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Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung

Titel: Die Legende der Wächter 4: Die Belagerung
Autoren: Kathryn Lasky
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beenden.“
    Sylvana war verdutzt. Wovon redet er da?, dachte sie.
    Ezylryb fuhr unbeirrt fort: „Ich denke an einen unterirdischen Gang, der vom südlichen Wurzelwerk unseres Baums zu den Klippen an der Küste führt. Ich habe das Gelände früher einmal geodätisch vermessen. Mir ist wieder eingefallen, dass es an den Klippen einen Erdspalt gibt, durch den man ins Freie gelangt.“
    Genial!, dachte Sylvana. Wammes Tunnel sollte genau in die entgegengesetzte Richtung führen wie der Geheimgang, dessen Bau sie selbst leitete. Damit wäre Wamme hoffentlich ausreichend beschäftigt und hätte keinen Grund mehr zur Eifersucht auf sie, Sylvana. Die ältliche Ryb war nämlich furchtbar neidisch auf Sylvanas Jugend, ihre Schönheit und ihre Fähigkeiten. Sylvana war nicht nur eine äußerst tüchtige Gräberin, sondern besaß für eine Höhlenkäuzin auch ungewöhnliches Flugtalent. Es war eine Freude, ihr beim Fliegen zuzusehen.
    „Wie sieht’s aus, meine Liebe? Willst du mir nicht beim Graben helfen?“ Wamme blickte Sylvana auffordernd an und legte auf ihre betuliche Art den Kopf schief. Was nun? Wenn Sylvana erwiderte, sie hätte leider selbst zu viel zu tun, würde Wamme nachfragen. Aber ohne Begründung ablehnen konnte sie auch nicht. Sie schaute Hilfe suchend zu Ezylryb hinüber. Der alte Kreischeulerich nickte unauffällig.
    „Aber gern.“ Sylvana neigte flüchtig den Kopf. „Seite an Seite mit dir gegen die Eindringlinge zu kämpfen, ist mir eine Ehre.“
    Wamme wirkte überrumpelt. Vielleicht hatte sie nicht damit gerechnet, dass die junge Ryb sofort einwilligen würde. „W… wie schön“, stotterte sie. Und dann wiederholte sie, was sie schon bei ihrem angeblichen „Krankenbesuch“ gesagt hatte: „Wer hätte gedacht, dass es einmal so weit kommt? Dass es Krieg gib t …“
    Warum sagt sie das?, fragte sich Sylvana. Die junge Höhlenkäuzin konnte mit der Bemerkung genauso wenig anfangen wie Soren.

Das letzte Gefecht

    Der Tunnel stand vor dem Durchstich. Es wurde die Parole ausgegeben, dass sich alle Truppeneinheiten in einer Höhle tief unter dem Wurzelwerk des Baums einzufinden hätten. Das war sehr ungewöhnlich, denn eigentlich fanden die Lagebesprechungen vor dem Speisesaal statt. Bei Anbruch der Dunkelheit drängten sich die Eulen in der engen Höhle, die anscheinend erst kürzlich ausgeschachtet worden war. Für Ezylryb gab es einen improvisierten Hochsitz. Er ließ den Blick über die Versammelten schweifen. Sie schauten verwundert und gespannt zu ihm auf.
    „In den letzten Wochen hat eine kleine Truppe Höhlenkäuze mit Unterstützung von drei Vertretern anderer Eulenarten einen geheimen Auftrag ausgeführt. Wenn man bedenkt, wie schlimm unsere Lage hier im Baum ist, kann ich die Einsatzbereitschaft dieser Eulen gar nicht genug loben. Mit vereinten Kräften haben sie einen unterirdischen Gang gegraben, der hinter den feindlichen Linien ins Freie führt.“
    Ein Raunen ging durch die Menge.
    Ezylryb wandte den Kopf. „Die Karte, bitte!“ Oktavia entrollte eine auf Leder gezeichnete Karte, auf der die Stellungen des Feindes rings um den Baum eingetragen waren.
    „Ein von Oktavia angeführter Spähtrupp ist noch vor der endgültigen Fertigstellung des Tunnels hinausgeschlüpft und konnte uns berichten, dass sich die Hauptstreitmacht der Feinde ein ganzes Stück entfernt vom Tunnelausgang versammelt hat. Nämlich hier!“ Der Kreischeulerich deutete mit seinem verstümmelten Fuß auf eine Stelle südlich von den Ausläufern der Wurzeln. „Das ist für uns natürlich von Vorteil.“
    Ezylryb führte aus, dass der Feind in die Zange genommen werden solle. Die Zuhörer waren so still, dass man eine Feder hätte fallen hören können, doch ihre Mägen waren in freudigem Aufruhr. Schon beim ersten Dunkel sollten die verschiedenen Einheiten den Baum verlassen. Morgengrau, Soren und ihre Freunde aus der Brigade der Besten waren dem Flammengeschwader zugeteilt. Ihre Waffen waren Äste, die sie an den Glutgruben in Brand stecken würden. Barrans Elitekrallen und Elvans Kreischer sollten sich mit den neuen NLSK-Kampfkrallen ausrüsten. Ruby und Otulissa würden Strix Strumas Kauzkämpfern Feuergeleitschutz geben.
    „Ich habe mich für den klassischen Zangenangriff entschieden. Der Wind kommt von hinten und gibt uns Anschub. Noch etwas kommt uns zugute: Der Bereich, in dem sich der überwiegende Teil der Feinde aufhält, bietet sehr ungünstige Flugbedingungen. Wir Wächter haben ja Übung darin, in
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