Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt
Autoren: Pete Hackett
Vom Netzwerk:
verklangen ihre Schritte.
    »Ich ahnte es«, entrang es sich Joana lahm. »Für die Ranch hat Carter einen kaltblütigen Mord begangen. Großer Gott! Was ist nur aus ihm geworden? Es – es will mir nicht in den Kopf.«
    Virginias Griff auf ihrer Schulter wurde härter. »Brandon und ich werden immer für dich und deine Kinder da sein, Joana«, murmelte die junge Frau.
     
    *
     
    Carter Prewitt erreichte die Triangle-P Ranch. Das Pferd taumelte nur noch. Schaum troff von den Nüstern des Tieres. Es röchelte.
    In der Mannschaftsunterkunft brannte noch Licht. Prewitt rannte hin, riss die Tür auf und rief: »Ich brauche zwei frische Pferde. Legt beiden Sättel auf. Beeilung!«
    Prewitt schleuderte sich herum und rannte zu seinem Haus, begab sich schnurstracks ins Ranch Office, machte Licht und öffnete den Safe. Hier stapelten sich wichtige Papiere, die den Besitz der Ranch regelten, und einige Packen Banknoten. Achtlos stopfte Carter Prewitt einige der Päckchen in seine Jackentaschen. Dann lief er wieder nach draußen. Sein abgetriebenes Pferd stand noch im Hof. Carter Prewitt holte sein Gewehr.
    Unrast erfüllte ihn. Er ahnte, dass ihm der U.S. Deputy Marshal folgte. Die Ungeduld ließ ihn innerlich erbeben. Angespannt lauschte er. Aber er konnte nur die Geräusche vernehmen, die aus dem Stall drangen.
    Carter Prewitt war klar, dass er verloren hatte. Jetzt galt es nur noch, seinen Hals zu retten.
    Die beiden Pferde wurden in den Hof geführt. Carter Prewitt sprang von der Veranda seines Hauses, schwang sich auf eines der Tiere und stieß die Winchester in den Sattelschuh. Der Rancharbeiter, der das andere Pferd führte, reichte seinem Boss das Ende der Longe. Prewitt gab dem Tier, das er ritt, den Kopf frei. Die Longe straffte sich und auch das andere Pferd setzte sich in Bewegung.
     
    *
     
    Zwanzig Minuten später erreichte Duncan Talbott die Ranch. Er lenkte sein Pferd zur Mannschaftsunterkunft, saß ab und betrat sie. An einem Tisch saßen drei Männer und rauchten. Zwei lagen auf ihren Betten. Sie richteten sich jetzt auf. Der U.S. Deputy Marshal wurde angestarrt. »War Prewitt hier?«, fragte er.
    »Ja. Vor nicht ganz einer halben Stunde. Wir mussten ihm zwei Pferde satteln. Er hat den Gaul, mit dem er aus der Stadt kam, fast zuschanden geritten. Was war denn los in Rock Creek? Weiß man, wo die Prewitt-Kinder festgehalten werden?«
    »Auch ich brauche zwei frische Pferde«, erklärte Duncan Talbott. »Euer Boss ist ein Mörder. Er darf mir nicht entkommen. Also beeilt euch.«
    Zwei der Männer sprangen auf und strebten dem Ausgang zu. Ein dritter Mann folgte ihnen. Bei Talbott hielt er an. »Wen hat der Boss denn umgebracht?«
    »Seinen Schwager.«
    Der Arbeiter kratzte sich hinter dem Ohr und pfiff zwischen den Zähnen. »Damit ist er einen Schritt zu weit gegangen. Unbeugsamkeit und Härte – okay. Aber Mord …«
    Der Mann schüttelte den Kopf und ging weiter.
    Wenige Minuten später sprengte Duncan Talbott vom Ranchhof. Er war sich sicher, dass Prewitt nach Osten ritt. In der Unwegsamkeit der Blue Mountains würde er versuchen, jedweden Verfolger abzuschütteln.
    Aber der U.S. Deputy Marshal glaubte Carter Prewitts Ziel zu kennen. Die Frage war nur, welchen Weg Prewitt nehmen würde. Den über Fort Walla Walla, oder würde er sich irgendwann südwärts wenden, um nach Boise zu gelangen und von dort aus nach Fort Hall?
    Allerdings hatte Duncan Talbott nicht vor, zig Meilen zu reiten, um irgendwo auf Prewitt zu warten. Möglicherweise wartete er vergebens. Außerdem war er für eine lange Verfolgungsjagd nicht gerüstet. Er musste versuchen, Carter Prewitt einzuholen und ihn zu stellen. Dabei war ihm klar, dass sich der Rancher nicht kampflos ergeben würde. Er würde um sich beißen wie ein Raubtier.
    Langsam wurde es hell. Eine Spur, der Duncan Talbott folgen konnte, gab es nicht. Er ritt an großen Herden vorüber. Um die Mitte des Vormittags erreichte er den Willow Creek. Der U.S. Deputy Marshal hielt am Ufer an. Die Trockenheit der vergangenen Wochen hatte für einen Rückgang des Wasserspiegels gesorgt. Der Ufersaum war ein etwa zwei Yard breiter, aus eingetrockneten, rissigen Fladen zusammengebackener Schlammstreifen. Talbott ließ seinen Blick über den Fluss hinweg in die Ferne schweifen. Wie rauchige Gebilde buckelten weit im Osten die Ausläufer der Blue Mountains. Von Carter Prewitt keine Spur. Einen Moment lang dachte Duncan Talbott ans Umkehren. In diesem weiten Land, in dieser
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher