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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt
Autoren: Pete Hackett
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Ufersaum. Mond- und Sternenlicht spiegelte sich im Wasser, das sich träge nach Süden wälzte. Manchmal war ein Glucksen zu vernehmen. James Allison führte das Tier in den Fluss hinein, bis das Wasser dem Tier bis an die Sprunggelenke reichte. Dann ließ er den Zügel los, bückte sich und schöpfte mit den zusammengelegten Händen Wasser, das er sich ins Gesicht warf. Allison fühlte sich viel frischer.
    Der Braune soff geräuschvoll. James Allison wartete und lauschte dem Zirpen der Zikaden. Alles um ihn herum mutete friedlich an und wirkte auf ihn wie ein Beruhigungsmittel. Die Nacht barg keine Gefahren. James Allison dachte weder an die Vergangenheit noch an die Zukunft. Für ihn zählte nur der Augenblick. Er fühlte sich sicher und geborgen.
    Als das Tier seinen Durst gestillt hatte, führte James Allison es zum Lagerplatz zurück und begann, dem Pferd den Sattel abzunehmen. Er warf des Sattelzeug neben dem Lagerfeuer, in das Carter Prewitt in der Zwischenzeit trockenes Holz gelegt hatte, auf den Boden, schnallte seine Decke los und breitete sie aus. Im Sattelschuh steckte ein Gewehr. Er leinte das Pferd an einem Busch fest.
    Carter Prewitt saß am Feuer und beobachtete Allison. Dieser ließ sich ihm gegenüber nieder. »Was tust du, Carter, wenn es die Triangle-P nicht mehr gibt?«
    Carter Prewitts Augenbrauen schoben sich zusammen. »Warum sollte es die Triangle-P nicht mehr geben?«
    »In Texas ist nach dem Krieg nichts mehr so, wie es einmal war«, erklärte Allison. »Die Yankees haben das Land besetzt. Wir Südstaatler sind geradezu rechtlos.«
    Carter Prewitt schluckte würgend. »An die Möglichkeit, dass es die Triangle-P nicht mehr geben könnte, will ich gar keinen Gedanken verschwenden«, stieg es rau aus seiner Kehle. Seine Linke fuhr durch die Luft. »Mein Vater war kein Befürworter des Krieges. Er schuldete niemand etwas. Warum sollten sie ihm die Ranch weggenommen haben?«
    »War nur so ein Gedanke«, meinte James Allison. Dann nickte er. »Du bist mir sympathisch, Carter. Darum werde ich mit dir zum Salado Creek reiten und deinen Vater fragen, ob ich in den Sattel der Triangle-P steigen kann. Der Gedanke, einen Platz zu haben, an dem ich bleiben kann, ist verlockend. Ja, ich nehme dein Angebot an, Carter. Mit Rindern kenne ich mich aus.«
    »Dann sollten wir uns jetzt aufs Ohr legen, damit wir morgen frühzeitig aufbrechen können«, knurrte Carter Prewitt.
    »Dagegen ist nichts einzuwenden«, pflichtete James Allison bei. »Ich bin verdammt müde.«
     
    *
     
    Carter Prewitt erwachte. Es war noch dunkel, aber im Ufergebüsch zwitscherten schon die Vögel. Es dauerte einige Sekunden, bis der Mann die Schlaftrunkenheit abgeschüttelt hatte. Dann drehte er den Kopf. Durch die sich lichtende Dunkelheit sah er James Allison am Boden liegen. Tiefe, gleichmäßige Atemzüge verrieten, dass Allison fest schlief. Carter Prewitt schaute zu den Pferden hin. Sie lagen am Boden.
    Es war jetzt kühl. Monoton rauschte der Fluss. Es war die Stunde, in der sich die Jäger der Nacht zur Ruhe begaben. Carter Prewitt starrte hinauf zum Himmel. Die Sterne begannen zu verblassen. Im Osten kündete ein heller Streifen über dem Horizont den Sonnenaufgang an. Die Bäume auf der anderen Seite des Flusses waren dunkle, drohende Silhouetten vor der heraufziehenden Morgenröte.
    Der Achtundzwanzigjährige richtete den Oberkörper auf und schleuderte die Decke von sich. Dann erhob er sich leise ächzend. Er fühlte sich wie gerädert. Dies würde sich erst ändern, wenn er sich einige Zeit bewegt hatte und seine Muskulatur wieder durchblutet war. Carter Prewitt fuhr sich mit den gespreizten Fingern seiner Rechten durch die Haare. »He, James, es ist Zeit, aufzustehen. Hoch mit dir!«
    Seine Stimme entfernte sich von ihm und erreichte James Allison, der sich auf den Rücken drehte und sagte: »Behutsam springst du nicht gerade um mit mir, mein Freund. Musst du denn so brüllen?«
    Carter Prewitt lachte kehlig. »Du hast geschlafen wie ein Toter. Los, steh auf. In einer Viertelstunde reiten wir.«
    »Du hörst dich an, als wärst du es gewohnt, Befehle zu erteilen«, gab James Allison zu verstehen, schälte sich aus seiner Decke und erhob sich ächzend. »Warst du bei unserer glorreichen konföderierten Armee etwa mehr als nur ein einfacher Trooper?«
    »Ich war Sergeant.«
    Carter Prewitt machte sich daran, seine Decke zusammenzurollen. Als dies geschehen war, ging er zum Fluss, spülte sich den Mund aus, trank etwas
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