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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt
Autoren: Pete Hackett
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Krieg nicht treiben lassen wollte und voller Hoffnungen nach Hause zurückkehrte. Er musste feststellen, dass man ihm alles genommen hatte. Aber er wollte sich nicht unterkriegen lassen und war bereit, zu kämpfen. Und so beschloss er, mit dem Verkauf von Longhorns Geld zu verdienen, um die finanzielle Basis für einen Neuanfang in Oregon zu schaffen. Er folgte dem Abendstern. Seine Geschichte ist mit Blut geschrieben …
     
     
     
     
    1. Buch
    Heimkehr unter schlechtem Stern
    Kapitel 1
     
     
    Es war Nacht. Am wolkenlosen Himmel blinkten unzählige Sterne und lichteten die Dunkelheit. Carter Prewitt hatte sein Nachtlager am Rand des Ufergebüsches aufgeschlagen und ein kleines Feuer entfacht. Die züngelnden Flammen sorgten für Licht- und Schattenreflexe auf dem Boden und im Zweigwerk des Buschwerks.
    Der ausgemergelte Mann saß am Boden und hatte die Beine angezogen. Er trug noch die graue Hose der Konföderation. Das Leder seiner Stiefel war gebrochen, das blaue Hemd zerschlissen. Im eingefallenen Gesicht des Achtundzwanzigjährigen wucherte ein tagealter Bart. Dunkle Ringe lagen unter seinen Augen. Hinter Prewitt lagen viele Wochen voller Strapazen und Entbehrungen. Er war auf dem Weg nach Hause.
    Carter Prewitt verfügte über kein Geld. Lediglich ein klappriges Pferd und ein abgenütztes Gewehr hatten ihm die Yankees mit auf den Weg gegeben, als sie ihn aus der Gefangenschaft entließen.
    Am Nachmittag hatte er einen Präriehund geschossen, das Tier über dem kleinen Feuer gebraten und zur Hälfte verzehrt. Jetzt war Carter Prewitt satt. Gedankenvoll starrte er in das Feuer. Die Flammen spiegelten sich in seinen braunen Augen wider. Das Gesicht mutete im unwirklichen Licht düster an.
    Carter Prewitt hatte keine Ahnung, was ihn zu Hause erwarten würde. Seit fast drei Jahren hatten seine Angehörigen kein Lebenszeichen mehr von ihm erhalten, seit er bei Gettysburg den Yankees in die Hände gefallen war. Sein Vater, Amos Prewitt, war jetzt 57 Jahre alt. Carter Prewitt dachte an seine Mutter. Sie würde sich gewiss große Sorgen um ihn machen. Seine Schwester Corinna kam ihm in den Sinn. Sie war nicht ganz zwanzig gewesen, als er in den Krieg zog, um für die Sache des Südens zu kämpfen.
    Das Pferd prustete. Carter Prewitts Gedanken wurden unterbrochen. Er schaute zu dem Tier hin. Es hatte den Kopf erhoben und die Nüstern gebläht. Sofort schlugen in Carter Prewitt die Alarmglocken an. Er griff nach dem Gewehr, das neben ihm im Gras lag. Es handelte sich um eine Henry Rifle, Modell 1862. Carter Prewitts Linke umklammerte den Schaft der Waffe, die Finger seiner Rechten schoben sich in den Ladebügel.
    Jähe Anspannung erfüllte den Mann. Jeder seiner Sinne war aktiviert. In diesem Land konnte das Verhängnis hinter jedem Hügel lauern, war der Tod allgegenwärtig. Viele der Soldaten hatten den Weg in ein geregeltes Leben nicht mehr zurückgefunden. Es waren Entwurzelte, Gestrauchelte, Gesetzlose … Ein Menschenleben zählte für sie nicht.
    Das Pferd schnaubte erneut. Nervös peitschte es mit dem Schweif seine Flanken. Carter Prewitt hatte es an einem armdicken Ast festgebunden. Jetzt scharrte das Tier mit dem linken Vorderhuf.
    Wie von Schnüren gezogen erhob sich Carter Prewitt. Er hatte plötzlich das Gefühl, von tausend Augen beobachtet zu werden. Kurzentschlossen lud er durch. Wie auf einem Präsentierteller bot er sich dar. Seine Nerven waren zum Zerreißen angespannt. Rückwärts gehend schlug er sich ins Gebüsch. Zweige zerrten an seiner Kleidung wie Knochenhände. Schließlich befand er sich außerhalb des Feuerscheins. Das Gewehr hielt er an der Hüfte im Anschlag. Sein Zeigefinger lag um den Abzug. Konzentriert lauschte der Mann. Und dann vernahm er das leise Pochen. Hufschläge! Carter Prewitt analysierte das Geräusch und kam zu dem Ergebnis, dass es sich um ein einzelnes Pferd handelte.
    Die Hufschläge verdichteten sich. Das Klirren einer Gebisskette mischte sich in das Pochen. Und dann wieherte ein Pferd. Es war ein heller, trompetender Laut, der wie ein Signal anmutete. Die dumpfen Hufschläge brachen ab. Kurze Zeit war nur das Knacken des brennenden Holzes zu vernehmen. Dann erklang eine Stimme: »Hallo, Feuer!«
    Carter Prewitt ließ kurze Zeit verstreichen, dann antwortete er: »Wer bist du?«
    »Mein Name ist Allison – James Allison. Hast du etwas dagegen, wenn ich zum Feuer komme?«
    »Bist du allein?«
    »Ja. Und ich führe nichts Schlechtes im Schilde.«
    Das Misstrauen in
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