sehen, der die Fremden auf der anderen Seite umging; sie würden sie in die Zange nehmen.

    Zwei Magier, einer gebückt und der andere stehend, schauten mit leeren Gesichtern zum Blätterdach hinauf und suchten nach den Plattformen. Einer hatte einen Spruch vorbereitet, der andere hatte gerade einen Spruch gewirkt und vor Konzentration die Stirn in Falten gelegt. Wahrscheinlich wollte er mit einem harten Schild weitere Pfeilsalven abwehren.
    Rebraal stürmte los, und der stehende Magier sah ihn erst, als er nur noch fünf Schritt entfernt war. Er sprang über den hockenden Magier hinweg und prallte mit den Füßen voraus gegen die Brust des zweiten. Der Mann ging zu Boden, ehe er einen Spruch wirken konnte. Rebraal landete breitbeinig über ihm, stach ihm die Klinge ins Herz, drehte sich um und schlitzte dem hockenden Magier die Kehle auf, als dieser sich gerade erst umzudrehen begann. Ein weiterer Pfeil durchschlug das Blattwerk, rechts neben Rebraal gurgelte ein Mann und stürzte. Stahl klirrte, ein Schwert prallte klatschend gegen eine Lederrüstung, dann ertönte ein gequälter Schrei, der rasch wieder abbrach.
    »Das waren alle«, rief jemand von einer Plattform herunter.
    »Beobachte weiter, Rourke«, antwortete Rebraal. »Guter Schuss.«
    Er sah sich um, ob die in der Nähe gefallenen Feinde noch lebten, dann drang er ins Gebüsch ein, um seinen Wurfstern zu bergen. Der Krieger atmete noch, obwohl Blut und Gehirnmasse aus der Wunde quollen. Rebraal bohrte ihm die Klinge ins Herz und setzte einen Fuß auf den Kopf des Mannes, um den Wurfstern aus dem Schädel zu bekommen. Er wischte die Waffe am Hemd des Opfers ab, bevor er sie in den Beutel steckte, den er wieder verschloss.

    Mercuun kam zu ihm.
    »Was sollen wir mit ihnen tun?«
    Rebraal wandte sich zu seinem dunkelhäutigen Freund um und sah die Falten auf der Stirn über den schrägen, ovalen Augen. Seine blattförmigen, leicht zugespitzten Ohren zuckten, während er zu verarbeiten versuchte, was gerade geschehen war.
    »Hole Skiriin und schleppe die toten Fremden fort vom Weg, den sie sich gebahnt haben. Legt sie auf die Lichtung im Norden. Behaltet alles, was nützlich scheint, zerschneidet die Kleidung und lasst die Körper liegen. Der Wald wird sich um sie kümmern.«
    »Rebraal?« Mercuuns Stimme verriet sein Unbehagen.
    »Ja, Meru?«
    »Wer waren sie, und woher wussten sie, wo sie uns finden können?«
    Rebraal fuhr sich mit gespreizten Fingern durchs lange schwarze Haar. »Das sind zwei sehr gute Fragen«, sagte er. »Sie stammen sicherlich aus Balaia, aber viel mehr kann man wohl nicht sagen. Ich werde morgen versuchen, ihren Weg zurückzuverfolgen. Vielleicht finde ich dabei etwas heraus. Inzwischen müssen wir wachsam bleiben.«
    »Sie waren
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