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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung
Autoren: Kathryn Lasky
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niedriger Höhe über das aufgewühlte Hoolemeer zu fliegen. Wir werden die Feinde aufs Wasser hinauslocken. Dabei werden etliche ertrinken.“ Ezylryb spürte, dass die Anwesenden immer mehr Mut fassten. „Liebe Freunde, meine Hoffnung, dass wir aus dieser Schlacht als ruhmreiche Sieger hervorgehen werden, verwandelt sich zusehends in Gewissheit. Die Feinde sind zwar in der Überzahl, aber darauf kommt es nicht unbedingt an. Noch nie in der Geschichte der Eulenheit hing so viel von so wenigen ab. Und darum sage ich: Mutig voran! Kämpft für unsere Insel, kämpft für unseren Baum, kämpft für die Ehre und die Ideale von Ga’Hoole. Die Tapferkeit wird siegen. Glaux segne euch!“
    Anschließend strömten die Eulen scharenweise in den Tunnel. Sie konnten es nicht erwarten, den Baum zu verlassen, endlich wieder die Flügel auszubreiten und sich in die Lüfte zu schwingen. Das Flammengeschwader, beziehungsweise die Rums-Brigade, war genau informiert, wo sich die Glutgruben befanden. Abgebrochene Äste aufzutreiben, war kein Problem, denn die Winterwinde hatten den Bäumen arg zugesetzt.
    Soren spürte die Nachtluft im Gesicht. Ein herrliches Gefühl! Und erst das Fliegen! Im Nu hatten alle Eulen des Geschwaders ihre Äste in Brand gesteckt.
    Die Brigade der Besten flog los. Nur Ruby und Otulissa blieben zurück, denn sie sollten mit ihren Feuerwaffen Strix Struma und die Kauzkämpfer begleiten. Martin flog neben Soren, Morgengrau setzte sich an die Spitze. Erfreulicherweise war inzwischen dichter Nebel aufgezogen, sodass die Fackeln nicht schon von Weitem zu sehen waren, sondern nur wie verschwommene Lichtschlieren über den Nachthimmel huschten.
    Die Reinen erkannten die Gefahr zu spät. Ein schriller Alarmruf ertönte, doch das Flammengeschwader war schon über ihnen. Soren holte mit seiner Fackel aus und erwischte zwei Gegner auf einmal. Mit versengtem Gefieder trudelten die beiden feindlichen Schleiereulen auf das tosende Meer hinab. Sie kämpften noch gegen die tückischen Luftstrudel an, aber jedes Mal, wenn sie wieder an Höhe gewannen, scheuchten die Kauzkämpfer sie wieder abwärts. Ezylryb hatte die Flugkünste der Reinen richtig eingeschätzt. Es gelang ihnen nicht, sich unter diesen Bedingungen lange über der Wasseroberfläche zu halten. Soren hielt nach seinem Bruder Ausschau, auch wenn er Kludd am liebsten nie mehr wiedersehen wollte.
    „Achtung backbords, Soren!“, rief da jemand warnend.
    Eine große Eule mit weiß leuchtendem Kopf flog geradewegs auf ihn zu. Ein Blutrinnsal lief der Fremden quer über das Gesicht, sodass es wie ein blutender Mond aussah. Sie hatte die Kampfkrallen ausgeklappt. Die scharfen Klingen blinkten durch den Nebel. Sorens Fackel hatte aufspritzendes Meerwasser abbekommen und dampfte nur noch kläglich vor sich hin, doch Soren konnte jetzt nicht zur Glutgrube zurückfliegen. Im Grunde war er wehrlos, denn das Flammengeschwader war nur mit ganz leichten Kampfkrallen ausgestatte t – kein Vergleich zu den eindrucksvollen Waffen der Fremden.
    Martin erfasste die Lage sofort. „Los, Soren, wir fliegen mit ihr Hopsasa!“ So lautete das Codewort für die turbulente Luftschicht dicht über dem Wasser, die den Wächtern von Ga’Hoole keine Probleme bereitete, für ungeübte Eulen jedoch verheerend war.
    Soren und Martin gingen in den Sinkflug und wichen geschickt den Wellengipfeln aus. Die große Schleiereule flog hinterher. Sie schlug sich besser, als die Freunde erwartet hatten. Sie war nicht so wendig wie die beiden, dafür aber stark und besser genährt. Soren überlegte kurz, wo eigentlich Morgengrau steckte. Dann aber beschloss er, dass es Zeit war, einmal ohne den Bartkauz auszukommen. Allerdings schwanden ihm allmählich die Kräfte und Martin ging es ebenso.
    Da hatte Soren eine Eingebung. Er wollte versuchen die Fremde zu den Klippen abzudrängen. Vor den Felswänden herrschte Windstille, es gab jedoch ein paar Stellen, an denen man von einem jähen Abwärtssog erfasst wurde. Soren wusste, wo diese Stellen ware n – die fremde Eule nicht. Vielleicht gelang es ihm, sie in eines dieser Luftlöcher zu locken. Es war seine letzte Hoffnung. Die große Schleiereule kam immer näher und hieb mit den Kampfkrallen nach ihm. Soren bog zu den Klippen ab und ging in den Sturzflug. Die Fremde ahmte das Manöver nach. Soren spürte, wie ihm von irgendwoher neue Kräfte zuwuchsen und durch seine hohlen Knochen strömten. Komm nur, komm nur!, dachte er.
    Es klappte! Auch Martin
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