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Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege

Titel: Die Legenden des Raben 01 - Schicksalswege
Autoren: James Barclay
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der Tai auf, bevor er leise knurrte und hinter dem Elfen hertrottete.
    »Verendii Tual«, sagte Auum. »Wir haben nicht mehr viel Zeit. Die Krallenjäger werden sie nicht verlieren wie ich. Wir erwarten sie an der Flussmündung.«
    Seine Tai waren klug genug, keine weiteren Fragen zu stellen, und folgten ihm, als er sich vom Nebenfluss entfernte, der nicht weit vor ihnen eine Biegung nach Westen beschrieb, ehe er in den Shorth mündete. Der vereinte Fluss strömte dann weiter bis zur Mündung ins Meer bei Verendii Tual, der Bucht mit den Schwindel erregend hohen Klippen, die als tiefer Einschnitt weit in den Wald reichte.
    Alle Gruppen waren aufgespürt, und die letzte sollte bis zur kommenden Morgendämmerung gefunden sein. Das Netz zog sich zusammen.

Fünfundzwanzigstes Kapitel
    Kurz vor der Dämmerung war Erys voller Todesangst erwacht. Seine Gruppe hatte vor gerade einmal anderthalb Tagen den Tempel und den beruhigenden Einfluss von Hauptmann Yron verlassen. Obwohl sie sich nicht verirrt hatten, waren ihre Gedanken voller Angst vor dem Wald, und sie konnten nicht mehr vernünftig urteilen. Er hatte auf dem undisziplinierten Marsch zur Küste immer wieder versucht, sie zur Besinnung zu bringen. Er hatte sie an Yron erinnert, der darauf baute, dass ihre Flucht gelang. Der Hauptmann hatte ihnen Zeit erkauft, indem er sein eigenes Leben opferte.
    Es hatte gewirkt, es hatte sie an die Aufgabe erinnert, die zu erfüllen sie geschworen hatten. Für eine Stunde vielleicht. Es war so schwer, die Zeit zu schätzen. Dann hatte das Lamentieren wieder begonnen. Die Verleumdungen und die Streitereien, wer die Führung übernehmen sollte. Erys hatte sich herausgehalten. Sollten die anderen drei unter sich klären, wer das größte Ego hatte. Er verzichtete darauf, ihnen vernünftig zuzureden, und tröstete sich mit dem Gedanken, dass er es war, der die wichtigste Fracht beförderte.
Wenn es hart auf hart kam, musste nur er selbst überleben. Alle anderen waren austauschbar. Wenn es nach ihm ging, konnten sie alle zur Hölle fahren.
    In der Dämmerung hatten sie bemerkt, dass sie verfolgt wurden. Irgendjemand hatte sich an ihre Fersen geheftet. Es gab keine konkreten Beweise, keine klaren Spuren. Dennoch war es da, dieses undefinierbare Gefühl, dass sie beobachtet wurden. Vielleicht eine Veränderung in der Struktur der Schatten, vielleicht ein knackender Zweig und ein Moment der Stille im allgemeinen, alltäglichen Lärm des Waldes, vielleicht auch der Ruf eines Vogels, der nicht ganz natürlich klang. Was es auch war, es hatte den letzten Anschein von Ordnung zerstört, und der Tag war kaum mehr gewesen als ein blinder Wettlauf nach Norden.
    Sie achteten kaum noch darauf, wohin sie traten, und zogen sich unzählige Schnittwunden, Prellungen und Zerrungen zu. Nur Erys, der als Einziger die Bedeutung ihrer Mission begriff, hatte sich gemächlicher bewegt und doch mit ihnen Schritt halten können, indem er Verletzungen vermied. Die Götter mochten wissen, wie oft sie mit knapper Not Knochenbrüchen oder Schlangenbissen entkommen waren. Schlimmer als alles war der unirdische Chor gewesen. Überall ringsum hatte es geknurrt, gebellt, gegrunzt und geschrien. Der Radau hatte, wie es schien, eine halbe Ewigkeit lang die gewöhnliche Geräuschkulisse des Waldes übertönt. Keiner hatte ein Wort darüber verloren, alle hatten zu viel Angst vor dem, was sich dahinter verbergen mochte.
    Die Nacht war in unerträglicher Spannung verlaufen, doch trotz der allgemeinen Entschlossenheit, wach zu bleiben, weil keiner dem anderen traute, war Erys in einen erschöpften Schlaf gefallen. Jetzt aber war er wach,
und sein Herz hämmerte laut in seiner Brust. Er versuchte, seinen Atem zu beruhigen, lag völlig still in der Hängematte und lauschte. Langsam drehte er den Kopf hin und her, bis er im schwachen Licht einen schlafenden Soldaten entdeckte. Die anderen beiden konnte Erys von seiner Position aus nicht sehen, und er konnte auch nichts Ungewöhnliches hören.
    Trotzdem, irgendetwas hatte ihn geweckt. Er war sicher, dass es kein Traum gewesen war. Erys kletterte aus seiner Hängematte und rutschte auf dem feuchten Boden aus. Ein rascher Blick in die Runde, und er schauderte. Keiner hielt Wache. Das Lager hatte etwas Gespenstisches. Rasch ging er zum nächsten seiner Begleiter. Das Gefühl des nahen Todes war so stark, dass Erys im ersten Augenblick nicht einmal sicher war, ob überhaupt noch einer von ihnen lebte.
    Er schüttelte den Soldaten
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