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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege
Autoren: James Barclay
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sicher nicht die Letzten, oder?«, fragte Mercuun.
    »Nein«, erwiderte Rebraal. »Wenn ich raten sollte, dann würde ich sagen, dass sie anderen den Weg hierher bahnen sollten. Ihr Gepäck war zu leicht für irgendetwas anderes. Noch mehr werden kommen, und vielleicht sind sie schon in der Nähe. Wir haben möglicherweise nicht mehr viel Zeit.«
    Rebraal sah Mercuun tief in die Augen. Sein Freund machte sich Sorgen, genau wie er selbst. Es war schon
schlimm genug, dass die Männer vom nördlichen Kontinent es überhaupt geschafft hatten, an Informationen zu gelangen, die eigentlich niemand haben sollte. Außerdem aber waren sie nicht auf diejenigen hereingefallen, die Fehlinformationen streuten, und sie waren den TaiGethen entgangen, die jeden töten sollten, der allzu beharrlich war. Der Regenwald war ungeheuer groß, doch der äußere Verteidigungsring und die von seiner Art, die in den Städten lebten, hatten mehr als vierhundert Jahre lang alle uneingeladenen Gäste von Aryndeneth fern gehalten.
    Er schnalzte mit der Zunge, die Entscheidung war gefallen. »Meru, du sollst die Kunde verbreiten. Beginne bei Sonnenaufgang. Wir können nicht auf die Ablösung warten. Alle verfügbaren Al-Arynaar müssen so schnell wie möglich hierher kommen. Die äußeren Ringe müssen nach Norden gehen. Sie müssen im Norden in Told-Anoor, im Westen in Ysundeneth und im Osten in Heri-Benaar Bescheid geben. Nimm Vorräte für zwei Tage mit, verbreite die Neuigkeiten und komme wieder hierher.«
    Mercuun nickte.
    Rebraal kehrte zum Tempel zurück und betrachtete dessen verborgene Schönheit. Es war ein Anblick, an dem er sich nicht satt sehen konnte. Er kniete auf dem Vorplatz nieder und schickte ein Gebet zu Yniss, dem Gott der Harmonie, der sie alle beschützen sollte. Danach stützte er die Hände auf die Oberschenkel und lauschte dem Wald.
    Wenigstens der Wald hatte sich wieder beruhigt.
     
    Hirad Coldheart, an Sha-Kaans breiten Hals gelehnt, änderete ein wenig seine Position. Die Schuppen kratzten ihn sogar durch das Wollhemd. In der Luft hing eine
Wolke von ranzigem Öl und Holzgeruch. Hirad war froh, dass sie im Freien lagerten. Der mächtige Körper des Großen Kaan, mehr als hundertzwanzig Fuß lang von der Schnauze bis zur Schwanzspitze, war auf dem Hang ausgestreckt, auf dem sie ausruhten. Von hier aus konnten sie das verschandelte Idyll von Herendeneth betrachten.
    Die kleine Insel, nur anderthalb Meilen breit und zwei Meilen lang, lag tief im Inneren des Ornouth-Archipels. Hier im Süden, nicht weit vor der nordwestlichen Spitze des Südkontinents Calaius, schien die Sonne warm vom Himmel. Die Landschaft war eine wundervolle Mischung aus üppigen grünen Hängen, lichten Buchenhainen und spektakulären Felsformationen, die einen flachen Berggipfel umgaben, auf dem eine mächtige Säule aus Stein als monumentale Erinnerung an eine lange untergegangene, alte Magie erinnerte. Doch die Schönheit war durch Kämpfe und den Tod Unschuldiger unwiderruflich besudelt.
    Sha-Kaan hatte sich so hingelegt, dass er Hirad sehen und gleichzeitig über den Hang zu den Hainen, den terrassenförmig angelegten Gräberfeldern und den Gärten blicken konnte. Hinter ihnen standen die Ruinen des einst stolzen Hauses der Al-Drechar. Es war von einer Magie zerstört worden, die die gesamte balaianische Dimension bedroht hatte. Der Drache verdrehte das linke Auge und warf dem Barbarenkrieger einen unergründlichen Blick zu.
    »Stören dich meine Schuppen?«, grollte er.
    »Tja, ein besonders angenehmes Polster geben sie nicht ab«, sagte Hirad.
    »Ich lasse sie von jemandem für dich glatt polieren. Sage mir nur, welche der besonderen Aufmerksamkeit bedürfen.«

    Hirad kicherte, drehte sich um und erwiderte den Blick des Großen Kaan. Die strahlend blauen Augen saßen in einem Kopf, der fast so groß war wie er selbst.
    »Wie ich sehe, erwacht dein Humor wieder zum Leben«, sagte er. »Aber das wird noch eine Menge Arbeit erfordern.«
    Sha-Kaans schlitzförmige schwarze Pupille verengte sich. »Eine kleine Drehung, und dein winziger Körper zerbricht wie ein Zweig.«
    Hirad spürte die Belustigung in seinem Bewusstsein wie Nebelschwaden in einer Brise. Zweifellos war der Drache während des erzwungenen Aufenthalts auf Herendeneth milde geworden. In früheren Zeiten hätte er eine solche Bemerkung in vollem Ernst und mit voller Absicht gemacht. Doch ob es in diesem Fall ein Scherz war oder nicht, es entsprach der Wahrheit.
    »Ich wollte nur
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