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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt
Autoren: Pete Hackett
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sondern auch ein Glücksritter«, murmelte Carter Prewitt. Etwas lauter fügte er hinzu: »Warum hast du nicht um deinen Besitz gekämpft?« Aufmerksam beobachtete er James Allison, als hätte er die Antwort auf seine Frage von dessen Gesicht ablesen können.
    Allison zog den Mund schief. »Ich hätte keine Chance gehabt. Warum sollte ich etwas herausfordern? Hinter mir liegen vier rauchige Jahre. Ich war am Bull Run dabei. Am 9. April befand ich mich in Appomattox, als die Nord-Virginia-Armee kapitulierte. Es gelang mir, mich abzusetzen …«
    Allison brach ab. Ein bitterer Zug hatte sich in seinen Mundwinkeln festgesetzt. Gedankenverloren starrte er in das Feuer. Er schien die Anwesenheit Carter Prewitts völlig vergessen zu haben. In seinem Gesicht arbeitete es, als würde er gegen irgendwelche unerfreulichen Erinnerungen ankämpfen.
    Allison zuckte zusammen, als Carter Prewitt seine Stimme erklingen ließ. »Ich kam im Juli '63 bei Gettysburg in Kriegsgefangenschaft«, sagte er. Langsam schwand sein Misstrauen gegen Allison. Der Bursche sah zwar ziemlich heruntergekommen aus, aber er hatte ein offenes Gesicht und einen ehrlichen Blick. Carter Prewitt verfügte über genügend Menschenkenntnis, um James Allison richtig einstufen zu können.
    James Allison biss wieder ein Stück von dem Braten ab. »In welchem Lager warst du?«, fragte er kauend.
    »Sie stellten mich vor die Wahl«, erwiderte Carter Prewitt. »Entweder Gefangenenlager oder freiwilligen Dienst in einem Fort in Arizona, wo immer wieder die Apachen verrückt spielten.«
    »Und wofür hast du dich entschieden?«
    »Ich ging nach Fort Huachuca.«
    Kurze Zeit des Schweigens verrann. Dann verlieh James Allison seiner Meinung Ausdruck, indem er sagte: »Jeder musste sehen, wo er blieb. Sicher war deine Entscheidung aus deiner Sicht die Beste. Fraglich ist, ob deine Umwelt diese Entscheidung zu akzeptieren bereit ist.«
    »Ich weiß, was du meinst«, murmelte Carter Prewitt. »Viele werden mich verurteilen, weil ich die blaue Uniform der Nordstaaten angezogen habe. Nun, wie du siehst, habe ich mich nicht von meiner Hose getrennt, mit der ich in Gefangenschaft ging. Und als mich die Yankees frei ließen, habe ich sie wieder angezogen.«
    »Es wird kaum etwas an der Tatsache ändern«, gab James Allison zurück. Es klang wie ein böses Omen. Allison biss wieder in den Braten hinein und riss mit den Zähnen einen Brocken Fleisch ab. »Hast du etwas dagegen, wenn ich ein Stück mit dir reite?«
    »Gegen Gesellschaft ist kaum etwas einzuwenden«, knurrte Carter Prewitt. Er atmete tief durch. Dann fuhr er fort: »Mein Vater bewirtschaftet in der Nähe von San Antonio, am Salado Creek, eine Rinderranch. Der Name der Ranch ist Triangle-P. Wenn ich bei meinem Vater ein gutes Wort für dich einlege, setzt er deinen Namen vielleicht auf die Lohnliste der Triangle-P.«
    »Auf den texanischen Weiden haben sich während des Krieges die Longhorns wie Karnickel vermehrt«, gab James Allison zu verstehen. »In Texas sind die Rinder nichts wert. Gehört das Land, auf dem eure Rinder stehen, deinem Vater?«
    Carter Prewitt schüttelte den Kopf. »Es handelt sich in der Hauptsache um Regierungsland. Allenfalls ein Zehntel des gesamten Gebietes, das die Triangle-P in Anspruch nimmt, gehört meinem Vater.«
    Mit dem letzten Wort legte Carter Prewitt das Gewehr zur Seite. Die Flamme des Misstrauens, die in ihm gelodert hatte, war heruntergebrannt und am Erlöschen. Er setzte sich auf den Boden, zog die Beine an und bohrte die Absätze seiner alten Reitstiefel in den Boden.
    Nun sprachen die beiden Männer nicht mehr miteinander. James Allison verzehrte den halben Präriehund mit gesundem Appetit. Die Knochen, die er übrig ließ, warf er ins Feuer und wischte sich die Hände an der Hose ab. Während er sich erhob, sagte er: »Ich will mir dein Angebot überlegen. He, wie heißt du überhaupt?«
    Fragend musterte er Carter Prewitt, indes er seine hageren Schultern reckte.
    Carter Prewitt nannte seinen Namen.
    »Schön, Carter«, murmelte James Allison und ein angedeutetes Lächeln zog seine Lippen in die Breite. »Dann werde ich mal mein Pferd versorgen. Es ist ein treues Tier.«
    Er ging zu dem Braunen hin, band ihn los, nahm ihn am Kopfgeschirr und führte ihn zwischen die Büsche. Blattwerk raschelte, Äste peitschten, unter James Allisons Sohlen zerbrachen mit trockenem Knacken dürre Zweige. Dann erreichte der blonde Mann vom Dry Devils River mit seinem Pferd den sandigen
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