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Schattenelf - 4 - Feuerzauber

Schattenelf - 4 - Feuerzauber

Titel: Schattenelf - 4 - Feuerzauber
Autoren: R.A. Salvatore
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Teil Eins
    Erleuchtung
     
    Und damit endete, ebenso plötzlich wie brutal, dieser Teil der Geschichte. Wenn ich darüber nachdenke, wie wenig ich über diesen Rebellenführer, diesen Ashwarawu, wusste, erstaunt es mich immer wieder, wie nachhaltig er mich und viele andere aus unserem Volk in seinen Bann ziehen konnte. Woher kam er? In welchem Stamm wurde er geboren? Musste er, wie ich, miterleben, wie seine Eltern zu Tode kamen? Lebten seine Eltern vielleicht sogar noch?
    Mittlerweile fallen mir zu diesem Mann, zu seiner Herkunft und Vorgeschichte, die ihn zu einem so tapferen Rebellenführer machte, unendlich viele Fragen ein. Das Merkwürdige ist, als ich noch bei ihm war und vielleicht eine Antwort auf sie hätte bekommen können, ist es mir nie in den Sinn gekommen, sie zu stellen. Ich ließ mich von der ungeheuren Bedeutung des Augenblicks mitreißen, von der Hoffnung auf Freiheit und der Größe und Gerechtigkeit unserer Sache.
    Im Licht dieser Erkenntnis muss ich mich fragen, ob es Ashwarawus Größe war, die uns alle bewog, sich ihm anzuschließen, oder eher der aus Verzweiflung geborene Glaube, wir könnten unsere Freiheit zurückgewinnen. War Ashwarawu wirklich eine große Persönlichkeit, oder war er schlicht der typische starke Mann, den die Verzweiflung seines Volkes an die Spitze gespült hatte?
    Jetzt, so viele Monate später, bin ich gezwungen, mich diesen Fragen in aller Aufrichtigkeit zu stellen. Und sei es nur um meines Seelenfriedens willen, ich muss eine Möglichkeit finden, die Niederlage zu begreifen und zu akzeptieren.
    Zu meiner großen Freude erfuhr ich, dass viele aus meinem Volk sich nicht der Lebensweise der Yatols unterworfen hatten. Nicht etwa bloß die Alten, die sich nach den guten alten, aber längst vergangenen Zeiten sehnen, sondern gerade auch die Jungen und Starken. Die meisten Rebellen in Ashwarawus Truppe waren ungefähr in meinem Alter, manche erheblich jünger. Was uns antrieb, waren unsere Leidenschaft und unser Gerechtigkeitsgefühl.
    Trotzdem wurden wir besiegt.
    Unmittelbar nach meiner Ankunft in der Wolkenfeste war das für mich ein Ding der Unmöglichkeit, ein Alptraum, der einfach nicht sein durfte. Gab es denn keinen gerechten und ehrenhaften Gott? Und wenn es ihn gab, wie konnte er sich mit den Yatols gegen uns verbünden? War ihre Eroberung etwa gerecht? Ihre Grausamkeit? Ihr Versuch, ein ganzes Volk zu einer Kaste von Sklaven herabzuwürdigen? Ein gerechter Gott hätte nie für sie Partei ergreifen können.
    Und doch wurden wir besiegt.
    Und das nicht etwa durch das Eingreifen irgendeines Gottes, wie ich dank meiner Betrachtungen hier eingesehen habe. Der Grund für unsere Niederlage war menschliche Schwäche, allen voran unser Stolz. Wir hatten uns draußen in der offenen Steppe, im Kampf gegen die Karawanen und Vorposten-Siedlungen, für unschlagbar gehalten. Selbst bei der Auseinandersetzung mit einer Armee von annähernd unserer Stärke, wie der Garnison, die in die Siedlung Dancala Grysh einrückte, zweifelte ich nie daran, dass wir einen Sieg, einen entscheidenden Sieg, erringen würden. Auf einem Schlachtfeld unserer Wahl, wo alle unsere Stärken zur Geltung kommen und wir die behrenesischen Schwächen ausnutzen kannten, würden die To-gai-ru die Behreneser besiegen. Das stand für mich unzweifelhaft fest; mit wachsendem Erfolg ließen wir jedoch zunehmend außer Acht, was der eigentliche Schlüssel zu diesem Erfolg war: das Schlachtfeld unserer Wahl.
    Die Armee, die nach Dancala Grysh marschierte, war nicht dorthin gekommen, um gegen uns zu kämpfen, sondern um uns zu einem Angriff auf das weiter östlich liegende Dharyan zu verleiten. Wie töricht ich mir vorkomme, wenn ich mit diesem Gedanken im Hinterkopf auf diesen entsetzlichen Tag zurückschaue! Mit welcher Leichtigkeit konnte der Yatol von Dharyan sich Ashwarawus Stolz, unser aller Stolz, zunutze machen! Wir wurden aufgestachelt und geködert; man ließ uns im Glauben an unsere eigene Unbesiegbarkeit. Wie grotesk erschien diese Selbsttäuschung plötzlich, als die Flügel der Armee von Jacintha sich einer Zange gleich um uns schlossen!
    Ich fürchte, der Widerhall der verzweifelten Todesschreie jener Niederlage ist über den Steppen To-gais noch immer nicht verklungen. Nach Ashwarawus katastrophalem Scheitern wird ein zweiter Aufstand weitaus schwieriger zu organisieren sein als beim ersten Mal.
    Was also tun? Liegt der Traum von einem befreiten To-gai dort auf dem Schlachtfeld vor den Toren
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