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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt
Autoren: Pete Hackett
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sowieso, dass die Mähre, die du reitest, nicht längst zusammengebrochen ist«, gab Allison zu verstehen.
    »Du hast recht«, antwortete Carter Prewitt. »Es ist kein Paradepferd. Aber das Tier ist zäh und ausdauernd. Und nur das zählt.«
    Auch Carter Prewitt schüttete Wasser in die Krone seines Hutes und ließ das Pferd saufen.
    »Wir sollten zusehen, dass wir uns ein Mittagessen schießen«, meinte James Allison und stülpte sich den Hut auf den Kopf. »Mit leerem Magen wird der Weg nach San Antonio sicherlich zur Tortur.«
    »Hast du Geld?«, fragte Carter Prewitt.
    Allisons Gesicht verschloss sich. »Ein paar Dollar. Das - hm, Rebellengeld, mit dem sie uns entlohnt haben und das ich besaß, habe ich weggeworfen. Es ist wertlos geworden. Warum fragst du?"
    »Ich bin blank«, sagte Carter Prewitt, ohne auf Allisons Frage einzugehen. »Weil das so ist, bin ich auf meinem Weg hierher entweder durch die Ansiedlungen hindurch geritten oder ich habe einen großen Bogen um sie herum gemacht. Ich träume seit Wochen von einem richtigen Steak mit Bratkartoffeln und einem kühlen Bier.«
    »Verstehe«, knurrte James Allison. »Die Frage ist allerdings, ob auf unserem Weg eine Stadt liegt.«
    »Wir werden es sehen«, murmelte Carter Prewitt. »Setzen wir unseren Weg fort.«
    Die Pferde gingen mit hängenden Köpfen. Die sengende Hitze machte Mensch und Tier zu schaffen. Schließlich aber erreichten sie die Hügel. Sie lenkten die Pferde in einen bewalteten Einschnitt. Die Kronen der Fichten und Föhren filterten das Sonnenlicht. Am Boden wechselten Licht und Schatten. Ein dicker Teppich aus braunen, abgestorbenen Nadeln schluckte die Hufschläge. Es roch nach Harz.
    Carter Prewitt zügelte und zwang das Pferd in den Stand. »Wir bleiben hier, bis die schlimmste Hitze vorüber ist«, erklärte er.
    »Meinetwegen«, antwortete James Allison und stieg vom Pferd. »Mir knurrt der Magen.«
    »Hier im Wald gibt es sicher Hasen und Rotwild.«
    »Das hoffe ich. Bereite du alles vor, Carter. Ich versuche, uns ein Wildbret zu erjagen.«
    Sie saßen ab und banden die Pferde an tiefhängende Äste. Dann zog James Allison sein Gewehr aus dem Sattelschuh, lud es durch und nickte Carter Prewitt zu. »Du solltest mir viel Erfolg wünschen.«
    »Waidmanns heil«, knurrte Carter Prewitt.
    James Allison tippte mit dem Zeigefinger seiner Linken an die Krempe seines Hutes, dann schritt er schnell davon. Schon bald war er zwischen den Bäumen verschwunden. Carter Prewitt nahm zuerst den Pferden die Sättel ab, dann trug er dürres Holz und etwas Reisig zusammen. Danach setzte er sich an einen Baum und wartete. Es mochte etwa eine halbe Stunde vergangen sein, als die peitschende Detonation eines Schusses durch den Wald stieß. Mit geisterhaftem Geraune verklang der trockene Knall. Nach einer weiteren Viertelstunde erschien James Allison. Er trug einen toten Hasen. Schlaff baumelte der leblose Tierkörper in der Faust Allisons. Neben der Feuerstelle, die Carter Prewitt vorbereitet hatte, warf er ihn zu Boden. »Jetzt bist du dran, Carter.«
    James Allison ließ sich zu Boden sinken und grinste.
    Carter Prewitt holte ein Messer aus der Satteltasche und machte sich daran, den Hasen abzuhäuten. Als das geschehen war, zündete er das Feuer an, spießte den Hasen auf den Stock, den er für diesen Zweck vorbereitet hatte, und legte ihn in die beiden Astgabeln am Ende der beiden Stöcke, die er zu beiden Seiten des Feuers in den Boden gerammt hatte. Er begann den Hasen zu drehen. Nach einiger Zeit verbreitete sich der Geruch bratenden Fleisches. Doch plötzlich ertönte eine metallische Stimme: »Wir zielen auf euch! Rührt euch jetzt bloß nicht. Wenn doch, schicken wir euch mit einem Donnerknall in die Hölle.«
    In der Runde knackte es einige Male trocken, als Gewehre repetiert und die Hähne von Revolvern gespannt wurden.
    Carter Prewitt und James Allison waren wie erstarrt. Prewitt drehte den Braten nicht mehr. Das Fleisch begann auf der dem Feuer zugewandten Seite zu verbrennen.
    »Nehmt die Hände in die Höhe!«, erklang es schroff.
    Jetzt fiel die Erstarrung von den beiden Männern am Feuer. Sie erhoben sich langsam, ihre Arme wanderten in die Höhe. Unruhig blickten sie in die Runde. In ihren Gesichtern zuckten die Muskeln.
    Hinter einigen Bäumen traten Männer hervor. Es waren insgesamt sechs. Zwei hielten Gewehre im Anschlag, vier zielten mit schweren Revolvern auf Carter Prewitt und James Allison. Schwarzgähnend starrten sie die
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