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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt
Autoren: Pete Hackett
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Mündungen an – wie die leeren Augen eines Totenschädels. Ein Fingerdruck genügte, um den flammenden Tod aus den Läufen zu schicken. Carter Prewitt verspürte plötzlich ein unangenehmes Kribbeln in der Magengegend. Die Ungewissheit vor dem, was auf ihn zukam, entfachte einen kaum zu bändigenden Aufruhr in seinen Gefühlen.
    Die Männer waren bärtig. Die Gesichter waren verschlossen und wirkten wie aus Stein gemeißelt. Der lauernde Ausdruck in ihren Augen war nicht zu übersehen. Wie es schien, warteten sie nur darauf, dass Carter Prewitt und James Allison eine falsche Bewegung machten. Es war ein unsichtbarer Strom von Härte und Entschlossenheit, der von ihnen ausging. Carter Prewitt spürte den Pulsschlag der tödlichen Gefahr, in der sie sich befanden. Eine unsichtbare Hand schien sich um seine Kehle zu legen und ihn zu würgen. Sollte so kurz vor dem Ziel sein Trail zum Salado Creek ein jähes Ende gefunden haben?
    Die Kerle kreisten sie ein und der Kreis, den sie bildeten, zog sich zusammen. Dann waren sie so nahe, dass die Mündung eines ihrer Gewehre Carter Prewitts Brust berührte. Das Herz des Heimkehrers raste und ein eisiger Hauch schien ihn zu streifen. Der Mann, der das Gewehr hielt, stieß hervor: »Wer seid ihr? Was hat euch in diesen Landstrich getrieben? Wohin wollt Ihr?«
    Die Atmosphäre war angespannt und gefährlich.
    »Mein Name ist Carter Prewitt«, stellte sich dieser vor, nachdem er sich den Hals frei geräuspert hatte. Seine Stimme klang trotzdem belegt. »Das ist mein Gefährte James Allison. Wir sind auf dem Weg zum Salado Creek, wo mein Vater eine Ranch bewirtschaftet.«
    »Ihr seid Strolche, die nach dem Krieg nicht mehr den Weg in ein bürgerliches Leben gefunden haben!«, brach es rau aus der Kehle des Mannes, der das Gewehr hielt. »Auf dieser Weide dulden wir Gesindel wie euch nicht.«
    »Ich wurde vor etwas über einem Monat aus der Kriegsgefangenschaft entlassen«, murmelte Carter Prewitt. »Wenn ich sage, dass ich auf dem Weg nach Hause bin, dann ist das die Wahrheit.«
    Der Bursche mit dem Gewehr schürzte die Lippen. »Ich glaube dir kein Wort. Aber ich will nichts übers Knie brechen. Der Boss soll entscheiden, was mit euch zu geschehen hat.«
    Eines war Carter Prewitt klar: Sie hatten es nicht mit Banditen zu tun, mit Kerlen, die Postkutschen und einsame Reiter überfielen und die vor kaltblütigem Mord aus niedrigen Beweggründen nicht zurückschreckten. »Wer seid ihr?«, würgte Carter Prewitt hervor. »Wer ist euer Boss?«
    »Wir sind Reiter der Prade Ranch. Sie liegt am Frio River. Ihr befindet euch auf dem Weideland der Prade Ranch. Der Besitzer heißt Waco Prade. Mein Name ist Scott Corby. Sattelt eure Pferde. Wir bringen euch auf die Ranch. Und sollten wir zu der Auffassung gelangen, dass ihr zu Gus Callaghers Mordbrennern gehört, werden wir euch wohl aufknüpfen.«
    »Gus Callagher?«
    »Ein texanischer Patriot«, dehnte Scott Corby. Es klang grimmig und zynisch zugleich. »Einer, der in diesem Teil des Landes auf eigene Faust den Krieg fortsetzt und alles bekämpft, was aus dem Norden kommt.«
    Carter Prewitt, in dessen Innersten sich die Rebellion seiner Gefühle nach und nach wieder legte, wechselte mit James Allison einen schnellen, fragenden Blick. Allison begriff die stumme Frage und zuckte mit den Achseln. »Nie gehört von dem Burschen«, sagte er mit ausdruckslosem Gesicht.
    »Wir werden es herausfinden«, versprach Scott Corby und trat zur Seite. »Legt euren Gäulen die Sättel auf. Vorwärts. Und fordert lieber nichts heraus. Mit eurer Sorte machen wir kurzen Prozess.«
    Corby dehnte die Worte auf eine Art, die in ihrer Unmissverständlichkeit erschreckend war. Der Ausdruck in seinen Augen unterstrich dies. Sie zeigten nicht die Spur von Entgegenkommen. Für Corby stand es fest, dass es sich bei Carter Prewitt und James Allison um Banditen handelte – um Kerle, die die Luft nicht wert waren, die sie atmeten.
    Carter Prewitt setzte sich in Bewegung. Er legte seinem Pferd den Sattel auf. Die Männer von der Prade Ranch nahmen ihnen die Gewehre weg. Dann mussten sie die Pferde aus dem Wald führen, ständig bedroht von den Waffen der Weidereiter.
    Ihre Situation bereitete Carter Prewitt regelrecht körperliches Unbehagen. Jeder Muskel seines Gesichts wirkte straff, stramm und angespannt wie unter einer innerlichen Qual. Er hatte die ganze Wucht der Gefahr begriffen, in der sie sich befanden. Sie waren den Männern von der Prade Ranch auf Gedeih und
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