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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt
Autoren: Pete Hackett
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seinen Neffen. Carter Prewitt atmete noch, hatte aber die Augen geschlossen.
    »Carter«, murmelte Jacob Prewitt. »Es – es tut mir Leid …«
    Der Sterbende öffnete die Augen. In ihnen war kein Leben mehr. »Onkel«, kam es kaum verständlich über Carter Prewitts trockene Lippen, »denk an den Brief. In der Satteltasche befindet sich Geld. Schick es Joana.«
    Carter Prewitt hatte abgerissen und verlöschend gesprochen. Seine Lider flatterten.
    »Carter, mein Gott …«
    »Es – es ist besser so. Ich – ich …« Carter Prewitt bäumte sich auf, ein Blutfaden rann aus seinem Mundwinkel, im nächsten Moment fiel er zurück und starb.
    »Mein Junge«, murmelte Jacob Prewitt und strich ihm mit der flachen Hand über die Augen, um sie zu schließen. Der alte Mann richtete sich auf. Sein Blick fiel auf die Satteltaschen, die am Boden lagen. Er hob sie auf. »Verständige den Sheriff, Jesse«, murmelte er. Dann schlurfte er mit müden Schritten und hängenden Schultern aus dem Stall. Jeder Zug seines Gesichts drückte Trauer und Schmerz aus. Er konnte die Tränen nicht zurückhalten. Sie füllten seine Augen.
     
     
     
    Epilog
     
    »Das Päckchen war für Sie im Post Office hinterlegt, Ma'am«, sagte der Cowboy und reichte Joana Prewitt die Postsendung. Die Frau nahm das kleine Paket, das in braunes Papier eingepackt war, bedankte sich bei dem Mann und schloss die Tür.
    »Wer schickt uns ein Paket, Ma«, fragte Amos Prewitt, der in einem Sessel saß und in einem Bilderbuch gelesen hatte.
    Joana warf einen Blick auf den Absender. »Onkel Jacob«, murmelte sie. »Es kommt aus San Antonio.«
    Ann, die mit einer Holzpuppe spielte, die sie zu Weihnachten geschenkt erhalten hatte, fragte: »Was schickt uns Onkel Jacob denn?«
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Joana, setzte sich und riss die Verpackung auf. Zum Vorschein kamen einige dünne Bündel Banknoten und ein Brief. Joana nahm ihn und faltete das Blatt Papier auseinander. Jacob Prewitt hatte Vorder- und Rückseite des Bogens beschrieben. Joana las. Ihr Gesichtsausdruck veränderte sich. Schließlich ließ sie die Hand, die den Brief hielt, sinken, und starrte gedankenverloren auf einen unbestimmten Punkt im Raum.
    »Was schreibt Onkel Jacob?«, fragte Ann.
    »Nichts Gutes«, murmelte Joana. Plötzlich begann sie zu weinen. Sie verlor die Kontrolle über ihre Gefühle.
    »Was hast du denn, Ma?«, fragte Amos. »Warum weinst du?«
    »Onkel Jacob schreibt, dass euer Vater nach San Antonio gekommen ist. Er wurde dort …« Joana brach ab. »Er ist …« Ihre Stimme versagte aufs Neue.
    Joana hatte keine Ahnung, wie sie ihren Kindern beibringen sollte, dass ihr Vater nicht mehr am Leben war. Aber sie konnte es den Kindern nicht vorenthalten. Es kostete sie Überwindung, als sie hervorstieß: »Euer Vater ist tot.« Tränen rannen über ihre Wangen. »Kommt her, Kinder, ich will euch in die Arme nehmen. Onkel Jacob schreibt, dass euch euer Dad über alles geliebt hat.«
    Amos und Ann kamen zu ihr, schmiegten sich an sie, und die drei ließen ihren Tränen freien Lauf.
    Am Abend, als die Kinder in ihren Betten lagen, begab sich Joana in das Haus, das Corinna seit James Allisons Tod alleine bewohnte. Corinna saß in der Halle in einem Sessel und stickte. »Hast du geweint?«, fragte sie nach einem Blick in Joanas Gesicht.
    »Onkel Jacob hat geschrieben«, murmelte Joana, nachdem sie sich auf der Couch niedergelassen hatte. »Carter ist tot. Er hat Brad Malone erschossen und euren Vater gerächt.«
    »Bei allen Heiligen!«, entfuhr es Corinna.
    »Jacob meint, dass Carter den Tod suchte.«
    »Das schließe ich nicht aus«, murmelte Corinna Allison nachdenklich. »Er hat alles verloren. Es ist wohl so, dass das Leben für ihn keinen Sinn mehr hatte.«
    »Im Frühling fahre ich mit den Kindern nach San Antonio«, gab Joana leise zu verstehen. »Wir sind es ihm schuldig, an seinem Grab zu beten.«
    »Ich komme mit euch«, erklärte Corinna entschieden. Dann fügte sie mit brüchiger Stimme hinzu: »Im Grunde seines Herzens war Carter nicht schlecht.«
    »Es war die Angst, ein zweites Mal alles zu verlieren, die ihn so hart und unnachgiebig und auch ungerecht gemacht hat«, entrang es sich Joana, und wieder wurde sie von ihren Empfindungen überwältigt. Sie schlug die Hände vor das Gesicht.
    Corinna bekreuzigte sich. »Errette ihn, Herr, und vergib ihm seine Sünden, um deines Namens willen«, murmelte sie.
    »Und gewähre ihm die ewige Ruhe«, fügte Joana weinend hinzu.
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