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Die Legende von Carter Prewitt

Die Legende von Carter Prewitt

Titel: Die Legende von Carter Prewitt
Autoren: Pete Hackett
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zornige Erwiderung hinunter und ging zu der Tür, die in das Büro des Bankiers führte. Ehe er es betrat, nahm er die Melone ab. Einen Moment schien er zu zögern.
    »Treten Sie näher, Mister Prewitt!«, erklang eine dunkle, sonore Stimme.
    Dann stand Amos Prewitt dem Bankier gegenüber. Herb Cassidy war ein schwergewichtiger Mann mit wässrigen, blauen Augen. Sein Backenbart begann sich grau zu färben. Cassidys Kopf war kahl, abgesehen von einem dünnen Haarkranz, der sich von einem Ohr zum anderen um seinen Hinterkopf zog.
    Amos Prewitt hatte das Empfinden, von einem Reptil angestarrt zu werden. Er verspürte ein unsägliches Gefühl von Unbehaglichkeit und Verunsicherung. Seine Stimmung erreichte den Tiefpunkt.
    »Guten Tag, Mister Cassidy.«
    Mit einem Kopfnicken erwiderte der Bankier den Gruß. Dann machte er eine einladende Handbewegung und forderte den Rancher auf, Platz zu nehmen.
    »Danke.« Amos Prewitt setzte sich auf einen der beiden Stühle vor dem Schreibtisch. Er hielt den Hut mit beiden Händen vor der Brust. Nachdem er seine nächsten Worte im Kopf formuliert hatte, sagte er: »Sie ahnen sicher, was mich zu Ihnen führt, Mister Cassidy.«
    »Ja«, antwortete der Bankier. Er kniff die Augen leicht zusammen und beugte sich etwas nach vorn. »Ich kann Ihnen jetzt schon sagen, Mister Prewitt, dass jedes Ihrer Worte in den Wind gesprochen sein wird, wenn Sie nichts zu bieten haben.«
    Amos Prewitts Hals war wie zugeschnürt. Das Atmen schien ihm plötzlich schwer zu fallen. Er begann den Hut mit beiden Händen zu drehen. »Gewähren Sie mir zwei Monate Zahlungsaufschub, Mister Cassidy«, bat er mit leiser, aber eindringlicher Stimme. »Verlängern Sie die Laufzeit der Hypothek bis zum 30. August.«
    Herb Cassidy lächelte herablassend. »Wie wollen Sie denn das Geld bis zu diesem Termin auftreiben, Mister Prewitt?«
    »Ich werde eine große Herde Longhorns nach Kansas City treiben. Dort kaufen sie Rinder auf. Die Konservenfabriken im Osten benötigen Unmengen von Fleisch – Fleisch, das wir ihnen bieten können.«
    Cassidy lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. Sein Lächeln war erloschen. Sein feistes Gesicht war glatt und er verriet mit keiner Miene, was hinter seiner Stirn vorging. »Keine schlechte Idee, Mister Prewitt. Aber wie wollen Sie das bewerkstelligen? Sie haben kein Geld, um eine Treibermannschaft zu beschäftigen. Sie müssen Vorräte mit auf den Weg nehmen. Um Vorräte zu kaufen benötigen Sie Geld. Sie waren in den vergangenen zwei Jahren nicht einmal in der Lage, die angefallen Zinsen zu bezahlen.« Cassidy machte eine kurze Pause, dann fuhr er fort: »Sie sind dieser Aufgabe finanziell in keiner Weise gewachsen. Außerdem gibt es keine Garantie, dass Sie mit Ihren Longhorns Kansas City je erreichen. Und am 1. Juli ist die Hypothek fällig.«
    »Sie können mir Aufschub gewähren.«
    »Ich habe die Laufzeit der Hypothek bereits einmal verlängert«, knurrte der Bankier. »Jedes weitere Wort im Hinblick auf eine erneute Verlängerung ist überflüssig. Sie werden nie in der Lage sein, zu bezahlen. Die Wirtschaft in Texas liegt brach, Mister Prewitt. Das Land krümmt sich am Boden, um es bildlich auszudrücken. Der Aufschwung wird viele Jahre dauern. Keine Chance! Die Bank kann es sich nicht leisten, auf ihre legitimen Ansprüche zu verzichten.«
    »Wenn ich aus Kansas City zurückkehre, habe ich das Geld«, versicherte Amos Prewitt. Er versuchte, überzeugt zu klingen. Herausfordernd schaute er Herb Cassidy an.
    Der Bankier verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf. »Auf derart ungewisse Geschäfte kann und darf ich mich nicht einlassen. Sie haben noch knapp zwei Wochen Zeit, das Geld zu beschaffen. Wenn Sie bis zum 30. Juni nicht zahlen können, kommt die Triangle-P unter den Hammer.«
    »Verdammt, Mister Cassidy …«
    Der Bankier winkte schroff ab und Amos Prewitt schwieg. Er atmete stoßweise. Seine Mundwinkel wiesen einen herben Zug auf. »Sie haben keinen Grund, aufzubrausen!«, stieß Cassidy hervor. »Als Sie sich das Geld liehen, wussten Sie, dass es vielleicht eines Tages um Ihren Besitz geht.«
    »Wir waren auf das Geld angewiesen«, murmelte Amos Prewitt. »Schließlich mussten wir leben. Während des Krieges bestand keine Möglichkeit, Geld zu verdienen. Sie wissen das, Mister Cassidy. Und es ist nur noch eine Frage von wenigen Wochen, bis ich meine Schulden tilgen kann. Bitte, Mister Cassidy, gewähren Sie mir einen Zahlungsaufschub.«
    »Sie haben mit
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