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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung
Autoren: Kathryn Lasky
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hatte begriffen, was Soren vorhatte, und bedrängte die Fremde von hinten. Doch als sie ihre Gegnerin endlich an den Rand eines Luftlochs gelockt hatten, glitt ein Schatten über die Felswand. Der Nebel lichtete sich, es blitzte metallisch. Kludds Maske warf das Mondlicht so gleißend zurück, dass Soren und Martin geblendet waren. Sie sahen nichts mehr, denn Eulenaugen sind für Dämmerung und Dunkelheit gemacht, nicht für grelles Licht. Martin geriet ins Schlingern. Kludd wurde von einem Eulerich begleitet, den Soren wiedererkannte. Er hieß Wortmore und hatte bei Ezylrybs Befreiung auf der Seite der Reinen gekämpft. Doch dann erkannte Soren hinter dem gleißenden Lichtschein etwas Gewundenes, grünlich Schimmerndes. „Slinella!“, rief er.
    „Issst mir ein Vergnügen, euch beizzzussstehen.“ Die zweifarbige gespaltene Zunge schnellte vor. Wortmore legte plötzlich die Flügel an und stürzte ins Meer. Als sich der todbringende Gifttropfen in seinem ganzen Körper ausbreitete, verfärbten sich seine dunklen Augen blutrot.
    „Weg hier, Nyra!“, kreischte Kludd.
    Dann waren er und das große Weibchen auf einmal verschwunden. Soren und Martin landeten auf einem Felsvorsprung. Sie waren völlig außer Atem. „Lieber Himmel“, japste Soren, „das ist schon das zweite Mal, dass mir Gift das Leben rettet!“
    „Du kommst wie immer genau im richtigen Augenblick, Slinella.“ Martins Stimme war schrill vor Erleichterung. „Aber woher hast du gewusst, was hier los war?“
    „Hortenssse hatte einen Traum.“
    „Einen Traum?“
    „Ihr wissst doch, dasss Hortenssse manchmal im Traum sssieht, wassss passssieren wird.“
    Da ging Soren endlich auf, dass soeben sein eigener Traum wahr geworden war. Das mondgesichtige Weibchen war in seinem Traum erst als Spinne erschienen. Dann hatte sie sich in eine Eule verwandelt und gespottet: „Ganz schön tückisch, so ein Netz, was, Kleiner?“ Hatte Hortense womöglich denselben verstörenden Albtraum gehabt?
    Aber etwas war anders als in Sorens Traum. Das fremde Weibchen war eine Mörderin. Das spürte er ganz deutlich. Auch das Blut auf ihrem Gesicht sprach dafür.
    „Es ist so still“, sagte er zu Martin.
    „Ist es zu Ende?“, fragte der Sägekauz. Er meinte: Ist die Belagerung endlich vorbei?
    Gylfie und Morgengrau kamen angeflogen und landeten auf einem Felssims weiter unten.
    „Ist die Belagerung zu Ende?“, wiederholte Martin seine Frage.
    „Glaub schon“, erwiderte Morgengrau. „Aber Strix Strumas Käuze haben schwere Verluste erlitten.“
    „Verluste!“, rief Martin erschrocken.
    „Doch nicht Ruby oder Otulissa?“, fragte Soren.
    „Nein, nicht die beiden.“ Auch Digger war jetzt eingetroffen. „Aber Strix Struma ist tot.“

Ein neues Sternbild

    Otulissas Miene war steinern. Ihre Gefiederflecken glichen weißen Kieseln.
    „Glaubst du, sie wird sich jemals von diesem Schlag erholen?“, raunte Eglantine ihrem Bruder zu. „Du weißt doch, wie sehr sie Strix Struma verehrt hat.“
    „Irgendwann kommt sie darüber hinweg.“ Soren war sich da keineswegs sicher, aber er wollte seine kleine Schwester nicht beunruhigen. In Wirklichkeit machte er sich Sorgen. Alle machten sich Sorgen um Otulissa. Als der tödliche Hieb Strix Struma traf, war die junge Fleckenkäuzin neben ihr geflogen. Es war ein Zweikampf Kralle gegen Kralle gewesen, aber schon zu Anfang hatte die Angreiferin Strix Struma am Flügelansatz getroffen. Der Flügel war halb abgerissen und die Ryb hatte sich mit nur einer Schwinge in der Luft halten müssen. Otulissa war es gelungen, der feindlichen Eule einen Hieb quer übers Gesicht zu verpassen.
    „Ich wollte sie retten“, hatte Otulissa wieder und wieder gesagt, als die Freunde sie in ihrer Höhle besucht hatten.
    Digger, Morgengrau, Soren und Gylfie waren keine tröstenden Worte eingefallen. Doch da war Mr s Plithiver hereingekommen. „Ich glaube gar nicht, dass Strix Struma gerettet werden wollte, Otulissa. Was hätte sie denn mit einem Flügel noch für ein Leben gehabt? Sie hätte die Navigationsbrigade und ihre tapferen Kauzkämpfer nicht mehr anführen können. Strix Struma hatte ein erfülltes Leben. Sie war alt. Sie fürchtete den Tod nicht. Sie ist für eine gute Sache gestorben. Mach dir keine Vorwürfe, mein Schatz.“
    In den Ohren der Freunde hatten die Worte der alten Nesthälterin tröstlich geklungen, Otulissas Kummer hatten sie nicht gelindert. Als Soren und Eglantine nun in der Großen Höhle bei der Abschiedsfeier
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