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Die Lava

Die Lava

Titel: Die Lava
Autoren: Ulrich Magin
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Land. Franziska betrachtete die Sonne durch den grünen Baldachin der Palmen.
    Joe zeigte mit dem Arm auf den Strand und beschrieb in der Luft einen vagen Kreis. »Sie ist so klein, dass du sie auf keiner Karte findest, und selbst bei Google Earth hat man sie wegretuschiert«, erklärte er. »Du kannst da noch so ranzoomen, du wirst immer nur Wasser sehen! Hierhin kommen wir nach allen erledigten Aufträgen, um uns etwas zu erholen.«
    Franziska lachte auf. »Das ist ein guter Ort, falls man mal Schulden hat!«
    »Ja.« Joe nickte. »Nur: Rein kommst du nur mit Ausweis!«
    »Dann sage ich es mal so: Jetzt weiß ich endlich, wohin all die Flugzeuge im Bermuda-Dreieck verschwunden sind!«
    »Wäre es so schlimm, wenn wir hier nie wieder wegkämen?«
    Franziska blinzelte in die Brandung, zog die frische, salzige Seeluft ein, hob den Kopf zur Sonne empor und seufzte dann: »Nein!«
    Sie schwiegen.
    »Hast du je wieder von MacGinnis gehört?«
    »Er ist nicht vor Gericht gestellt worden. Im Gefängnis hat er einen Schlaganfall bekommen. Nach dem Schlag lag er noch ein paar Tage im Koma, dann ist er gestorben.«
    Joe sah einer Möwe nach, die über der See verschwand. »Sie haben ihm ein großes Begräbnis ausgerichtet. Er erhieltsogar posthum noch einen Orden. Man wird ihn in ehrbarer Erinnerung halten.« Er zögerte. »Ich habe meine Schuld jetzt wohl abbezahlt. Mein Großvater hat das damals alles angezettelt, vermutlich ist er an seinen eigenen Bakterien gestorben. Es sollte MacGinnis letzter Auftrag sein – nun ist es auch meiner gewesen.«
    Franziska lächelte. Es musste ihn Überwindung gekostet haben. Es war sein Leben gewesen.
    »Auf der Nachbarinsel«, sagte Joe langsam, »gibt es einen Vulkan. Der ist nur mäßig aktiv, aber er muss überwacht werden. Sie suchen jemanden mit Erfahrung.«
    Franziska verstand, was er meinte. Hier war kein schlechter Platz, hier konnte man bleiben.
    Im Radio kamen Nachrichten: Selbstmordattentate, ein havarierter Öltanker, ein Bürgerkrieg.
    »Stell das ab!«
    Franziska bemerkte ein abgegriffenes Taschenbuch, das neben Joe im Sand lag. »Was liest du?«
    Er sah auf und blinzelte schläfrig in die Sonne. »T. S. Eliot: Die Gedichte . «
    »Liest du mir etwas daraus vor?«
    »Ich übersetze dir meine Lieblingszeile.« Er klappte das Büchlein auf, suchte kurz, bis er die Stelle fand:
    »Was ist aus der Leiche geworden, die du letztes Jahr gepflanzt hast? Blüht sie schon?«
    Sie sahen stumm zu Clara hinüber, die mit einem Eimerchen in der Hand im knöcheltiefen Karibikwasser spielte.
    »Weißt du« – sagte Joe zufrieden und deutete mit dem Kopf in Richtung Clara – »für sie und alle anderen haben wir die Leiche am Blühen gehindert.«
    Die Wellen spülten auf den Sand. In Schottland blökten die Schafe, wie sie es seit Urzeiten taten, und in Deutschland schlief ein Vulkan wieder ein, der sich nur ein paar Mal kurz gereckt und gestreckt hatte – bis zum nächsten Ausbruch.

Nachbemerkung: Fakten und Fiktionen
    Dies ist ein Roman und kein Sachbuch. Dementsprechend sind die Fakten, wenn nötig, soweit in Details verändert worden, dass eine spannende Geschichte entstehen konnte. Die Wiese, auf der die Bergung stattfindet und auf der sich Menschen sonnen und Frisbee spielen, ist beispielsweise meine Erfindung: Tatsächlich erstrecken sich am Kloster Maria Laach bis zum Ufer reichende abgezäunte Viehweiden, auf denen friedlich die Rinder grasen.
    Einige Elemente dieser Erzählung haben sich dennoch ereignet:
    Die Handly Page Halifax ist tatsächlich am 29. August 1942 in den Laacher See gestürzt und liegt noch immer auf dem Grund. Allerdings war der Bomber mit einer Fracht von konventionellen TNT- und Amatol-Bomben beladen.
    Es gab Versuche mit Milzbranderregern auf einer Insel in der schottischen Gruinard Bay. Man hat von diesen Versuchen Farbfilme aufgenommen.
    Der letzte Ausbruch des Laacher Vulkans vor rund 13 000 Jahren war so verheerend, wie er in diesem Buch geschildert wurde. Tatsächlich kann sich eine solche Mega-Eruption jeden Tag wiederholen. Der Laacher See ruht nur, er ist längst nicht erloschen.

Die Halifax
    In der Nacht zum 30. August 1942 stürzte ein britischer Halifax-Bomber in den Laacher See. Kinder aus den benachbarten Gemeinden haben in der Nachkriegszeit auf dem Wrack gespielt, das noch aus dem Wasser ragte, seine Bombenfracht ist nach wie vor im See verschollen.
    Die Namen der Besatzung:
    Sgt H G Dryhurst (gefangen)
    Sgt J W Platt (beim Absturz
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