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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege
Autoren: James Barclay
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warf er noch einen Blick zum Deck und sah viel zu viele Xeteskianer.
    Das würde Ilkar nicht gefallen. Es würde ihm ganz und gar nicht gefallen.

Zweites Kapitel
    Zwei Stunden vor der Dämmerung veränderte sich die Atmosphäre im Regenwald. Es war für niemanden zu spüren, dessen Leben nicht untrennbar mit dem Blätterdach verbunden war, und doch war es eine deutliche Veränderung. Rebraal hielt sich völlig still und verschmolz beinahe mit dem Hintergrund.
    Hinter ihm erhob sich das grün-goldene Dach von Aryndeneth zweihundert Fuß hoch in die Luft. Die Spitze der Kuppel befand sich auf gleicher Höhe mit den höchsten Zweigen des Blätterdachs. Der Tempel stand dort seit mehr als fünftausend Jahren, sein Stein war teilweise hinter einem Vorhang aus dichtem Moos, Efeu und Lianen verborgen. Hin und wieder wurde er von den Pflanzen befreit, doch der wuchernde Wald ließ sich nicht lange zurückhalten.
    Ob freigeräumt oder nicht, der Tempel war aus fünfzig Schritt Entfernung kaum zu sehen.
    So war es schon immer gewesen. In den Jahrhunderten nach seinem Bau war Aryndeneth ein Ziel für Pilger gewesen, ein heiliger Ort der Elfen, der das Zentrum ihres
Glaubens bildete. Das Heim der Erde. Ein großer, mit Stein ausgelegter Vorplatz und ein gewundener Weg zwischen mächtigen Steinplatten hatten die Wanderer empfangen. Der Weg durch den Regenwald war in nördlicher Richtung hundert Meilen weit sorgfältig gesäubert und unterhalten worden.
    Der Weg war schon lange verschwunden, ein Teil des Vorplatzes und des Weges waren noch unter den Pflanzen und Lianen sichtbar, doch der Regenwald rückte unerbittlich weiter vor, und Rebraal und seine Leute kämpften einen ewigen Kampf gegen den Wald.
    Rebraal blickte nach rechts zu den großen, mit Eisen beschlagenen Holztüren des Tempels. Auch Mercuun hatte es gespürt. Er spähte suchend in die Dunkelheit, und seine Ohren zuckten, als er die Stimmung des Waldes auffangen wollte. Ein Stück entfernt hatten Skiriin, Rourke und Flynd’aar auf den Baumplattformen die Bogen gehoben. Das war die Bestätigung, die Rebraal brauchte.
    Er stellte ein Ohr schräg, lauschte angestrengt und versuchte, die Bedrohung zu identifizieren. Die Geräusche des Waldes umgaben ihn, die Hitze war selbst in den Stunden vor der Dämmerung erdrückend. Ein Dutzend Vogelarten stieß Warn- oder Paarungsrufe aus, Affen schrien und begrüßten einander kreischend. Ihre Wanderung durch die Baumkronen war am Rascheln und Knacken der Äste zu erkennen. Unzählige Insekten summten und flatterten und surrten, und das Knurren einer Wildkatze vervollständigte die morgendliche Kakophonie.
    Beinahe war es eine Nacht wie jede andere, an die Rebraal sich erinnern konnte. Die Warnrufe fühlten sich jedoch anders an. Die Atmosphäre hatte sich verändert, und alle Wesen im Wald spürten es. Fremde. Nahe und direkt voraus.

    Das Schmatzen eines braunen Baumfrosches drang von einer Baumplattform herunter. Rebraal schaute auf. Rourke signalisierte acht Fremde, die sich im Gänsemarsch näherten. Krieger und Magier, die sich einen Weg nach Aryndeneth freihackten. Sie waren keine Pilger. Die Pilger kamen erst nach der Regenzeit, die noch fünfzig Tage anhalten würde. Rebraal nickte, legte die Finger auf die Augen und zog eine Hand quer über seinen Hals. Wer sie auch waren, man durfte nicht erlauben, dass sie entkamen und jemandem den Standort des Tempels verrieten.
    Er schnippte zweimal mit den Fingern und hörte, wie Erin’heth und Sheth’erei zu seiner Linken aufschlossen. Magische Schilde wurden eingerichtet, und dann ging er los. Mercuun passte sich seinem Tempo an. Die beiden Krieger liefen geräuschlos, die Magier hinter ihnen bewegten sich nur, um die Krieger innerhalb der Schilde zu halten. Als er zu den dreißig Fuß hoch in den Bäumen hängenden Plattformen sah, konnte Rebraal beobachten, wie die drei Bogenschützen ihre Ziele ins Visier nahmen. Aus dem Winkel der Bogen zu schließen, waren die Eindringlinge nahe, höchstens noch fünfzig Schritt entfernt. Er blieb stehen und hob die Hand.
    Die unbeholfen trampelnden Fremden waren jetzt deutlich zu hören. Rings um sie wurde es still im Wald. Er winkte mit dem linken Arm und deutete nach oben. Erin’heth sollte aufsteigen und die Plattform schützen. Er zog seine schlanke, leichte Klinge und hielt sie mit der rechten Hand fest. Mit der Linken öffnete er die Gürteltasche mit den Jaqrui-Wurfsternen.
    Er ging weiter, kniff die Augen zusammen und bemerkte
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