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Die Legende

Die Legende

Titel: Die Legende
Autoren: Johanna Marthens
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Gedanken lesen. »Denn ich weiß nun nicht mehr, ob ich dich wirklich noch brauche. Wenn ich das eher gewusst hätte, hätte ich mir die ganze Mühe sparen können, deinen Freund aus dem Lager zu befreien, um dein Vertrauen zu gewinnen. Zuerst habe ich seine Erzfeinde auf seine Spur gebracht. Hier und da ein paar Worte fallen lassen, die sie aufschnappten. Dabei ist es wirklich von Vorteil, einen Hellseher im Hause zu haben, der sagen kann, wo sich jemand aufhält. Diese Typen sollten deinen Robert aus dem Weg räumen, aber dann haben das die AVEKs für mich erledigt. Daher die Planänderung. Ach, es war alles so einfach, Moona. So einfach.«
    Ich war im Dorf neben der Kirche angekommen, als er sich zu mir beugte. Sein Atem stank nach Tod und Verwesung, als er mir direkt ins Gesicht lachte.
    »Erinnerst du dich an deine Vision, in der ich auftauchte? Das war auch ein Zauber von mir – und deinem Vater. Ich wollte wissen, was du weißt. Aber du hattest keine Ahnung. Ich wusste schon von Mullendorf, bevor du auf die Welt kamst. Bevor alle hier geboren wurden. Was ich brauchte, war der richtige Zeitpunkt. Und den richtigen Helfer. Dein Vater hat mir als der eine gedient, das andere habe ich erfahren, als ich hörte, dass sich eine Menge übernatürliche Kreaturen hier niederließen. Ein Gestaltwandler und mehrere Vampire zieht es plötzlich an einen Ort, der nicht einmal in einer Karte verzeichnet ist, aber eine Seherin beherbergt. Das waren zu viele Zufälle. Da wusste ich, die Zeit ist reif. Und da war es auf einmal ganz einfach. Genauso einfach wie das hier.« Er hob seine behaarte Kralle, die einmal sein Zeigefinger gewesen war, und beschrieb damit einen Kreis, als würde er eine Tasse Kaffee umrühren. Die Luft begann sich mit dem Finger zu drehen, immer schneller und heftiger, so dass sie mich in den Strudel zu ziehen drohte. Ich wehrte mich dagegen, doch ich hatte keine Chance. Der Strudel riss mich mit sich, ich wurde in die Luft geschleudert und drehte mich um mich selbst, bis mir ganz schwindelig wurde. Aus der Höhe konnte ich sehen, wie Pfarrer Bernhard mit seinem merkwürdigen Besucher aus dem Pfarrhaus trat, auch Palitzkis blieben stehen, rannten dann in ihr Haus. Meine Eingeweide rebellierten gegen die Zentrifugalkraft, die Fliehkraft drohte mich zu zerreißen. Ich versuchte, dagegen anzuschwimmen, doch es war zwecklos. Ich drohte bewusstlos zu werden. Doch in dem Moment wurde der Wirbel langsamer. Pfarrer Bernhard hatte begonnen, mit einem Astknüppel auf den Dämon einzuschlagen. Ich vernahm ein tiefes Knurren aus dem Hals des Ungeheuers, dann krachte ich vor der Kirchentür zu Boden. Ich hatte das Gefühl, dass jeder Knochen in meinem Körper gebrochen sein musste und konnte mich kaum bewegen. Ich versuchte es lieber gar nicht erst. Ich hörte nur einen Aufschrei und ein entsetzliches Geräusch, das an das Zerquetschen eines Körpers erinnerte. Als ich Pfarrer Bernhard schreien hörte, fiel ich in Ohnmacht.
    Ich wachte in der Kirche wieder auf. Jemand hatte mich auf den Altar gelegt. Mir tat noch immer jeder Körperteil weh, ich wagte kaum, den Kopf zu heben. Da vernahm ich eine vertraute Stimme. Viviane.
    »Sie ist wieder bei sich«, sagte sie und kam zu mir gelaufen. Ich versuchte ein Lächeln, als ich sie sah.
    »Nicht bewegen«, sagte sie. »Du bist schwer verletzt.«
    »Robert kann helfen«, krächzte ich heiser. Selbst das tat unheimlich weh.
    »Ich kann dir auch helfen. Ich bin jetzt eine mächtige Hexe. Ich lass dieses elende Monster Robert nicht an dich heran.«
    Eine weitere Stimme mischte sich ein. Pfarrer Bernhard. »Robert kann wirklich helfen. Sein Blut lässt sie schnell wieder heilen, sie kann schon in wenigen Stunden wieder völlig in Ordnung sein.«
    »Das kann ich auch. Ich habe soeben auch den Ziegen-Dämon in die Flucht geschlagen.«
    Viviane hatte den Fürsten besiegt? Das wäre ja fantastisch!
    »Er ist nur geflohen, um später wiederzukommen. Moona braucht sofort Hilfe.« Er beugte sich jetzt auch zu mir und sah mich an. »Ich hole ihn.«
    »Nein!«, protestierte Viviane, doch ich sah sie flehend an und hob meine Hand. »Lass ihn, bitte!« Sie schüttelte den Kopf und wollte beleidigt aus der Kirche stürmen, doch Pfarrer Bernhard hielt sie zurück. Ich konnte nicht verstehen, was er zu ihr sagte, doch es schien zu wirken. Sie blieb bei mir, während der Pfarrer meinen persönlichen Arzt holte.
    Kaum mit Viviane allein, bat ich sie, mir zu erzählen, was passiert war.
    Sie
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