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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege
Autoren: James Barclay
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Schritt vom Ufer entfernt. Das konnte eine sehr weite Entfernung sein. Irgendetwas prallte gegen seinen Stiefel. Er spürte einen weiteren Aufprall an der Lederrüstung. Er kannte das Verhalten. Es war die Vorhut einer Invasion. Die Armee war nicht weit dahinter, und nichts konnte sie aufhalten. Piranhas.
    »Schwimmt jetzt los, Ben!«, rief er und begann mit den Beinen zu stoßen, um ihr Floß zum Ufer zu treiben. »Schwimmt mit den Beinen und hört nicht auf, schwimmt!«
    Durch ihre heftigen Bewegungen lockten sie natürlich
erst recht die Räuber an, doch sie hatten keine andere Wahl. Die Fische hatten irgendwie das Blut gewittert, und er und Ben waren die Beute. Als er mit den Beinen stieß, um den Baumstamm zu drehen und direkt auf das Ufer zuzuhalten, sah er, dass die Schlammböschung leer war. Die Krokodile waren bereits im Wasser und schwammen stromabwärts. Ihr Strampeln war wie ein Ruf zur Fütterung gewesen, die niemand verpassen wollte. Sie hatten einen Vorsprung von etwa hundertfünfzig Schritt. Es würde sehr knapp werden.
    Ben wurde jetzt ernstlich angegriffen. Die Bewegungen seiner Beine machten es den Fischen schwer, doch Piranhas waren schnell, und ihre Kiefer waren beängstigend stark. Er stieß wieder einen Schrei aus, als sie durch die Kleidung bis in sein Fleisch bissen. Jeder Biss beförderte noch mehr Blut ins Wasser und lockte immer mehr gefräßige Raubfische an.
    Von links kamen die Krokodile näher. Mit ihren starken Schwänzen trieben sie sich schneller durchs Wasser, als ein Mensch schwimmen konnte. Das Ufer kam mit jedem Augenblick näher. Yron spürte einen kräftigen Biss am Fußgelenk, der durch seinen Lederstiefel drang. Er ruderte noch stärker mit den Beinen.
    Ben stöhnte.
    »Macht weiter, Junge, wir sind fast da«, drängte Yron ihn. »Ihr schafft es. Lasst mich nicht hängen, Bursche.«
    »Nein … sicher nicht«, keuchte Ben, doch er wurde rasch schwächer.
    »Ich habe Euch noch so viel zu lehren, Ben. Gebt jetzt nicht auf, macht weiter.«
    Yrons Beine rutschten über den Grund. Er reagierte sofort, stemmte beide Füße auf den Boden und richtete sich auf. Dann zog er Ben hinter sich her und kämpfte
sich durch hüfttiefes Wasser. Er spürte die ringsum herandrängenden Fische, ihre unablässigen Vorstöße, er spürte, wie sie seine Kleidung mit scharfen Zähnen packten und zerfetzten.
    Er hatte sich Ben praktisch unter einen Arm geklemmt und konnte kaum noch aufrecht stehen. So kämpfte er sich durch den Schlamm am Flussufer und stieß Ben dabei vor sich her. Der Bursche stolperte durch die Pfützen und stürzte ins Gras. Sein rechtes Bein war eine blutige Masse, seine Hose war zerfetzt. Einer seiner Stiefel hing nur noch an den Schnürbändern, und an der Hüfte war sein Wams zerfetzt und zerrissen.
    »Nicht nachlassen, Ben.« Er atmete schwer ein. »Wir sind noch nicht ganz in Sicherheit.«
    Ben wollte aufstehen, schaffte es nicht ganz und kroch auf allen vieren die Böschung hinauf. Hinter Yron brodelte das Wasser. Ein Krokodil brach aus dem Fluss hervor und hielt mit unglaublicher Geschwindigkeit auf sie zu. Yron rutschte auf der Böschung aus, fiel auf den Rücken, schob sich aufwärts und drückte mit dem Rücken den strauchelnden Ben weiter hoch.
    Das Krokodil kam schnurgerade auf sie zu und hatte die vermeintliche Beute im Visier. Hinter ihm kämpften weitere Krokodile im flachen Wasser gegeneinander. Das Reptil schnappte einmal nach ihnen und verfehlte Yrons Fuß um Haaresbreite. Der Hauptmann trat mit dem Stiefel zu und traf die Schnauze des Krokodils. Es zögerte, dann ging es wieder auf sie los. Er trat noch einmal, und wieder traf er. Das Krokodil hielt inne und fauchte.
    »Ben, los«, rief er. »Los jetzt!«
    Unter ihm bewegte das riesige Reptil den Kopf hin und her, schenkte Yron einen letzten empörten Blick und zog sich ins Wasser zurück. Vom oberen Rand der Böschung
aus schaute er hinunter, richtete sich auf und schleifte Ben tiefer in den Wald hinein, bis sie in Deckung waren. Dort legte er den Burschen ab und starrte dessen Wunden an.
    »Verdammt, Junge, Ihr habt eine Menge abbekommen, was?«
    Ben nickte schwach, sackte in sich zusammen und blieb ausgestreckt liegen. Er hatte unzählige Verletzungen. Yron betrachtete seinen Schutzbefohlenen. Aus dem zerfetzten rechten Bein lief das Blut in Strömen, und auch an anderen Stellen hatte er mehr blutende Wunden, als Yron zählen konnte. Das Fleisch war ihm förmlich von den Knochen gerissen worden, wo die
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